Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
könnte den Arm über den Tisch strecken, seine Hand packen und ihn in Sicherheit ziehen. »Ash!«, schrie ich und hielt ihm die Hand hin. »Spring! Komm schon, du kannst dagegen ankämpfen. Bitte …« Meine Stimme brach und wurde zu einem Flüstern. »Tu das nicht. Zwing uns nicht, gegen dich zu kämpfen …«
Ash starrte nur weiter geradeaus und rührte sich nicht. Ein Schluchzen stieg in meiner Kehle auf. Ich erreichte ihn nicht. Ash war für uns verloren. Der kalte Fremde auf der anderen Seite des Tisches hatte seinen Platz eingenommen.
»Tja.« Virus trat einen Schritt zurück. »Das wird langsam langweilig. Ich denke, es wird Zeit, mir zu holen, was ich von dir will, Süße. Ash …« Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Töte die Prinzessin. Töte sie alle.«
Blaues Licht flammte auf, als Ash sein Schwert zog und über dem Tisch kreisen ließ. Es ging so schnell, dass ich nicht einmal mehr schreien konnte, ehe die eisige Klinge auf mein Gesicht zuraste.
Puck warf sich vor mich, fing die Klinge mit seinem Dolch ab und lenkte den Schlag unter dem Kreischen des Metalls ab, dass die Funken nur so sprühten. Ich taumelte zurück, Puck packte mein Handgelenk und zog mich weg, selbst als ich zu protestieren begann. »Rückzug!«, schrie er, als die Dornenwache mit Gebrüll über den Tisch hechtete. Als ich über die Schulter schaute, sah ich, wie Ash elegant auf die Tischplatte sprang und mich mit diesen schrecklich ausdruckslosen Augen fixierte. »Zieh dich zurück, Eisenpferd, es sind zu viele!«
Mit einem Grollen und einem Feuerstrahl nahm Eisenpferd seine wahre Gestalt an, spuckte Stichflammen und trat mit seinen Hufen um sich. Die Wachen wichen erschrocken zurück. Eisenpferd stürmte auf sie zu, fegte einige von ihnen aus dem Weg und erkämpfte uns so einen Weg zur Tür.
Sobald die riesige Eiserne Fee an uns vorbeigedonnert war, schob Puck mich Richtung Ausgang. »Lauf!«, rief er und wirbelte herum, um Ashs Schwert abzuwehren, das auf seinen Rücken gezielt hatte.
»Ash, hör auf!«, schrie ich, aber der Winterprinz beachtete mich nicht.
Als die Dornengarde nachrückte, stieß Puck einen unterdrückten Fluch aus und warf einen pelzigen schwarzen Ball in ihre Mitte. Er verwandelte sich in einen wütenden Grizzlybären, der sich mit einem ohrenbetäubenden Brüllen auf die Hinterbeine erhob und damit jeden im Raum zusammenschrecken ließ. Während die Dornengarde und Ash sich dieser neuen Bedrohung zuwandten, packte Puck meine Hand und zerrte mich aus dem Raum.
»Den habe ich mir aufgehoben, nur für alle Fälle«, keuchte er, als Eisenpferd anerkennend schnaubte. »Und jetzt lasst uns von hier verschwinden.«
Wir rannten zum Fahrstuhl. Der Flur schien jetzt viel länger zu sein, so als würden die Stahltüren sich absichtlich vor uns zurückziehen. Einmal schaute ich zurück und sah, dass Ash auf uns zumarschierte. Sein Schwert tauchte den Flur in bläuliches Licht. Die eisige Ruhe in seinem Gesicht jagte mir schreckliche Angst ein und ich riss den Blick von ihm los.
Vor uns klingelte der Aufzug. Einen Moment später glitten die Fahrstuhltüren auf und eine Schwadron Dornengardisten trat heraus.
»Ihr wollt mich wohl verarschen!«, rief Puck, während er schlitternd zum Stehen kam. Völlig synchron zogen die Ritter ihre Schwerter und marschierten im Gleichschritt auf uns zu, so dass das Scheppern ihrer Stiefel im ganzen Flur widerhallte.
Ich schaute mich um. Ash kam ebenfalls immer näher, seine Augen waren glasig, sein Blick furchterregend.
Ein Klicken erklang irgendwo im Flur und wie durch ein Wunder öffnete sich eine der Seitentüren.
»Wie vorhersehbar«, seufzte Grimalkin, als er in der offenen Tür erschien. Wir gafften ihn an, während er uns amüsiert musterte. »Ich dachte mir, ihr bräuchtet vielleicht einen alternativen Fluchtweg. Warum bleibt es eigentlich immer an mir hängen, an so etwas zu denken?«
»Ich würde dich ja küssen, Kater«, erklärte Puck, während wir uns durch die Tür schoben, »aber jetzt haben
wir es gerade ziemlich eilig. Außerdem könnten die Haarknäuel unangenehm sein.«
Ich knallte die Tür hinter uns zu und lehnte mich keuchend dagegen, während wir die neue Umgebung studierten. Vor uns erstreckte sich ein riesiger weißer Raum, in dem Hunderte von Raumteilern ein Labyrinth aus Arbeitsnischen und Gängen schufen. Ein leises Summen lag in der Luft, fast übertönt vom rhythmischen Klappern der Tastaturen. An den Schreibtischen in den
Weitere Kostenlose Bücher