Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
uns herum, doch sie näherten sich nicht weiter.
Ich spürte, wie der Schwarm sich gegen meinen Willen auflehnte und versuchte, gegen ihn anzukommen. Ich sah Virus’ Gesicht – erst völlig ungläubig, dann blass vor Wut. Sie machte eine entschlossene Geste und der Schwarm reagierte mit wütendem Summen. Ich verstärkte meinen Griff auf ihn, schickte mehr Magie in die unsichtbare Barriere und zog Schein aus der Fabrik. In meinem Kopf hämmerte es und mir lief der Schweiß in die Augen, aber ich durfte in meiner Konzentration nicht nachlassen, sonst würden wir in Stücke gerissen werden.
Virus grinste fies. »Ich habe dich unterschätzt, Meghan Chase«, stellte sie fest und schwebte höher in die Luft hinauf. »Ich hätte nicht gedacht, dass du mich dazu zwingen würdest, das Zepter zu benutzen, aber bitte schön. Weißt du eigentlich, was es macht, Süße?«, fragte sie und hielt es vor sich ausgestreckt. Ruckartig hob Ash den Kopf. »Ich habe eine Ewigkeit gebraucht, es herauszukriegen, aber ich habe es schließlich geschafft.« Sie grinste triumphierend. »Es verstärkt die Macht desjenigen, der es hält. Ist das nicht interessant? Ich könnte also zum Beispiel dafür sorgen, dass meine lieben Käferchen das hier machen …«
Das Zepter leuchtete kränklich grün auf und in seinem Licht begann der Schwarm, sich zu verwandeln. Die Käfer schwollen an wie Zecken voller Blut, wurden scharfkantig, bekamen lange Stacheln und riesige, geschwungene Kiefer. Jetzt waren sie so groß wie meine Faust, eine grauenhafte Kreuzung aus Wespe und Skorpion, und ihr Flügelschlag klang, als würden eine Million Messer gewetzt. Und auch ihr Bewusstsein veränderte sich, es wurde wilder, instinktgesteuerter und räuberischer. Ich verlor nahezu den Zugriff darauf, so dass der Wirbelsturm sich enger um uns schloss und immer näher kam. Bis ich die Kontrolle zurückgewann und ihn wieder ein Stück wegschob.
Da stürzten die Käfer sich mit einem wütenden Summen auf jedes Lebewesen, das in ihrer Reichweite war, inklusive der Wachen, die uns umringten. Die Ritter der Dornengarde schrien auf, taumelten zurück und schlugen wild auf sich selbst ein, während die Metallkäfer sie umschwärmten, bissen, stachen und sich in ihre Rüstungen gruben.
Virus kicherte wie wahnsinnig über unseren Köpfen. »Tötet sie!«, kreischte sie, als einige der Käfer sich in ihre Opfer hineinfraßen, die sofort wild zuckend und schreiend zu Boden gingen. Mir drehte sich der Magen um, aber ich konnte den Blick nicht abwenden, aus Angst, dann den Schwarm nicht mehr abhalten zu können. Mir war schleierhaft, was Virus damit bezweckte, bis die Ritter der Dornengarde sich einen Moment später schwerfällig aufrichteten und plötzlich dieses irre Funkeln in ihren Augen stand.
Mit erhobenen Schwertern taumelten sie auf uns zu, während aus ihren Wunden und den Löchern in ihren Rüstungen das Blut strömte – in ihrem Blick nicht einmal ein Hauch von Verstand. Ash und Puck stellten sich ihnen am Rand des Wirbels entgegen und das Scheppern ihrer Waffen gesellte sich zum Dröhnen des Schwarms.
Wir waren verloren. Ich konnte nicht ewig so weitermachen. Das schmerzhafte Hämmern in meinem Kopf war inzwischen so stark, dass mir davon übel wurde, und meine Arme zitterten vor Erschöpfung. Ich konnte spüren, wie die Menge an Schein, die ich benutzte, um den Schwarm zurückzuhalten, mir die Kraft raubte.
Aus dem Augenwinkel bemerkte ich einen Ritter der Dornengarde, der völlig mit Käfern bedeckt war. Er wankte zum Rand des Zwischengeschosses und hob eine Armbrust auf. Dann bestückte er die Waffe mit einem eisernen Bolzen und richtete sie auf mich. Ich konnte mich nicht bewegen. Wenn ich auswich, würde der Schwarm losbrechen und uns töten. Puck und Ash waren damit beschäftigt, gegen die anderen Ritter zu kämpfen, und konnten mir nicht helfen. Ich konnte ihnen nicht einmal eine Warnung zurufen. Wie in Zeitlupe sah ich zu, wie er ungehindert die Armbrust hob und zielte.
Später erinnerte ich mich an die scheppernden Schritte, die die Treppe heraufstürmten, aber auch nur, weil sie so fehl am Platz schienen. Ich sah, wie Puck herumwirbelte, wie er hektisch seinen Dolch warf und die schmale Waffe auf den Dornengardisten zusegelte, gerade als der den Abzug drückte. Der Dolch bohrte sich tief in die Brust des Ritters und schleuderte ihn von der Galerie, aber es war zu spät. Der Bolzen flog auf mich zu und ich konnte nichts dagegen tun.
Etwas Großes,
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