Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
abziehen. Ich wollte in Ohnmacht fallen, sehnte mich danach, dass die Dunkelheit mich holte. Aber obwohl ich nicht atmen konnte und meine Lunge nach Sauerstoff schrie, starb ich nicht.
Hinter der Wand aus Eis war es still geworden. Mab stand vor mir und musterte mich, offensichtlich hin- und hergerissen zwischen Triumph und Hass. Schließlich drehte sie sich zu ihren Untertanen um, die sie wachsam beobachteten, als könne sie sich genauso schnell gegen sie wenden.
»Macht euch bereit, meine Untertanen!«, rief die Königin mit rauer Stimme und erhob beide Arme. »Der Krieg gegen den Sommer beginnt!«
Wieder ein Brüllen, dann löste die Menge sich auf und die Untertanen des Dunklen Hofes verließen unter wüstem Kriegsgeschrei den Saal. Mab warf mir über die Schulter noch einen Blick zu, ihre Lippen verächtlich herabgezogen, dann ging sie. Rowan starrte mich noch etwas länger an, kicherte dann und folgte seiner Königin hinaus. Es wurde still und ich war allein – sterbend, ohne sterben zu können.
Wenn man nicht atmen kann, fühlt sich jede Sekunde an wie eine Ewigkeit. Meine gesamte Existenz reduzierte sich auf den Versuch, Luft in meine Lunge zu saugen. Obwohl mein Kopf wusste, dass es unmöglich war, sah mein Körper das nicht ein. Ich spürte, wie mein Herz mühsam in meiner Brust schlug; ich konnte die grausame Kälte des Eises fühlen, das auf meiner Haut brannte. Mein Körper wusste, dass er noch lebte, und kämpfte weiter um dieses Leben.
Ich weiß nicht, wie lange ich dort gestanden hatte, Stunden oder vielleicht nur wenige Minuten, als eine Gestalt in den Saal schlüpfte. Obwohl ich noch hinausschauen konnte, wirkte durch das Eis alles zerrissen und verschwommen, deshalb konnte ich nicht erkennen, wer es war. Der Schatten zögerte an der Tür und sah mich eine Weile an. Dann glitt er rasch durch den Raum, bis er neben meinem Gefängnis auftauchte und eine blasse Hand auf das Eis legte.
»Meghan«, flüsterte eine Stimme. »Ich bin’s.«
Trotz meines Luftmangeldeliriums machte mein Herz einen Sprung. Durch die Wand, die uns trennte, spähten Ashs silberne Augen so strahlend und gefühlvoll wie immer. Bestürzt stellte ich fest, dass er unglaublich gequält wirkte, als wäre er hier eingeschlossen und unfähig, zu atmen.
»Halt durch«, murmelte er und drückte seine Stirn gegen meine – beziehungsweise gegen die entsprechende Stelle auf dem Eis. »Ich hol dich da raus.« Er lehnte sich zurück, presste beide Hände gegen das Eis und schloss die Augen. Die Luft begann zu vibrieren, ein Zittern lief durch das Eis um mich herum und winzige Risse durchzogen es wie ein Spinnennetz.
Mein Gefängnis zersprang mit dem Geräusch von brechendem Glas, wobei die Splitter nach außen flogen und mich nicht verletzten. Meine Knie gaben nach und ich fiel hin, würgte, hustete und kotzte Wasser und Eissplitter aus. Ash kniete sich neben mich und ich klammerte mich an ihn, während ich keuchend Luft in meine Lunge saugte und die Welt sich um mich drehte.
Neben dem Schwindelanfall, den die plötzliche Sauerstoffzufuhr auslöste, und der Erleichterung darüber, dass ich wieder atmen konnte, bemerkte ich, dass Ash mich auch festhielt. Seine Arme lagen um meine Schultern und er drückte mich an seine Brust, so dass seine Wange auf meinen nassen Haaren ruhte. Ich spürte seinen schnellen Herzschlag, der laut an meinem Ohr pochte, und seltsamerweise beruhigte mich das etwas.
Der Moment ging viel zu schnell vorbei. Ash löste sich von mir und legte mir seinen schwarzen Mantel um die Schultern. Ich nahm ihn dankbar, da ich immer noch zitterte.
»Kannst du gehen?«, flüsterte er drängend. »Wir müssen von hier verschwinden, und zwar sofort.«
»W-wo gehen wir d-denn hin?«, fragte ich zähneklappernd.
Er antwortete nicht, sondern zog mich nur auf die Füße und ließ wachsam den Blick schweifen. Dann packte er mein Handgelenk und wollte mich aus dem Saal ziehen.
»Ash«, japste ich, »warte mal!« Er wurde nicht langsamer. Meine Nerven schrien mir eine Warnung zu. Mit aller Kraft stemmte ich mitten im Saal die Füße in den Boden und entriss ihm mein Handgelenk. Er wirbelte herum und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. Plötzlich fiel mir wieder ein, was er zu Rowan gesagt hatte. Dass alles, was er getan hatte, im Auftrag seiner Königin geschehen sei. Rasch wich ich zurück, bis ich außer Reichweite war. »Wo bringst du mich hin?«, fragte ich fordernd.
Er wirkte ungeduldig, fuhr sich mit den Fingern
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