Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King
den Kopf zur anderen Seite. Kurz sah ich unter ihrem Kinn rosa Kiemen aufblitzen. »Meine Schwestern haben mir Geschichten über die Menschen erzählt. Sie haben gesagt, dass sie ihnen manchmal etwas vorsingen, um sie ins Wasser zu locken. « Sie grinste und entblößte dabei ihre scharfen, spitzen Zähne. »Ich habe schon geübt. Willst du es hören?«
»Nein, das will sie mit Sicherheit nicht.« Grimalkin stolzierte durch das Gras auf uns zu und reckte seinen buschigen Schwanz kerzengerade in die Höhe. Der Kater war tropfnass, das Wasser lief ihm in kleinen Bächen aus
dem Fell, und er wirkte alles andere als erfreut. »Kusch«, knurrte er das Mädchen an, woraufhin sie zischend zurückwich und die Zähne fletschte. Grimalkin schien das nicht zu beeindrucken. »Verschwinde! Ich habe momentan keine Lust, mit kleinen Nixen zu spielen. Na los, fort mit dir!«
Das Mädchen fauchte noch einmal und ließ sich dann wie ein Seehund ins Wasser gleiten. Als sie die Mitte des Flusses erreicht hatte, warf sie uns noch einen bösen Blick zu, bevor sie unter viel Gespritze verschwand.
»Nervtötende Sirenen«, meckerte Grimalkin, bevor er den Blick auf mich richtete und die Augen zu Schlitzen verengte. »Du hast ihr doch nichts versprochen, oder?«
»Nein.« Ich wurde ärgerlich. Natürlich war ich froh, den Kater zu sehen, aber seine Einstellung passte mir nicht. Schließlich war es nicht meine Schuld, dass uns die Kobolde gejagt hatten. »Du hättest sie nicht vergraulen müssen, Grim. Immerhin hat sie mir das Leben gerettet.«
Der Kater schlug mit dem Schwanz und bespritzte mich mit kleinenWassertröpfchen. »Sie hat dich nur aus reiner Neugier aus dem Fluss gezogen. Wenn ich nicht gekommen wäre, hätte sie dich entweder mit ihrem Gesang zurück ins Wasser gelockt und ertränkt, oder sie hätte dich einfach so gefressen. Zum Glück sind Nixen nicht besonders mutig. Sie ziehen Kämpfe unter Wasser vor, wo sie den Vorteil auf ihrer Seite haben. Und nun würde ich vorschlagen, dass wir uns einen Schlafplatz suchen. Du bist verletzt, und die Schwimmstunde hat mich ziemlich angestrengt. Falls du gehen kannst, würde ich dir raten, das jetzt zu tun.«
Ich zog eine Grimasse, rappelte mich aber mühsam auf. Meine Schulter fühlte sich an, als würde sie brennen, aber wenn ich den Arm eng an die Brust drückte, reduzierte sich der Schmerz auf ein dumpfes Pochen. Ich biss mir auf die Lippe, dann folgte ich Grimalkin weg vom Fluss und hinein in das Reich des Erlkönigs.
Trotz Nässe, Erschöpfung und Schmerzen fand ich immer noch die Energie zu gaffen. Bald fühlten sich meine Augen vom Starren riesig und geschwollen an. Das Land auf dieser Seite des Flusses war völlig anders als der unheimliche graue Wald der wilden Feen. Hier waren die Farben nicht blass und verwaschen, sondern extrem strahlend und lebendig. Die Bäume waren knallgrün, die Blumen schreiend bunt. Blätter funkelten rasiermesserscharf im Licht, und die Blüten fingen das Sonnenlicht ein wie Edelsteine. Es war alles wunderschön, aber während ich mich umsah, überkam mich ein beklemmendes Gefühl, das ich einfach nicht mehr loswurde. Alles schien … irgendwie falsch zu sein, als hätte die Realität nur einen schicken Anstrich erhalten, als würde ich hier gar nicht die wahre Welt sehen.
Meine Schulter schmerzte, und die Haut um die Wunde war heiß und geschwollen. Während die Sonne am Himmel höher stieg, kroch die pulsierende Hitze in meinen Arm und breitete sich über meinen Rücken aus. Schweiß lief mir übers Gesicht und in die Augen und meine Knie wurden weich.
Schließlich brach ich keuchend unter einer Tanne zusammen. Mein Körper war gleichzeitig heiß und kalt. Grimalkin schlug einen Bogen und kam mit steil aufgerecktem
Schwanz zu mir zurückgetrottet. Einen Moment lang sah ich zwei Grimalkins, doch dann blinzelte ich den Schweiß aus meinen Augen, und da war nur einer.
»Irgendetwas stimmt nicht mit mir«, keuchte ich, als der Kater mir einen gleichgültigen Blick zuwarf. Plötzlich sprangen seine Augen aus seinem Gesicht und schwebten zwischen uns in der Luft. Ich blinzelte, diesmal heftiger, und sie waren wieder normal.
Grimalkin nickte. »Traumgespinstgift«, erklärte er zu meiner Bestürzung. »Kobolde tränken ihre Speere und Pfeile in Gift. Wenn die Wahnvorstellungen einsetzen, bleibt einem nicht mehr viel Zeit.«
Angestrengt holte ich Luft. »Gibt es kein Heilmittel?«, flüsterte ich und ignorierte den Farn, der auf mich
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