Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
zähmen und auch nicht begreifen kann, nicht einmal Oberon oder Mab. Und es hat immer Hunger. Hineinzukommen ist einfach – es wieder rauszuschaffen, ist der knifflige Teil. Und nicht nur das, die Dinge, die im Gestrüpp leben, haben auch immer Hunger.«
Ich spürte, wie es mir eiskalt den Rücken runterlief. »Und wir gehen jetzt durch das Gestrüpp, weil …?«
»Weil es innerhalb des Gestrüpps die höchste Konzentration an Steigen im gesamten Nimmernie gibt«, erklärte Puck. »Überall im Gestrüpp gibt es verborgene Türen, manche wechseln ständig ihre Position, manche erscheinen nur zu bestimmten Zeiten und unter besonderen Umständen. Ein Gerücht besagt, dass es innerhalb des Gestrüpps einen Steig zu jeder Tür in die Welt der Sterblichen gibt, von einem Stripklub in L. A. bis zur Schranktür in irgendeinem Kinderzimmer. Finde die richtige Tür und du bist fein raus.« Sein Grinsen wurde breiter und er schüttelte den Kopf. »Aber vorher musst du es erst mal bis zu der Tür schaffen.«
Der Regen rauschte durch das Astwerk der Bäume, ein kalter grauer Regen, der allem, was er berührte, die Farbe entzog. Selbst Pucks leuchtend rostrotes Haar wurde in diesen nebligen Fluten farblos und stumpf. Wenn er sich mit den Fingern hindurchfuhr, hinterließen sie helle rote Streifen, aber das hielt nur, bis der Regen die Haare wieder durchnässt hatte und die Farbe verblassen ließ. Grimalkin war praktisch unsichtbar; nicht einmal seine Augen leuchteten in dem Zwielicht.
Über uns erhob sich eine massive Wand aus schwarzem Dornengestrüpp, deren Ranken sich knarzend hin und her wanden. Einige der Dornen waren länger, als ich groß war, und zuckten wie die Stacheln eines Seeigels. Das gesamte Ding strahlte eine unheimliche Bösartigkeit aus.
Ich zitterte, obwohl ich dicht neben Eisenpferd stand, das schwelende Hitze abstrahlte. Die Eiserne Fee war von wabernden Schwaden umgeben, da das Wasser, das auf seine heiße Metallhaut fiel, dort zischend verdampfte. Eisenpferd sah an der Dornenwand hinauf und legte sogar den Kopf in den Nacken, um sie zu erfassen. Es qualmte wie ein kleiner Geysir in dem Sturm.
»Wie sollen wir da durchkommen?«, fragte ich mich laut.
Sobald die Worte über meine Lippen gekommen waren, bewegte sich die Wand. Knarzend und ächzend lösten sich die Zweige voneinander und gaben einen engen, stacheligen Korridor frei, der durch das Dornengestrüpp führte. Nebel quoll daraus hervor und Schatten lagen über dem Pfad.
Puck verschränkte die Arme vor der Brust. »Sieht so aus, als würden wir erwartet.« Er sah auf Grimalkin hinab, ein grauer Schemen im Nebel, der sich gerade gelassen die Vorderpfoten putzte. »Bist du sicher, dass du uns da durchbringen kannst, Kater?«
Grimalkin leckte noch ein-, zweimal über seine eine Pfote, bevor er aufstand. Er schüttelte sich das Wasser aus dem Fell, das prompt überallhin spritzte, gähnte, streckte sich und trottete los, ohne sich umzusehen. »Folgt mir, dann werdet ihr es herausfinden«, waren seine letzten Worte, bevor er in dem Tunnel verschwand.
Puck verdrehte Augen. Dann streckte er die Hand aus und schenkte mir ein ermutigendes Lächeln. »Komm, Prinzessin. Da drin sollten wir besser nicht getrennt werden.« Ich umklammerte seine Hand und er schloss seine Finger fest um meine. »Gehen wir. Rostbirne kann das Schlusslicht machen. So verlieren wir wenigstens nichts Wichtiges, wenn wir von hinten angegriffen werden.«
Ich spürte Eisenpferds empörtes Schnauben, als wir in den Tunnel traten, und drückte mich dichter an Puck, während sich die Schatten wie gierige Finger um uns schlossen. Der Tunnel um uns herum pulsierte vor Leben, er schlängelte und wand sich mit knarzenden, schleifenden Lauten. Fremdartige wispernde Stimmen hallten durch den Korridor und murmelten Worte, die ich nicht recht verstand. Als wir weiter hineintraten, schloss sich das Loch hinter uns mit einem leisen Zischen und machte uns zu Gefangenen des Gestrüpps.
»Hier entlang«, hörte ich vor uns Grimalkins körperlose Stimme. »Versucht, dicht zusammenzubleiben.«
Die stacheligen Wände des Korridors schienen sich immer enger um uns zusammenzuziehen. Puck ließ meine Hand nicht los, aber wir mussten hintereinander durch den Tunnel gehen, um nicht zerkratzt zu werden. Ein paarmal glaubte ich, dass ein Dorn oder eine Ranke auf mich zukommen würde, um mich zu verletzen oder sich in meiner Kleidung zu verhaken. Einmal schaute ich mich nach Eisenpferd um, um zu sehen,
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