Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
vor einer Gruppe Dunkerwichtel einen Striptease hinlegen.«
»Oooh, darf ich dabei zusehen?«
Ich verdrehte die Augen und wandte mich von ihr ab, als der Lichte Hof endlich erschien. Eine Reihe weißer Pferde fegte in den Hof, ihre Hufe schwebten über dem Boden und ihre Augen waren so blau wie der Sommerhimmel. In den Sätteln aus Borke, Zweigen und blühenden Ranken saßen Elfenritter, gekleidet in elegante, aus Blättern geschaffene Rüstungen, und sahen arrogant auf die Menge herab. Nach den Rittern folgten die Standartenträger, Satyrn und Zwerge in den Farben des Sommerhofes. Dann fuhr endlich eine elegante Kutsche vor, die aus Dornenranken und Rosenbüschen geflochten war und von zwei grimmigen Trollen flankiert wurde, die knurrend und zähnefletschend auf die versammelten Winterfeen reagierten.
Tiaothin schnaubte. »Dieses Jahr sind sie aber extrem paranoid«, murmelte sie, als einer der Trolle nach einem Kobold schlug, der sich zu nahe heranwagte. »Ich frage mich, wer der hochwohlgeborene Adelige wohl ist, wenn sie solche Sicherheitsvorkehrungen treffen.«
Ich antwortete nicht, doch meine Haut überlief ein warnendes Prickeln, auch wenn ich den Grund dafür erst einen Moment später erkannte. Die Kutsche hielt an, die Türen wurden geöffnet …
… und König Oberon, der Herrscher des Lichten Hofes, trat in den Schnee hinaus.
Die Dunklen Feen wichen keuchend und fauchend von der Kutsche zurück, während der Erlkönig seinen ausdruckslosen Blick über die Menge schweifen ließ. Mein Herz raste. Oberon war so beeindruckend wie immer: schlank, uralt und mächtig, mit hüftlangem, silbernem Haar und Augen, die die Farbe von verblasstem Laub hatten. Er trug ein Gewand in den Farben des Waldes – Braun, Gold und Grün – und auf seiner Stirn saß eine Krone in Form eines Geweihs.
Tiaothin neben mir keuchte und legte die Ohren an. »Oberon?«, fauchte sie, während ich zusah, wie der Blick des Erlkönigs akribisch die Menge absuchte. »Was will König Spitzohr hier?«
Ich konnte nicht antworten, denn Oberons durchdringender Blick hatte mich endlich gefunden. Seine Augen wurden schmal und ich erzitterte unter diesem Blick. Als ich den Erlkönig das letzte Mal gesehen hatte, hatte ich mich vom Lichten Hof davongestohlen, um nach meinem Bruder zu suchen. Oberon hatte mir Puck hinterhergeschickt, um mich zurückzubringen, doch stattdessen hatte ich ihn dazu überredet, mir zu helfen. Nach unserer Auflehnung und dem offenen Ungehorsam konnte ich mir vorstellen, dass der Lichte Herrscher nicht besonders gut auf uns zu sprechen war.
Mein Magen verkrampfte sich und in meinem Hals bildete sich ein Kloß, als ich an Puck dachte. Ich konnte ihn gerade noch runterschlucken, bevor irgendeine der Dunklen Feen diesen Anflug von Schwäche bemerkte. Aber die Erinnerungen verfolgten mich trotzdem. Ich wünschte mir so sehr, Puck wäre hier. Ich starrte auf die Kutsche, in der Hoffnung, dass der schlaksige, rothaarige Unruhestifter herausspringen und mir sein freches Lächeln schenken würde, aber er erschien nicht.
»König Oberon«, ergriff Mab gelassen das Wort, aber es war klar, dass sie ebenfalls erstaunt war, ihren Erzrivalen zu sehen. »Welch eine Überraschung. Welchem Umstand verdanken wir die Ehre deines Besuches?«
Oberon näherte sich dem Thron, zwei der Trolle wie Bodyguards an seiner Seite. Die Menge der Dunklen Feen teilte sich hastig vor ihm, bis er direkt vor dem Thron stand.
»Königin Mab«, setzte der Erlkönig an und seine mäch tige Stimme erfüllte den gesamten Hof, »ich bin gekommen, um die Freilassung meiner Tochter Meghan Chase zu verlangen, damit sie an den Lichten Hof zurückkehren kann.«
Ein Raunen lief durch die Reihen der Dunklen und alle Augen richteten sich auf mich. Eisen, ermahnte ich mich. Du bist aus Eisen. Lass dir von denen keine Angst machen. Ich trat hinter Tiaothin hervor und stellte mich erhobenen Hauptes ihren überraschten, wütenden Blicken.
Oberon deutete auf die Kutsche und die Trolle zogen zwei blasse Winterfeen heraus. Ihre Hände waren mit lebendigen, sich windenden Ranken hinter ihrem Rücken gefesselt. »Wie das Protokoll es vorschreibt, habe ich Gefangene zum Austausch mitgebracht«, fuhr Oberon fort, während die Trolle die beiden Winterfeen vor sich herschoben. »Ich gebe dir die Deinen zurück, im Austausch gegen die Freiheit meiner Toch…«
Mab unterbrach ihn: »Ich fürchte, da liegt ein Missverständnis vor, König Oberon«, hauchte sie mit einem
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