Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
Rowan.«
Schlagartig wurde Rowan ernst. »Oh nein, ich denke nicht, kleiner Bruder.« Er lächelte, aber jetzt war es ein grausames und rasiermesserscharfes Grinsen. »Wenn Mab das herausfindet, werdet ihr beide den Hof des Palastes zieren. Falls sie gerade gnädig gestimmt ist, friert sie euch vielleicht als Paar ein. Das wäre doch passend und voll tragischer Ironie, findest du nicht?«
Ich erschauderte. Der Gedanke daran, in diesen kalten, luftlosen Zustand zwischen Leben und Tod zurückzukehren, war zu viel für mich. Ich konnte das nicht, da würde ich lieber sterben. Und der Gedanke, dass Ash das mit mir zusammen jahrhundertelang ertragen müsste, war noch entsetzlicher. Ich drückte Ashs Hand, presste mein Gesicht gegen seine Schulter und starrte Rowan möglichst finster an.
»Natürlich«, fuhr der fort und kratzte sich im Gesicht, »könntest du immer noch um Vergebung flehen, die Missgeburt zur Königin schleifen und so weiterhin in Mabs Gunst stehen.« Er schnippte mit den Fingern. »Wenn du jetzt sofort zu Mab gehst und die Prinzessin auslieferst, würde ich sogar den Mund halten und niemandem verraten, was ich hier gesehen habe. Von mir würde sie keinen Ton erfahren, das schwöre ich.«
Ash versteinerte. Ich konnte spüren, wie sich unter seiner Haut die Muskeln spannten und sich sein Rücken versteifte.
»Komm schon, kleiner Bruder.« Rowan lehnte sich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Du weißt, dass es so am besten ist. Dir bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder lieferst du die Prinzessin aus oder du stirbst zusammen mit ihr.«
Endlich rührte sich Ash, als würde er aus einer Trance erwachen. »Nein«, flüsterte er und ich konnte den Schmerz in seiner Stimme hören, als er eine schreckliche Entscheidung fällte. »Es gibt noch eine dritte Möglichkeit.« Er ließ meine Hand los, trat demonstrativ einen Schritt vor und zog sein Schwert. Rowan hob überrascht eine Augenbraue, als Ash die Klinge auf ihn richtete, von deren Schneiden kalter Nebel aufstieg. Einen Moment lang herrschte absolute Stille. »Geh aus dem Weg, Rowan«, knurrte Ash. »Verschwinde, sonst werde ich dich töten.«
Rowans Miene veränderte sich schlagartig. Innerhalb eines Atemzugs wechselte er von dem arroganten, herablassenden und furchtbar selbstgefälligen Grinsen zu etwas absolut Fremdem und Erschreckendem. In seinen Augen brannte ein rücksichtsloser Hunger, als er sich vom Türrahmen abstieß und in aller Ruhe sein Schwert zog. Mit einem rauen Kratzen, das durch den ganzen Saal hallte, kam die Klinge zum Vorschein, die schmal und gezackt war wie der Zahn eines Hais.
»Bist du sicher, kleiner Bruder?«, säuselte Rowan und ließ seine Waffe durch die Luft wirbeln, während er Ash entgegentrat. »Willst du ihretwegen alles verraten – dein Reich, deine Königin, dein eigen Fleisch und Blut? Wenn du diesen Pfad einmal betrittst, kannst du deine Meinung nicht mehr ändern.«
»Meghan.« Ashs Stimme war so sanft, dass ich fast zusammengebrochen wäre. »Halt dich raus. Versuch nicht, mir zu helfen.«
»Ash …« Ich hätte gern etwas gesagt. Ich wusste, dass ich diesen Kampf zwischen Brüdern eigentlich stoppen sollte, doch gleichzeitig war mir klar, dass Rowan uns niemals gehen lassen würde. Ash wusste das auch und in seinen Augen konnte ich den Widerwillen lesen, als er sich zum Kampf rüstete. Er wollte nicht gegen seinen Bruder kämpfen, aber er würde es tun … für mich.
Sie standen einander in dem eisigen Saal gegenüber, zwei Statuen, die nur darauf warteten, dass der andere den ersten Schritt machte. Ash hatte Kampfhaltung eingenommen, das Schwert vor sich ausgestreckt. Seine Miene war unwillig, aber auch unnachgiebig. Rowan hielt seine Waffe locker an der Seite, ihre Spitze zeigte zu Boden, und er musterte seinen Gegner spöttisch. Keiner von beiden schien zu atmen.
Dann grinste Rowan wie ein Raubtier, das die Zähne fletscht. »Nun denn«, murmelte er und riss die Waffe in einer blitzschnellen Bewegung hoch. »Ich denke, das wird mir Spaß machen.«
Er stürzte sich auf Ash, sein Schwert nicht mehr als ein gezackter Schatten in der Luft. Ash riss seine Waffe hoch und eisige Funken flogen, als die Klingen aufeinandertrafen. Mit einem Fauchen riss Rowan das Schwert in einem Bogen herum und ließ einige heftige Schläge gegen Ashs Kopf folgen. Der parierte, duckte sich, sprang plötzlich vor und zielte dabei auf Rowans Kehle. Doch Rowan wich elegant zur Seite aus, während
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