Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King
Mischung aus Erleichterung und einem eigenartigen Schuldgefühl folgte ich den Rittern aus der Küche.
Sie führten mich durch das verzweigte Brombeergestrüpp zu einer anderen Tür und öffneten sie. Ich betrat ein kleines Schlafgemach, das nicht annähernd so edel ausgestattet war wie das erste, aber trotzdem schön war. Als ich mich umsah, entdeckte ich hinter einer angrenzenden Tür ein dampfendes Wasserbecken, und plötzlich sehnte ich mich nach einem Bad.
Da hörte ich gedämpftes Hufgeklapper auf dem Teppich und drehte mich um. Eine große, schlanke Frau mit strahlend weißer Haut und schwarzen Haaren, gefolgt von zwei Satyrmädchen, trat ein. Das Kleid der Frau war so schwarz, dass es das Licht aufzusaugen schien, und ihre Finger waren dürr und extrem lang.
Eines der Satyrmädchen spähte hinter dem Rock der Frau hervor. Ich erkannte Tansy, die mir ein schüchternes Lächeln schenkte, als fürchtete sie, ich wäre wegen des Vorfalls mit Titania böse auf sie. War ich nicht. Sie war genau wie ich nur eine Schachfigur im Spiel der Königin gewesen. Doch bevor ich etwas sagen konnte, glitt die große Frau auf mich zu und packte mit ihren knochigen Fingern mein Kinn. Schwarze Augen, in denen weder Pupillen noch eine Iris zu erkennen war, musterten mein Gesicht.
»Schmutzig«, hauchte sie schließlich mit einer Stimme wie Seide, die über eine Stahlklinge gezogen wird. »Was für ein unansehnliches, schmutziges kleines Geschöpf. Was erwartet Oberon denn, was ich damit anfangen soll? Ich kann keine Wunder wirken.«
Ich entwand mein Gesicht ihrem Griff, was die Satyrmädchen erschrocken quieken ließ.
Die Frau schien jedoch belustigt. »Nun ja, ich schätze, wir werden es einfach versuchen müssen. Halbblut …«
»Mein Name ist nicht Halbblut«, fauchte ich, weil ich es langsam satthatte, diese Bezeichnung immer wieder zu hören, »sondern Meghan. Meghan Chase.«
Die Frau blinzelte nicht einmal. »Du gibst deinen Namen ziemlich leichtfertig preis, mein Kind«, stellte sie fest, was mich verwirrt die Stirn runzeln ließ. »Du hast Glück, dass das nicht dein Wahrer Name ist, sonst könntest du dich schnell in einer unangenehmen Lage wiederfinden. Also schön, Meghan Chase. Ich bin Dame Weberin, und du wirst mir jetzt gut zuhören. König Oberon hat mich gebeten, dich für das Elysium heute Abend hoffähig zu machen. Er wünscht nicht, dass seine HalbblutTochter vor dem Dunklen Hof in Bauernlumpen, oder schlimmer noch, in der Kleidung von Sterblichen herumstolziert. Ich sagte ihm, ich würde mein Bestes geben. Er solle keine Wunder erwarten, doch wir würden es zumindest versuchen. Aber…«, sie zeigte auf den Nebenraum, »… eins nach dem anderen. Du stinkst nach Mensch, Troll und Blut. Nimm ein Bad.« Sie klatschte in die Hände, und die beiden Satyrmädchen trabten an ihr vorbei und stellten sich vor mich. »Tansy und Clarissa
werden dir zur Hand gehen. Ich muss nun etwas entwerfen, was du tragen kannst und was deinen Vater nicht zum Gespött der Leute macht.«
Ich sah kurz zu Tansy, die meinem Blick auswich. Schweigend folgte ich den beiden zu dem Wasserbecken, zog meine stinkenden Sachen aus und glitt in das heiße Wasser.
Reinste Glückseligkeit. Ich ließ mich einige Minuten lang treiben und die Wärme bis in meine Knochen vordringen, bis die Schmerzen und die Anspannung der letzten drei Tage sich zu legen begannen. Dabei fragte ich mich, ob Feen eigentlich jemals schmutzig wurden oder schwitzten. Alle Adeligen, die ich bisher gesehen hatte, waren immer nur tadellos und elegant gewesen.
Die Hitze machte mich schläfrig. Ich musste wohl kurz eingedöst sein, denn ich hatte einen beängstigenden Traum, in dem eine große Schar schwarzer Spinnen über meinen Körper kroch und mich mit ihren Fäden einspannen, als wäre ich eine riesige Fliege. Als ich aufwachte, fröstelte ich und meine Haut juckte. Ich lag auf dem Bett, und Dame Weberin stand über mir.
»Nun ja.« Sie seufzte, während ich mich mühsam aufsetzte. »Es ist sicherlich nicht mein herausragendstes Werk, aber es wird wohl reichen. Komm her, Mädchen. Stell dich für einen Moment vor den Spiegel.«
Ich folgte ihrer Anweisung und starrte dann erstaunt mein Spiegelbild an. Ein schimmerndes silbernes Kleid bedeckte meinen Körper, der Stoff zarter als Seide. Er floss selbst bei der kleinsten Bewegung wie Wasser über meine Haut, die Ärmel bauschten sich um meine Arme
und berührten mich kaum. Meine Haare waren aufgedreht und mit
Weitere Kostenlose Bücher