Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
ungeweinten Tränen brachten mich zum Husten. Ganz egal, wie sehr ich ein normales Leben führen wollte, ein Teil von mir würde sich nach dieser Welt sehnen, nach ihrer Magie und ihrer Einzigartigkeit. Sie hatte meine Seele berührt und mir Dinge gezeigt, von denen ich nicht einmal geahnt hatte, dass es sie geben könnte. Ich würde nie wieder normal und ahnungslos sein, jetzt, wo ich wusste, was es dort draußen alles gab. Das Feenland war jetzt ein Teil von mir. Solange ich lebte, würde ich immer nach verborgenen Türen Ausschau halten und nach den Gestalten, die man nur aus dem Augenwinkel wahrnahm. Und nach einem gewissen Dunklen Prinzen, der niemals mein sein konnte.
Ich musste doch eingeschlafen sein, denn als Nächstes erinnerte ich mich daran, wie ich die Augen aufschlug und der Raum in das trübe Licht der Sterne getaucht war. Die Blumen hatten ihre Blüten ganz geöffnet. Sie glühten, als würden kleine Monde zwischen ihren Blütenblättern sitzen, und drängten die Dunkelheit zurück. Geisterhafte Motten und Nachtfalter tanzten über diesen Teppich und ihre zarten Flügel reflektierten das Licht, wenn sie zwischen den Blüten schwebten. Da ich Puck nicht wecken wollte, stand ich leise auf, betrat den Blumenteppich, atmete den schweren Duft und bewunderte eine zarte blaue Motte, die federleicht auf meinem Daumen landete. Als ich ausatmete, flatterte sie davon auf eine dunkle Gestalt zu, die in der Mitte des Blumenteppichs stand.
Ash stand mitten im Raum, umgeben von den glühenden weißen Blumen, und hielt die Augen geschlossen, während winzige Lichter um ihn herumtanzten. Sie schimmerten und flossen ineinander, bis sie eine leuchtende Fee mit langem Silberhaar bildeten, deren Gesicht so schön und perfekt war, dass ich schlucken musste. Als sie die Hand nach ihm ausstreckte, öffnete Ash die Augen, doch ihre Finger verharrten knapp vor seinem Gesicht. In seinen Augen spiegelte sich unfassbare Sehnsucht und ich erschauderte, als die geisterhafte Fee direkt durch ihn hindurchschwebte und sich wieder in winzige Lichtpunkte auflöste.
»Ist das … Ariella?«, flüsterte ich, während ich mich seinem Rücken näherte.
Ash wirbelte herum und seine Augen weiteten sich, erschrocken über die plötzliche Störung. Sobald er mich sah, huschten diverse Empfindungen über sein Gesicht – Schock, Wut, Scham –, dann seufzte er resigniert und wandte sich ab. »Nein«, murmelte er, als die geisterhafte Fee wieder erschien und anfing, zwischen den Blumen zu tanzen. »Das ist sie nicht. Nicht so, wie du denkst.«
»Ihr Geist?«
Er schüttelte den Kopf, doch sein Blick hing unverwandt an der Erscheinung, die sich nun geschmeidig wiegte und über den glühenden Teppich wirbelte, umschwärmt von Schmetterlingen. »Nicht einmal das. Für uns gibt es kein Leben nach dem Tod. Wir haben keine Seelen, die durch die Welt spuken könnten. Das ist … nur eine Erinnerung.« Er seufzte schwer und seine Stimme wurde weich, als er fortfuhr: »Hier war sie immer so glücklich. Die Blumen … erinnern sich daran.«
Plötzlich verstand ich. Das war Ashs Erinnerung an Ariella: wunderschön, glücklich und voller Leben. Es war eine Sehnsucht, die so stark war, dass sie Gestalt annahm, wenn auch nur für eine Weile. Ariella war nicht hier. Das hier war nur ein Traum, das Echo eines Wesens, das schon lange vergangen war.
Tränen stiegen mir in die Augen und liefen mir übers Gesicht. Als sie den Schnitt auf meiner Wange erreichten, brannte es, aber das war mir egal. Ich konnte nichts anderes sehen als Ashs Schmerz, seine Einsamkeit, sein Verlangen nach jemandem, der nicht ich war. Es zerriss mich innerlich, doch ich brachte kein Wort heraus. Denn irgendwie wusste ich, dass Ash gerade Abschied nahm, und zwar von uns beiden.
Schweigend standen wir da und sahen der Erinnerung an Ariella dabei zu, wie sie zwischen die Blumen tanzte und ihr feines Haar im Wind wehte, während leuchtender Staub um sie herumwirbelte. Ich fragte mich, ob sie wirklich so perfekt gewesen war oder ob Ash sich einfach so an sie erinnerte.
»Ich gehe jetzt«, sagte Ash leise, wie ich es bereits vorausgeahnt hatte. Endlich wandte er sich mir zu und sah mir ins Gesicht – traurig, umwerfend schön und so weit entfernt wie die Sterne. »Lass dich von Goodfellow nach Hause bringen. Hier ist es nicht länger sicher.«
Meine Kehle wurde eng, meine Augen brannten und ich holte zitternd Luft, um etwas sagen zu können. Und obwohl ich die Antwort bereits kannte,
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