Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King
Stimme: »Ihre Majestät Königin Mab, Herrin des Winterhofes, Herrscherin der Herbstlande, Königin von Luft und Finsternis!«
Und dann kamen die Dunklen.
Auf den ersten Blick sahen sie den Lichten Feen sehr ähnlich. Die kleinen Männer, die das Banner der Dunklen trugen, sahen aus wie Gnome in schicken Mänteln und mit roten Kappen. Dann bemerkte ich ihr schiefes, haifischähnliches Grinsen und den flackernden Wahnsinn in ihren Augen und wusste, dass sie keine netten Gartenzwerge waren, ganz im Gegenteil.
»Dunkerwichtel«, murmelte Grimalkin und rümpfte die Nase. »Vor denen solltest du dich besser in Acht nehmen, Mensch. Als sie das letzte Mal hier waren, hat ein etwas minderbemittelter Púca einen von ihnen zu einem
gezinkten Muschelspiel herausgefordert und gewonnen. Das ist nicht gut ausgegangen.«
»Was ist passiert?«, wollte ich wissen, während ich mich gleichzeitig fragte, was wohl ein Púca war.
»Sie haben ihn gefressen.«
Als Nächstes deutete er auf die Oger, riesige muskelbepackte Viecher mit wulstigen dummen Gesichtern und Hauern, an denen der Speichel heruntertropfte. Ihre Hände waren mit Metallringen gefesselt und um ihre dicken Hälse hingen Silberketten. Sie watschelten auf den Hof wie zugedröhnte Gorillas: Ihre Hände schleiften über den Boden, und sie kriegten nicht einmal mit, wie die Trolle ihnen mörderische Blicke zuwarfen.
Immer mehr Dunkle kamen auf die Lichtung: Dürre Schwarze Männer, wie der aus Ethans Kleiderschrank, staksten wie Spinnen über den Boden. Da gab es fauchende, spuckende Kobolde; einen Mann, dessen obere Körperhälfte die einer verfilzten schwarzen Ziege war, mit spitzen Hörnern, deren Enden im Licht funkelten. Und noch andere Kreaturen, eine grauenerregender als die andere. Sobald sie mich entdeckten, warfen sie mir gierige Blicke zu und leckten sich die Lippen. Zum Glück wagte es unter den strengen Blicken von Oberon und Titania keiner von ihnen, sich der Tafel zu nähern.
Nachdem sich die Zahl der Anwesenden fast verdoppelt hatte, erschien endlich Königin Mab.
Der erste Hinweis darauf war, dass die Temperatur auf der Lichtung um gute zehn Grad sank. Auf meinen Armen breitete sich Gänsehaut aus und zitternd wünschte ich mir, ich hätte etwas mehr an als nur ein Kleid aus
Spinnenseide und Florschleier. Ich wollte mit meinem Stuhl die Tafel schon ein Stück weiter hinunterrutschen, um dem kalten Wind zu entgehen, als eine Schneewolke aus dem Tor hervorbrach und eine Frau auf die Lichtung trat, bei deren Anblick andere Frauen vor Neid weinen und Männer ganze Kriege anzetteln würden.
Sie war nicht so groß wie Oberon und nicht so gertenschlank wie Titania, aber ihre bloße Anwesenheit zog alle Blicke auf sie. Ihr Haar war so schwarz, dass es stellenweise blau schimmerte, und fiel ihr wie ein Wasserfall aus Tinte über den Rücken. Ein Abgrund wie eine sternenlose Nacht tat sich in ihren Augen auf, die einen faszinierenden Kontrast zu ihrer hellen Porzellanhaut und ihren blassen, leicht bläulichen Lippen bildeten. Sie trug ein Kleid, das ihren Körper wie ein lebendig gewordener Schatten umfloss. Und genau wie Oberon und Titania strahlte sie absolute Macht aus.
Die Menge an Feenwesen auf diesem Hof – sowohl Lichte als auch Dunkle – machte mich äußerst nervös. Doch gerade, als ich dachte, es könne nicht mehr schlimmer werden, kam Mabs Gefolge durch das Tor.
Die ersten beiden Feen waren groß und schön wie alle ihrer Art, perfekt proportioniert und voller Anmut. Sie trugen ihre schwarz-silbernen Outfits mit dem unerschütterlichen Selbstbewusstsein des Adels und hatten die langen schwarzen Haare zurückgebunden, was ihre stolzen, grausamen Gesichtszüge betonte. Fürsten der Finsternis gleich marschierten sie mit derselben Arroganz wie die Königin mit wehenden Mänteln hinter Mab her. Ihre schlanken Hände ruhten auf den Griffen ihrer Schwerter.
Der dritte Adelige, der ihnen folgte, war ebenfalls in Schwarz und Silber gekleidet. Genau wie die beiden anderen hing ein Schwert wie selbstverständlich an seiner Hüfte und sein Gesicht trug die feinen Züge eines Aristokraten. Doch im Gegensatz zu den beiden anderen blickte er völlig desinteressiert drein. Das ganze Ereignis schien ihn eher zu langweilen. Als das Mondlicht seine Augen traf, funkelten sie wie Silbermünzen.
Mein Herz erstarrte zu Eis und mir wurde schlecht. Das war er, der Junge aus meinen Träumen, der Junge, der Puck und mich durch den Wald gejagt hatte. Hektisch sah ich
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