Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
angedeuteten Lächeln. »Deine Tochter ist keine Gefangene des Dunklen Hofes, sondern ein geneigter Gast. Sie kam aus freien Stücken zu uns, nachdem sie sich in einem Handel mit meinem Sohn dazu verpflichtet hatte. Das Mädchen ist durch ihren Vertrag mit Prinz Ash gebunden und es liegt nicht in deiner Macht, ihre Rückkehr zu fordern. Ist ein Handel einmal geschlossen, muss er von allen respektiert werden.«
Oberon versteifte sich, dann drehte er sich langsam zu mir um. Ich schluckte schwer, als diese Augen, die so alt waren wie der Wald selbst, mich zu durchbohren schienen. »Ist das wahr, Tochter?«, fragte er, und obwohl seine Stimme leise war, hallte sie in meinen Ohren wider und ließ den Boden beben.
Ich biss mir auf die Lippe und nickte. »Es ist wahr«, flüsterte ich. Dein Freund der Wolf ist wohl nicht zurückgekommen, um dir diesen Teil der Geschichte zu erzählen, was?
Der Erlkönig schüttelte den Kopf. »Dann kann ich dir nicht helfen, törichtes Mädchen. Du hast dir dein Schicksal selbst zuzuschreiben. So sei es.« Er wandte sich von mir ab – eine Geste, die mehr sagte als tausend Worte – und ich fühlte mich, als habe er mir einen Schlag in den Magen verpasst. »Meine Tochter hat ihre Wahl getroffen«, verkündete er. »Damit ist das entschieden.«
Das war’s?, dachte ich, als Oberon zur Kutsche zurückging. Du wirst nicht kämpfen, um mich hier rauszuholen, nicht mit Mab über meine Freilassung verhandeln? Nur wegen meines blöden Vertrages lässt du mich einfach hier zurück?
Sah ganz so aus. Der Erlkönig würdigte mich keines Blickes mehr, als er die Kutsche erreichte und den Trollen ein Zeichen gab. Einer von ihnen schob die Dunklen Gefangenen zurück in die Kutsche, während der andere grunzend die gegenüberliegende Tür öffnete.
Eine hochgewachsene, majestätisch wirkende Fee stieg aus. Trotz ihrer Größe wirkte sie so zart, als könne der leiseste Windhauch sie zerbrechen. Ihre Gliedmaßen bestanden aus Zweigen, die von Schnüren aus gewebtem Gras zusammengehalten wurden. Anstelle von Haaren wuchsen auf ihrem Kopf zarte weiße Knospen. Ein fantastischer Mantel bedeckte ihre Schultern, der aus allen Blumen unter der Sonne zu bestehen schien: Lilien, Rosen, Tulpen, Narzissen und Blüten, deren Namen ich nicht kannte. Bienen und Schmetterlinge umschwärmten sie und plötzlich wurde der Rosenduft übermächtig.
Sie trat vor und die Horden der Winterfeen wichen so hastig vor ihr zurück, als hätte sie eine ansteckende Krankheit. Doch die Augen aller waren nicht auf die Blumenfrau gerichtet, sondern auf das, was sie in den Händen hielt.
Es war ein Zepter, wie es Könige und Königinnen trugen, doch das hier war nicht nur irgendein verzierter Stab. Es verströmte einen sanft pulsierenden bernsteinfarbenen Schein, als würde reines Sonnenlicht an dem lebenden Holz haften, unter dessen Berührung Schnee und Eis schmolzen. Der lange Griff war mit Ranken umwickelt und aus der geschnitzten Spitze des Zepters sprossen unaufhörlich Blüten, Knospen und winzige Pflanzen. Es hinterließ auf dem Weg der Fee eine Spur aus Blättern und Blüten, zu der die Winterfeen knurrend und fauchend auf Distanz gingen.
Am Fuß des Throns kniete die Fee nieder, hielt das Zepter mit beiden Händen hoch und beugte den Kopf. Einen Moment lang tat Mab nichts. Sie musterte nur mit undurchdringlicher Miene die Fee. Der Rest des Winterhofes schien den Atem anzuhalten. Dann stand Mab betont langsam auf und nahm der Frau das Zepter aus der Hand. Die Königin hielt es vor sich, musterte es prüfend und hob es schließlich hoch, damit alle es sehen konnten.
Das Zepter flackerte und sein goldener Schein wurde von einem eisigen Blau verschluckt. Die Blüten und Blätter welkten und fielen ab. Bienen und Schmetterlinge trudelten leblos zu Boden und ihre zarten Flügel überzogen sich mit Reif. Wieder flackerte das Zepter und verwandelte sich in Eis, das funkelnde Lichtblitze über den Hof schickte.
Die Fee, die immer noch vor der Königin kniete, zuckte kurz und dann … dann verwelkte sie ebenfalls. Ihr wun dervoller Mantel vertrocknete, die Blumen wurden schwarz und fielen ab. Ihre Haare rollten sich ein, wurden trocken und brüchig und fielen ihr vom Kopf. Ich hörte Äste knacken, als ihre Beine an den Knien brachen und sie nicht länger tragen konnten. Sie fiel mit dem Gesicht voran in den Schnee, zuckte noch einmal und lag dann still da. Während ich entsetzt zusah und mich fragte, warum ihr niemand half,
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