Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter

uns in einen Seitentunnel und zischte uns zu, still zu sein und uns nicht zu rühren. Sekunden später kroch direkt über uns eine riesige Spinne, mindestens so groß wie ein Auto, durch die Zweige und ich biss mir so fest auf die Lippe, dass ich Blut schmeckte. Das gigantische glänzende Monstrum, auf dessen aufgeblähtem Hinterleib ein roter Fleck leuchtete, zögerte, als würde es ganz in der Nähe warmes Blut und Körpersäfte spüren und nur darauf warten, dass eine leise Bewegung seine Beute verriet.
    Wir hielten den Atem an und gaben vor, aus Stein zu sein.
    Ein paar nervenzerfetzende Sekunden lang hockten wir in dem Tunnel und spürten, wie unsere Muskeln verkrampften und unsere Herzen viel zu laut dröhnten. Über uns hing die Spinne ebenso reglos und wartete geduldig darauf, dass ihre Beute anfing, sich zu langweilen, und annahm, dass sie in Sicherheit sei, um die eine Bewegung zu machen, die ihre letzte sein würde. Endlich raschelte irgendwo vor uns etwas in den Zweigen und sie schoss davon, erschreckend schnell für etwas, das so groß war. Der Schrei irgendeines unglücklichen Wesens zerriss die Stille, dann war wieder alles still.
    Nachdem die Spinne weg war, traute sich noch eine Weile keiner von uns, sich zu rühren. Schließlich kroch Grimalkin vor, streckte vorsichtig den Kopf in den Tunnel und suchte die Dornen ab.
    »Wartet hier«, sagte er zu uns. »Ich werde nachsehen, ob wir weiterkönnen.« Wie ein Geist tauchte er in die Schatten ein und verschwand.
    Als der Adrenalinschub nachließ und meine Muskeln zu zittern anfingen, sank ich auf die Knie. Ich fühlte mich schwach und hätte fast hyperventiliert. Mit Kobolden, Schwarzen Männern und fiesen fleischfressenden Pferden kam ich klar, aber verdammte Riesenspinnen? Da zog ich endgültig die Grenze.
    Puck hockte sich hin und legte mir eine Hand auf die Schulter. »Alles klar, Prinzessin?«
    Ich nickte und wollte schon einen abfälligen Kommentar über das Ungezieferproblem hier drin loslassen. Aber dann bewegte sich eine der Ranken.
    Stirnrunzelnd beugte ich mich vor und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Erst passierte gar nichts. Dann bebte die knapp acht Zentimeter lange Ranke und wurde zu einem Paar spitzer schwarzer Flügel, die an einer winzigen Fee hingen, die mich mit funkelnden Augen und einer irgendwie insektenhaften Bösartigkeit anstarrte. Ihr dürrer Körper war von einem glänzenden schwarzen Panzer umgeben. An Ellbogen und Schultern wuchsen Stacheln und sie hielt einen Speer mit Dornenspitze in ihrer winzigen Klaue. Während wir einander noch anstarrten, verzog die Fee die Lippen, entblößte nadelspitze Zähne und schwirrte auf mein Gesicht los.
    Wild um mich schlagend wich ich zurück und traf dabei Puck, wodurch wir beide ins Taumeln gerieten. Die Fee wich meinen wedelnden Händen aus und summte um uns herum wie eine wütende Wespe. Ich sah, wie sie kurz in der Luft hing wie ein bösartiger Kolibri und dann mit einem rauen Schrei vorwärtsschoss.
    Eine Flammenzunge verbrannte die Luft direkt vor mir. Ich spürte die Hitzewelle im Gesicht, die mir die Tränen in die Augen trieb, und die Fee verschwand in den Flammen. Ihr winziger verkohlter Körper fiel wie ein Stein zu Boden und rollte sich zusammen. Die zarten schwarzen Flügel waren versengt. Sie zuckte noch einmal wie ein sterbendes Insekt, dann lag sie still.
    Eisenpferd warf den Kopf, schnaubte und wirkte sehr zufrieden, während noch Rauch aus seinen Nüstern stieg. Puck zog eine Grimasse, stemmte sich hoch und streckte mir die Hand hin, um mir aufzuhelfen.
    »Weißt du, langsam gehen mir die Insekten hier ziemlich auf die Nerven«, murmelte er. »Erinnere mich dran, dass ich beim nächsten Mal Autan mitnehme!«
    »Du hättest sie nicht töten müssen«, schimpfte ich Eisenpferd, während ich mir die Hose abklopfte. »Sie war nicht mal zehn Zentimeter groß!«
    » SIE HAT DICH ANGEGRIFFEN .« Eisenpferd klang überrascht und sah mich mit schräg gelegtem Kopf an. » SIE HATTE EINDEUTIG AGGRESSIVE ABSICHTEN. MEINE MISSION LAUTET, DICH ZU BESCHÜTZEN, BIS WIR DAS ZEPTER WIEDERERLANGT HABEN. ICH WERDE NICHT ZULASSEN, DASS DIR IRGENDETWAS SCHADEN ZUFÜGT. SO LAUTET MEIN SCHWUR .«
    »Ja, aber man muss doch nicht gleich mit einem Maschinengewehr auf Spatzen schießen.«
    »Mensch!« Grimalkin erschien mit angelegten Ohren. »Du machst zu viel Lärm, ihr alle. Wir müssen aus diesem Bereich verschwinden, und zwar schnell.« Er sah sich um und das Fell auf