Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
mäßig, und dabei verschwommene Wellen hinterließen. Ohne nachzudenken, drehte ich mich und streckte die Hand aus. Mir war überhaupt nicht bewusst, wie verrückt das war und dass mich die Bolzen auf so kurze Distanz zerfetzen würden wie ein Blatt Papier. Dass wir alle höchstwahrscheinlich sterben würden, durchlöchert von den spitzen Geschossen, die selbst dann noch tödlich gewesen wären, wenn sie nicht aus Eisen bestanden hätten. Ich dachte an gar nichts, als ich herumwirbelte und ruckartig die Hände bewegte, während ein elektrischer Strom unter meiner Haut summte.
Eine Druckwelle erschütterte die Luft. Die Bolzen flogen rechts und links an uns vorbei, bohrten sich in die Wände oder prallten scheppernd von Metallstreben ab, um klappernd auf dem Boden zu landen. Ich hörte einige Eiserne Feen aufschreien, als sie getroffen wurden, aber nicht einer von dem halben Dutzend Bolzen kam uns auch nur nahe.
Die Ritter von der Dornengarde keuchten. Ash und Puc k starrten mich an, als wäre mir ein zweiter Kopf gewachsen. Ich zitterte heftig, wohl von dem seltsamen, kalten Schein, der sich unter meiner Haut wand und mir in den Ohren dröhnte.
»Unmöglich.« Virus drehte sich langsam zu mir um. Aus ihrem Gesicht war jede Farbe gewichen. Sie schüttelte den Kopf, als müsse sie sich selbst von etwas überzeugen. »Du kannst es nicht sein. Ein schwächliches Menschenmädchen? Du bist ja nicht einmal eine von uns. Da liegt ein Fehler vor, da muss ein Fehler vorliegen!«
Ich hatte keine Ahnung, wovon sie da redete, aber das schien auch nicht weiter wichtig zu sein. Virus begann zu kichern und schob sich einen der grün lackierten Fingernägel in den Mund, während ihr Gelächter immer lauter und hysterischer wurde, bis sie schließlich verstummte und mich mit weit aufgerissenen irren Augen anstarrte.
»Nein!«, schrie sie so laut, dass sogar die Dornengardisten zusammenfuhren. »Das ist falsch! Ich war seine Nummer zwei! Seine Macht sollte mir gehören!«
Ihr Mund öffnete sich, klaffte grotesk weit auf, und die Ritter wichen langsam vor ihr zurück. Mein Herz raste und ich drückte mich an Ash und Puck. Ich spürte ihre finstere Entschlossenheit, kämpfend unterzugehen, egal, was kam. Die Luft begann zu vibrieren, ein schreckliches Summen kam von überall her und Virus legte den Kopf in den Nacken. Mit dem Dröhnen von einer Million Bienen stieg kreisend ein riesiger Schwarm Metallwanzen aus Virus’ Mund und wogte wie eine bizarr funkelnde Wolke um sie herum.
Mit einem grausamen Grinsen sah sie auf uns herab und streckte dann eine Hand aus, die aus dem Zentrum ihres summenden Wirbelsturms ragte. »Und jetzt, meine Lieben«, verkündete sie, auch wenn sie über dem dröhnenden Summen tausender Käfer kaum zu verstehen war, »werden wir dieses kleine Spiel ein für alle Mal beenden. Ich hätte das schon tun sollen, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, aber ich hatte ja keine Ahnung, dass du diejenige bist, nach der ich die ganze Zeit gesucht habe.«
Um mich herum herrschte auf einmal vollkommene Stille. Der kalte Schein vibrierte immer noch unter meiner Haut und ich konnte Metall in der Luft schmecken. Ich musterte den Schwarm und sah Tausende von einzelnen Käfern, aber gleichzeitig auch eine einzige Kreatur mit einem Bewusstsein, einem Ziel, einer Absicht.
Schwarmintelligenz, dachte ich ungerührt, obwohl ich keine Ahnung hatte, warum ich so gelassen war. Kontrolliere einen, dann kontrollierst du alle.
Am Rand meines Bewusstseins nahm ich wahr, dass Virus gerade etwas sagte, doch ihre Stimme schien von weit her zu kommen.
»Los«, kreischte sie und riss den Arm herum, bis er auf uns zeigte. »Kriecht in ihre Kehlen und Nasenlöcher, in ihre Augen und Ohren und in jede Pore. Grabt euch in ihre Gehirne und sorgt dafür, dass sie sich selbst das Herz rausreißen!«
Der Schwarm flog auf uns zu, eine wütende, summende Wolke. Ash und Puck drückten sich enger an mich. Ich spürte, dass einer von ihnen zitterte, konnte aber nicht sagen, wer. Ein Dröhnen erfüllte meine Ohren, während der Schwarm immer näher kam – strahlend hell durch den Eisernen Schein und verschmolzen zu einer einzigen riesigen Einheit.
Ein Bewusstsein. Ein Wesen.
Ich riss beide Hände hoch, als der Schwarm seinen Angriff startete.
Stopp!
Der Schwarm teilte sich, rauschte um uns herum und summte ohrenbetäubend. Aber er griff nicht an. Wir standen in der Mitte eines dröhnenden Wirbelsturms, die Metallkäfer schossen wild um
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