Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
zurückzukehren.«
»Genau«, erwiderte Mab leise und wilde Verzweiflung packte mein Herz. Wenn Ash diese Worte aussprach, war es vorbei. Ein Feenwesen konnte kein Versprechen brechen, selbst wenn es das wollte. »Leiste den Eid«, fuhr Mab fort, »dann ist alles verziehen. Du kannst nach Tir Na Nog zurückkommen. Du kannst in den Palast zurückkehren und deinen Platz als Thronfolger einnehmen. Sage ist nicht mehr und Rowan ist für mich gestorben.« Mab drückte Ash einen Kuss auf die Wange und trat zurück. »Du bist der letzte Prinz des Winterreiches. Es ist Zeit, nach Hause zurückzukehren.«
»Ich …« Diesmal zögerte Ash. Er sah mich an, seine Augen waren hell und sein gequälter Blick flehte um Vergebung. Das aufsteigende Schluchzen würgte mich und ich wandte mich ab. Meine Kehle zog sich vor Kummer zusammen. Ich wollte nicht hören, wie er die Worte aussprach, die ihn mir für immer nehmen würden.
»Ich kann nicht.«
Schweigen senkte sich über die Ebene. Puck erstarrte. Ich konnte spüren, wie geschockt er war. Ich biss mir auf die Lippe und wandte mich wieder Ash zu. Ich konnte es kaum glauben.
Ash erwiderte Mabs Blick ruhig, während die Königin ihn mit einer schrecklich ausdruckslosen Miene anstarrte. »Verzeih mir«, murmelte Ash und ich bemerkte ein ganz leichtes Zittern in seiner Stimme. »Aber ich kann nicht … Ich werde … ich werde sie nicht aufgeben. Nicht jetzt, nachdem ich sie gerade erst gefunden habe.«
Ich hielt es nicht länger aus. Mit einem Ruck riss ich mich von Puck los und wollte zu Ash laufen. Ich konnte nicht zulassen, dass er das allein durchstand. Doch da trat Oberon mir in den Weg und hielt mich zurück, unverrückbar wie ein Berg.
»Störe die beiden nicht, Tochter«, sagte Oberon so leise, dass nur ich ihn verstehen konnte. »Das ist eine Angelegenheit zwischen dem Winterprinzen und seiner Königin. Das Lied muss bis zum Ende gespielt werden.«
Verstört sah ich wieder zu Ash.
Mab war wie versteinert, eine wunderschöne, todbringende Statue, die auf eisbedecktem Boden stand. Nur ihre Lippen bewegten sich, während sie ihren Sohn anstarrte. Die Luft um sie herum wurde mit jeder Sekunde frostiger. »Du weißt, was geschehen wird, wenn du dich weigerst.«
Falls Ash Angst hatte, zeigte er es nicht. »Ich weiß«, sagte er matt.
»Ihre Welt wird dich verschlingen«, prophezeite Mab. »Sie wird dich verzehren, Stück für Stück. Abgeschnitten vom Nimmernie wirst du nicht überleben. Ganz egal,
ob es ein Jahr der Sterblichen dauert oder tausend, du wirst nach und nach verblassen, bis du irgendwann einfach aufhörst zu existieren.« Mab trat noch näher an ihn heran und zeigte mit dem Zepter auf mich. »Sie wird sterben, Ash. Sie ist nur ein Mensch. Sie wird alt werden, welken und sterben und ihre Seele wird an einen Ort fliehen, an den du ihr nicht folgen kannst. Und dann wirst
du allein zurückbleiben und durch die Welt der Sterblichen streifen, bis auch du nur noch eine Erinnerung
bist. Und danach …«, die Königin öffnete ihre leere Faust, »… nichts. Für immer.«
Ash reagierte nicht, aber mich trafen die Worte der Königin wie ein Schlag in den Magen. Bittere Galle stieg mir in die Kehle. Wie konnte ich nur so blind und dumm gewesen sein? Grimalkin hatte mir einst erzählt, dass Feenwesen, die aus dem Nimmernie verbannt wurden, sterben mussten, dass sie so lange dahinschwanden, bis nichts mehr von ihnen übrig war. Tiaothin hatte mir im Winterpalast dasselbe erzählt, aber ich hatte es nicht hören wollen. Ich hatte es die ganze Zeit gewusst, hatte mich aber geweigert, es zu glauben. Oder vielleicht hatte ich mich auch einfach nicht daran erinnern wollen.
»Das ist deine letzte Chance, Prinz.« Mab trat zurück. Ihre Stimme war jetzt hart und kalt, als würde sie mit einem Fremden sprechen. »Leiste mir diesen Schwur, sonst wirst du für immer in die Welt der Sterblichen verbannt werden. Triff deine Wahl.«
Ash sah mich an. In seinen Augen spiegelten sich Schmerz und ein wenig Bedauern, aber vor allem ein so tiefes Gefühl, dass mir der Atem stockte. »Das habe ich bereits.«
»So sei es.« Wenn Mabs Stimme zuvor kalt gewesen war, so war sie jetzt arktisch. Sie schwenkte das Zepter und mit einem scharfen Knacken erschien ein Riss in der Luft. Wie Tinte, die über Papier läuft, erweiterte er sich zu einem zerklüfteten Tor. Hinter dem Tor flackerte eine Straßenlaterne und Regen fiel zischend auf eine Straße. Der Geruch von Teer und nassem Asphalt drang
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