Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
behilflich sein, Hoheit?« Oder seid Ihr nur gekommen, um sich mir aufzudrängen wie Rowan oder mich zu verhöhnen wie Ash?
»Ich möchte mit dir sprechen«, sagte der Prinz ohne lange Vorrede. »Allein. Gehst du ein Stück mit mir?«
Das überraschte mich, wobei eine gewisse Wachsamkeit mich zögern und fragen ließ: »Wohin gehen wir denn?«
»In den Thronsaal«, erwiderte Sage und sein Blick streifte den Palast. »Es ist meine Pflicht, das Zepter heute Nacht zu bewachen, da nur jenen von königlichem Geblüt erlaubt ist, es zu berühren. Bei dem Chaos, das die Feierlichkeiten mit sich bringen, ist es besser, das Zepter von der Menge fernzuhalten. Sonst könnte es etwas unschön werden.« Als ich nachdenklich innehielt, zuckte er mit den Schultern. »Ich werde dich zu nichts zwingen, Prinzessin. Komm mit mir oder nicht, das macht keinen Unterschied. Ich wollte lediglich mit dir sprechen, ohne dass Rowan, Ash oder eine gewisse Púca versucht, unser Gespräch zu belauschen.«
Er wartete geduldig, während ich mich abmühte, eine Antwort zu finden. Ich konnte sein Angebot ablehnen, aber ich war mir nicht sicher, ob ich das auch wollte. Sage schien sehr direkt zu sein, fast schon geschäftsmäßig. Ganz anders als seine Brüder. Er gab sich keinerlei Mühe, besonders charmant zu wirken, war aber auch nicht herablassend. Und im Gegensatz zu Rowan, dem Charme und Bösartigkeit aus jeder Pore troffen, setzte er keinen Schein ein und das war wahrscheinlich der ausschlaggebende Faktor.
»Also gut«, entschied ich und deutete auf den Weg. »Ich werde mich mit Euch unterhalten. Geht voran.«
Er bot mir seinen Arm, was mich schon wieder überraschte. Nach kurzem Zögern nahm ich ihn und wir machten uns auf den Weg, lautlos gefolgt von dem Wolf.
Sage führte mich zurück in den Palast, durch leere Flure, die in Eis und Schatten getaucht waren. Alle Dunklen Feen waren draußen und tanzten die Nacht durch. Meine Schritte hallten laut auf dem harten Boden; Sage und der Wolf bewegten sich völlig geräuschlos.
»Ich habe euch gesehen«, murmelte Sage, ohne mich anzusehen. Er bog so rasch um eine Ecke, dass ich nur stolpernd mithalten konnte. »Ich habe dich und meinen Bruder beobachtet. Und ich möchte dich warnen, du darfst ihm nicht trauen.«
Fast hätte ich gelacht, da diese Feststellung so offensichtlich war. »Welchem von beiden?«, fragte ich bitter.
»Keinem.« Er zog mich in einen weiteren Gang, den ich sogar wiedererkannte. Wir waren jetzt ganz in der Nähe des Thronsaals. Sage ging zügig weiter. »Du kannst nichts von der Feindschaft zwischen Ash und Rowan wissen und wie tief diese Rivalität geht. Besonders von Rowans Seite. Die Eifersucht, die er gegenüber seinem jüngeren Bruder empfindet, ist wie ein düsteres Gift. Sie zerfrisst ihn von innen und macht ihn verbittert und rachsüchtig. Er hat Ash Ariellas Tod nie verziehen.«
Wir betraten den Thronsaal, der in seiner ganzen eisigen Schönheit erstrahlte. Sage ließ meinen Arm los und trat zum Thron. Sein Wolf folgte ihm. Ich zitterte und kuschelte mich tiefer in meinen Mantel. Hier drin war es kälter als draußen. »Aber Ash war doch gar nicht für Ariellas Tod verantwortlich«, sagte ich und rieb mir die Arme. »Das …« Ich brach ab, weil ich es nicht laut aussprechen wollte. Das war Pucks Schuld, weil er sie in Gefahr gebracht hat. Puck war dafür verantwortlich, dass Ashs große Liebe gestorben ist.
Sage antwortete nicht. Er war ein paar Schritte neben Mabs eisigem Thron stehengeblieben und starrte auf einen Altar vor sich. Kurz darauf erkannte ich, dass dort die Quelle für die mörderische Kälte hier drin lag. Das Jahreszeitenzepter schwebte ein paar Zentimeter über dem Altar und tauchte das Gesicht des Prinzen in kaltes blaues Licht.
»Wunderschön, nicht wahr?«, murmelte er und ließ die Finger über den gefrorenen Griff gleiten. »Ich sehe es jedes Jahr und doch lässt meine Bewunderung dafür niemals nach.« Seine Augen funkelten; er schien sich in einer Art Trance zu befinden. »Eines Tages, falls Mab des Amtes jemals müde wird und nicht mehr Königin sein will, wird es an mir sein, es anzunehmen und mit ihm zu herrschen. Wenn das passiert …«
Den Rest bekam ich nicht mehr zu hören, denn genau in diesem Moment stieß der Wolf ein langes, tiefes Knurren aus und fletschte die Zähne.
Sage wirbelte herum. Mit einer fließenden Bewegung zog er das Schwert an seiner Hüfte. Ich starrte es an. Es war ähnlich wie Ashs, gerade und schmal,
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