Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King
Mischung aus Harfen und Trommeln, Geigen und Flöten, Glöckchen und Pfeifen, die irgendwie fröhlich und gleichzeitig melancholisch klang. Sie trieb mir Tränen in die Augen und plötzlich wollte ich nur noch von diesem Pferd runter und so lange tanzen, bis die Musik mich verzehrte und ich ganz in ihr aufging. Zum Glück murmelte Grimalkin so etwas wie: »Krieg dich wieder ein«, und grub seine Krallen in mein Handgelenk, bis ich wieder zu mir kam.
Und überall waren Feenwesen: Sie saßen auf den Marmorstufen und den Bänken, tanzten in kleinen Gruppen miteinander oder wanderten einfach umher. Meine Augen
konnten gar nicht alles aufnehmen. Aus dem Schatten eines Busches blinzelte mir ein Mann mit nacktem Oberkörper zu, dessen Beine mit zottigem Fell bewachsen waren und in Hufen endeten. Ein schlankes Mädchen mit grünlicher Haut trat aus einem Baum und schimpfte mit einem Kind, das an den Ästen baumelte. Der Junge streckte ihr die Zunge raus, schlug mit seinem Eichhörnchenschwanz und sprang höher in die Baumkrone hinauf.
Ich spürte, wie mich jemand an den Haaren zog. Über meiner Schulter schwebte eine winzige Gestalt, deren hauchdünne Flügel surrten wie die eines Kolibris. Ich keuchte erschrocken auf, doch der Ritter, der mich hielt, schenkte ihr nicht mal einen Blick. Die Gestalt streckte mir grinsend eine Frucht entgegen, die wie eine große Traube aussah, allerdings leuchtend blau und mit orangen Punkten. Ich lächelte höflich und nickte, doch die Kleine zeigte stirnrunzelnd auf meine Hand. Verwirrt streckte ich sie aus. Sie ließ die Frucht hineinfallen, kicherte entzückt und zischte ab.
»Sei vorsichtig«, grummelte Grimalkin, während ich den berauschenden Duft der kleinen Frucht einsog, bei dem mir das Wasser im Mund zusammenlief. »Für jemanden wie dich kann es unangenehme Folgen haben, gewisse Sachen im Feenland zu essen oder zu trinken. Also iss nichts. Eigentlich würde ich dir sogar raten, auch mit niemandem zu sprechen, bis wir Puck finden. Und was du auch tust, nimm keinerlei Geschenke an. Das wird eine lange Nacht!«
Ich schluckte und ließ die Frucht in einen Brunnen fallen,
an dem wir vorbeiritten. Riesige grün-goldene Fische schwammen um sie herum und rissen die Mäuler auf.
Die Ritter bahnten sich einen Weg zwischen den Feenwesen hindurch über den Hof und ritten auf eine hohe Steinmauer zu, in der ein zweiflügeliges silbernes Tor prangte. Zwei mindestens drei Meter große Kreaturen mit blauer Haut und kräftigen Stoßzähnen bewachten es. Unter ihren verlausten schwarzen Haaren und buschigen Augenbrauen blitzten gelbe Augen hervor. Obwohl sie bekleidet waren — über ihren Armen und ihrem Brustkorb spannte sich eine rote Uniform, deren Messingknöpfe fast absprangen –, wirkten sie Furcht einflößend.
»Trolle«, murmelte Grimalkin, während ich mich an den unerschütterlichen Elfenritter drückte. »Du kannst dankbar sein, dass wir uns in Oberons Reich befinden. Am Winterhof beschäftigen sie Oger.«
Die Ritter zügelten ihre Pferde und ließen mich wenige Meter vor dem Tor absteigen.
»Sei höflich, wenn du mit dem Erlkönig sprichst, Kind«, riet mir der Ritter, auf dessen Pferd ich gesessen hatte, bevor er sein Tier wendete. Dann stand ich vor zwei riesigen Trollen, mit nichts in der Hand als einem Kater und meinem Rucksack.
Grimalkin wand sich in meinem Arm, also setzte ich ihn auf den Boden.
»Komm schon.« Der Kater seufzte und zuckte mit dem Schwanz. »Begeben wir uns zu König Spitzohr und bringen es hinter uns.«
Die beiden Trolle blinzelten verwirrt, als der Kater furchtlos auf das Tor zulief. Er wirkte wie ein grauer Käfer
zwischen ihren krallenbewehrten Füßen. Einer von ihnen setzte sich in Bewegung, und ich rechnete fest damit, dass er Grimalkin zu Katzenpudding zertrampeln würde. Doch der Troll beugte sich nur vor und zog den einen Torflügel auf, während sein Kollege auf der anderen Seite dasselbe tat. Grimalkin warf mir über die Schulter einen ungeduldigen Blick zu, schlug mit dem Schwanz und schlüpfte zwischen den Torflügeln hindurch. Ich holte tief Luft, strich mir über die zerzausten Haare und folgte ihm.
Auf der anderen Seite des Tors wuchs dichter Wald, fast als wäre die Mauer gebaut worden, um ihn zurückzuhalten. Vor mir erstreckte sich ein Tunnel mit Wänden aus blühenden Bäumen und grünen Zweigen und der Duft der Blüten war so stark, dass ich davon leicht benebelt wurde.
Am Ende des Tunnels hing ein Vorhang aus Ranken, hinter
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