Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King
der Bar ging, hörte ich Hufe über den Holzboden klappern. »Warum kommst du nicht hier rüber und ich mixe dir was Schönes? Geht aufs Haus, wie wär’s?«
Grimalkin sprang auf einen Barhocker und stützte die Vorderpfoten auf die Theke. Der Mensch auf dem Hocker neben ihm schlürfte seinen Drink, als wäre nichts passiert.
»Wir sind auf der Suche nach Shard«, sagte Grim, als der Barkeeper sich von mir abwandte, um ihm einen irritierten Blick zuzuwerfen.
»Shard hat zu tun«, erklärte der Satyr, doch er wich dabei Grims Blick aus und begann, geschäftig die Theke abzuwischen. Grim starrte ihn unverwandt weiter an, bis der Satyr wieder aufschaute. »Ich habe doch gesagt, sie ist beschäftigt. Und jetzt verpiss dich besser, bevor ich den
Dunkerwichteln sage, sie sollen dich in eine Flasche stopfen! «
»So redet man doch nicht mit Gästen, David«, hauchte eine kühle weibliche Stimme hinter mir und ließ mich zusammenzucken. »Insbesondere, wenn einer ein alter Freund ist.«
Die Frau hinter uns war klein, schlank und blass und hatte neonblaue Lippen, die zu einem boshaften Lächeln verzogen waren. Ihre zu Stacheln geformten Haare, die wild von ihrem Kopf abstanden, waren blau, grün und weiß gefärbt, sodass es aussah, als würden ihr Eiszapfen aus der Kopfhaut wachsen. Sie trug eine enge Lederhose, ein bauchfreies Top, das gerade so ihren Busen bedeckte, und an ihrem einen Oberschenkel einen Dolch. In ihrem Gesicht funkelten unzählige Piercings aus Silber oder Gold: an den Augenbrauen, der Nase, den Lippen, den Wangen. An ihren langen, spitzen Ohren glitzerten Ringe, Stecker und Stäbe, und zwar genug davon, um jeden Metalfan vor Neid erblassen zu lassen. Ihr Bauchnabel war von einem Silberstab durchstochen, an dem ein winziger Anhänger in Form eines Drachen hing.
»Hallo, Grimalkin«, fuhr die Frau in schicksalsergebenem Ton fort. »Ist schon eine Weile her, oder? Was führt dich in meinen bescheidenen Klub? Und noch dazu mit dem Welpen vom Sommerhof im Schlepptau.« Ihre mal blau, mal grün schimmernden Augen musterten mich neugierig.
»Wir brauchen eine Passage nach Tir Na Nog«, erklärte Grimalkin, ohne zu zögern. »Wenn möglich, noch heute Nacht.«
»Sonst noch was?« Shard grinste und bedeutete uns, uns in einer Sitzgruppe in der Ecke niederzulassen. Sobald wir alle saßen, lehnte sie sich zurück und schnippte mit den Fingern. Ein schlaksiger, hoch aufgeschossener Mensch löste sich aus den Schatten und trat neben sie. Das Gesicht des Mannes glühte vor Bewunderung.
»Einen Appletini«, befahl sie. »Wenn du was verschüttest, verbringst du den Rest deiner Tage als Kakerlake. Wollt ihr zwei auch etwas?«
»Nein«, erklärte Grimalkin entschieden.
Ich schüttelte nur den Kopf.
Der Mensch schlich davon. Shard lehnte sich vor und ihre blauen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Also, eine Passage ins Reich des Winters. Ihr wollt meinen Steig benutzen, ist das korrekt?«
»Es ist nicht dein Steig«, entgegnete Grimalkin und klopfte mit dem Schwanz auf das Sitzkissen.
»Aber er befindet sich unter meiner Disco«, erklärte Shard, »und die Winterkönigin wird nicht erfreut sein, wenn ich den Sommerwelpen unangekündigt in ihr Reich lasse. Schau mich nicht so an, Grim. Ich bin nicht blöd. Ich erkenne die Tochter des Erlkönigs, wenn ich sie sehe. Bleibt also die Frage, was springt für mich dabei raus?«
»Eine Gefälligkeit wird eingelöst«, Grimalkin sah sie aus schmalen Augen an, »deine Schuld bei mir beglichen. «
»Was dich angeht, ist das ja gut und schön«, meinte Shard und musterte mich anzüglich, »aber was ist mit ihr? Was kann sie mir anbieten?«
Ich schluckte. »Was willst du?«, fragte ich, bevor Grimalkin
etwas erwidern konnte. Der Kater warf mir einen verärgerten Blick zu, doch ich ignorierte ihn. Wenn schon jemand um mein Schicksal feilschen musste, dann würde ich das sein. Ich wollte auf keinen Fall, dass Grimalkin dieser Frau ohne meine Zustimmung mein Erstgeborenes versprach.
Shard lehnte sich zurück und schlug lächelnd die Beine übereinander. Der schlaksige Mann erschien mit ihrem Drink, einer grünen Flüssigkeit mit einem Schirmchen darin, und sie nippte in aller Ruhe daran, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen.
»Hm, das ist eine gute Frage«, murmelte Shard und ließ nachdenklich ihren Appletini im Glas kreisen. »Was will ich von dir? Es muss ja schrecklich wichtig für dich sein, in Mabs Reich zu gelangen. Was wäre es dir denn wert?« Sie
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