Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
die Zugseile oder hockten sich auf das Geländer, um uns von dort aus mit ihren unheimlichen grünen Augen zu mustern. Ash drückte mich an sich und zog sein Schwert, bereit, jeden Gremlin aufzuschlitzen, der uns zu nahe kam, aber die winzigen Eisernen Feen machten keinerlei Anstalten, uns anzugreifen. Ihre summenden Stimmen erfüllten die Luft wie das Rauschen eines falsch eingestellten Radios und ihre wild grinsenden Münder tauchten uns in einen bläulichen Schein, während wir ungehindert weiter die Mauer hinaufkrochen.
»Was machen die denn?«, flüsterte ich und drückte mich enger an Ash. Er hatte einen Arm um mich geschlungen und hielt sein Schwert zwischen uns und die Gremlins. »Warum starren sie uns nur an? Was wollen sie? Eisenpferd?«
Der Leutnant schüttelte den Kopf. » ICH WEISS ES NICHT, PRINZESSIN «, erwiderte er und klang dabei genauso verwirrt, wie ich mich fühlte. » EIN SOLCHES VERHALTEN HABE ICH BEI IHNEN NOCH NIE ZUVOR ERLEBT .«
»Tja, dann sag ihnen doch, dass sie verschwinden sollen. Die sind mir echt zu gruselig.«
Ein lautes Summen lief durch die uns umgebenden Gremlins, dann fing der Schwarm an, sich aufzulösen. Sie krochen über die Mauer davon, verschwanden durch die Fenster, quetschten sich in irgendwelche Spalten oder krabbelten einfach zurück auf das Dach. Genauso schnell, wie sie aufgetaucht waren, verschwanden die Gremlins wieder und an der Mauer war es abermals dunkel und still.
»Okay.« Puck sah sich wachsam um. »Das war … schräg. Hat irgendjemand vielleicht Gremlinabwehrmittel versprüht? Oder ist ihnen einfach langweilig geworden?«
Ash steckte sein Schwert weg und ließ mich los. »Vielleicht haben wir sie verschreckt.«
»Vielleicht«, stimmte ich ihm zu, aber Eisenpferd musterte mich, seine roten Augen waren unergründlich.
Grimalkin tauchte wieder auf und kratzte sich am Ohr, als wäre gar nichts passiert. »Das spielt jetzt keine Rolle«, sagte er, als die Plattform mit einem Knirschen die Dachkante erreichte. »Sie sind weg und das Zepter ist nahe.« Gähnend blinzelte er zu uns hoch. »Nun? Wollt ihr hier nur rumstehen und hoffen, dass es euch direkt in die Arme fliegt, oder was?«
Wir kletterten von der Plattform auf das Dach der Fabrik. Hier oben war der Wind stärker, riss an meinen Haaren und ließ mein Kleid flattern wie ein Segel. Ich klammerte mich an Ash und wir kämpften uns über das Dach vorwärts. Tief unter uns breitete sich die Stadt um uns herum aus wie ein funkelnder Sternenteppich.
In der Mitte des Daches befanden sich einige leicht erhöhte Oberlichter, durch die ein grünliches Leuchten nach draußen drang. Vorsichtig schob ich mich an eines von ihnen heran und spähte in die Tiefe.
»Da«, murmelte Ash und zeigte auf ein Zwischengeschoss, das sich ungefähr sechs Meter über dem Boden befand und damit circa zehn Meter unter uns. Durch das Glas konnte ich zwischen einheitlichem Grau und Weiß einen giftgrünen Fleck erkennen, der von einigen Feen in schwarzen Rüstungen umgeben war. Virus trat an den Rand der Galerie und blickte über die Menge hinweg – schätzungsweise hatte sie vor, zu den versammelten Feen zu sprechen. Ich sah Dornengardisten, Drahtmänner und ein paar grünhäutige Männer in schicken Anzügen, dazu noch mehrere Feenwesen, die ich nicht kannte. Das Zepter pulsierte gelblich grün in Virus’ Händen, als sie es über ihrem Kopf schwenkte und ein gedämpftes Gebrüll von der Menge aufstieg.
»Okay, wir haben sie also gefunden«, stellte Puck fest und drückte die Nase gegen das Glas. »Und so, wie es aussieht, hat sie noch nicht ihre gesamte Armee versammelt, was ja wirklich nett ist. Also, wie kommen wir an sie ran?«
Ash räusperte sich leise und zog sich zurück. »Ihr überhaupt nicht«, murmelte er. »Ich schon.« Er wandte sich zu mir um. »Nach ihrem letzten Kenntnisstand stehe ich noch immer unter ihrer Kontrolle. Wenn ich nahe genug an sie herankomme, um mir das Zepter zu schnappen, bevor sie realisiert, was passiert …«
»Vergiss es, Ash, das ist viel zu gefährlich.«
Er schenkte mir einen nachsichtigen Blick. »Alles, was wir versuchen, wird gefährlich sein. Ich bin bereit, dieses Risiko einzugehen.« Er hob die Hand und strich mit den Fingern über die Stelle, wo Puck ihn verwundet hatte. »Ich bin noch nicht vollständig genesen. Ich werde also nicht ganz so gut kämpfen können wie sonst. Hoffentlich kann ich Virus lange genug täuschen, um ihr das Zepter abzunehmen.«
»Und dann was?«,
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