Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
sich an der Decke neue Eiszapfen bildeten und Haut und Fell sich mit Reif überzogen. Mab stand noch immer über Sage gebeugt, ihr Gesicht undurchdringlich, doch ihre bläulichen Lippen teilten sich und formten ein einziges Wort: »Oberon.«
Dann fing sie an zu schreien und die Welt zersprang
in tausend Splitter. Eiszapfen explodierten, flogen wie gläserne Geschosse umher und bedeckten alles mit glitzernden Scherben. Wände und Boden bekamen Risse und einige Feen verschwanden kreischend in den sich auftuenden Spalten.
»Oberon!«, wütete Mab weiter und wirbelte mit einem wahnsinnigen, furchteinflößenden Funkeln in den Augen herum. »Er hat das getan! Das ist seine Rache! Oh, der Sommer wird dafür bezahlen! Sie werden dafür bezahlen, bis sie um Gnade winseln, doch sie werden kein Erbarmen finden am Winterhof! Diese ruchlose Tat werden wir ihnen heimzahlen, meine Untertanen! Rüstet zum Krieg!«
»Nein!« Meine Stimme ging in dem Aufschrei unter, der durch die Reihen der Dunklen lief. Ich riss mich von dem Wächter los und stolperte in die Mitte des Saales.
»Königin Mab«, keuchte ich, als Mab ihren schrecklichen Blick allein auf mich richtete. Wahnsinn und Wut rangen in ihren Augen um die Oberhand und ich wich entsetzt zurück. »Bitte, hört mich an! Oberon war es nicht! Der Sommerhof hat Sage nicht getötet, das war der Eiserne König. Die Eisernen Feen haben es getan!«
»Schweig!«, zischte die Königin und fletschte die Zähne. »Ich werde mir deine erbärmlichen Versuche, deine elende Familie zu schützen, nicht anhören. Nicht, nachdem der Sommerkönig mir an meinem eigenen Hof gedroht hat. Dein Vater hat meinen Sohn ermordet und du wirst jetzt schweigen, sonst vergesse ich mich und zahle es ihm mit gleicher Münze heim!«
»Aber das stimmt nicht!«, erwiderte ich, auch wenn mein Verstand mir zuschrie, endlich die Klappe zu halten. Ich sah mich verzweifelt um und entdeckte Rowan, der das Schauspiel mit einem feinen Lächeln verfolgte. Ash hätte mich unterstützt, aber Ash war – wie immer – nicht da, wenn ich ihn brauchte. »Bitte, Rowan. Hilf mir. Ich lüge nicht und das weißt du.«
Er musterte mich ernst und einen Moment lang glaubte ich wirklich, dass er mich unterstützen würde, doch dann zuckte sein Mundwinkel und ein fieses Lächeln huschte über sein Gesicht. »Es ist nicht sehr nett, die Königin zu täuschen, Prinzessin«, sagte er mit finsterer Miene. Nur in seinen Augen stand der Spott. »Wenn diese Eisernen Feen eine reale Bedrohung wären, hätten wir sie doch inzwischen zu Gesicht bekommen, oder?«
»Aber sie existieren!«, schrie ich, jetzt fast panisch. » Ich habe sie gesehen und sie sind eine Bedrohung!« Ich wandte mich wieder an Mab. »Was ist mit dem riesigen, Feuer spuckenden Eisenpferd, das Euren Sohn fast getötet hätte? Meint Ihr nicht, dass das eine Bedrohung ist? Lasst Ash rufen«, flehte ich. »Er war dabei, als wir gegen Eisenpferd und Machina gekämpft haben. Er wird es bestätigen.«
»Genug!«, kreischte Mab und schleuderte ihre Arme in die Luft. »Du gehst zu weit, Missgeburt! Dein Haus hat mir bereits einen Sohn geraubt, du wirst nicht noch einen von ihnen anrühren! Ich weiß, dass du meinen Jüngsten mit deinen blasphemischen Liebesversprechen gegen mich aufhetzen willst, aber das werde ich nicht zulassen! « Sie zeigte mit einem sehr gepflegten Finger auf mich, etwas Blau-Weißes blitzte zwischen uns auf und schleuderte mich zurück. »Du wirst schweigen, ein für alle Mal!«
Etwas umklammerte meine Füße und hielt mich fest. Als ich runterschaute, sah ich, wie Eis an meinen Beinen emporkroch, schneller, als ich es je gesehen hatte. In Sekundenbruchteilen hatte es meine Hüfte erreicht und breitete sich weiter über meinen Bauch und meine Brust aus. Eisige Nadeln stachen in meine Haut und ich schlang die Arme um meinen Körper, kurz bevor sie an meiner Brust festfroren. Und immer weiter kroch das Eis, erst über meinen Hals, dann brannte es an meinem Kinn. Als es meinen Unterkiefer erreichte, erfasste mich Panik. Ich begann zu schreien, als das Eis in meinen Mund floss. Bevor ich auch nur einen weiteren Atemzug nehmen konnte, bedeckte es meine Nase, meine Wangen, meine Augen und erreichte schließlich meinen Scheitel.
Ich konnte mich nicht bewegen. Ich konnte nicht atmen. Meine Lunge brannte vor Sauerstoffmangel, aber mein Mund und meine Nase waren voller Eis. Ich ertrank, erstickte, und meine Haut fühlte sich an, als würde die Kälte sie
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