Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
und Ausgestoßenen ist es dasselbe. Ich bin ihr einziger sicherer Hafen zwischen dem Nimmernie und der Welt der Sterblichen.«
»Was uns zu der Frage führt, wo wir hier eigentlich sind«, stellte Puck fast schon zu beiläufig fest.
»Ach, mein Lieber.« Leanansidhe schenkte ihm ein Lächeln, aber es war beängstigend kalt und verschlagen. »Ich habe mich schon gewundert, wann du das fragen würdest. Und wenn du meinst, du müsstest losrennen und mich bei deinen Herren verpetzen, kannst du dir die Mühe sparen. Ich habe nichts Verbotenes getan. Ich habe mein Exil nicht verlassen. Das ist mein Reich, ja, aber Titania kann sich entspannen. Es dringt in keinerlei Hinsicht in ihres ein.«
»Okay, das ging jetzt meilenweit an meiner Frage vorbei.« Puck hielt mit einem Apfel in der Hand inne und zog eine Augenbraue hoch. »Und ich denke, jetzt bin ich sogar noch mehr beunruhigt. Wo sind wir, Lea?«
»Im Zwischenraum, Liebes.« Leanansidhe lehnte sich zurück und nippte an ihrem Wein. »Innerhalb des Schleiers zwischen dem Nimmernie und der Welt der Sterblichen. Das müsste dir doch inzwischen klar geworden sein.«
Jetzt schossen bei Puck beide Augenbrauen in die Höhe. »Im Zwischenraum? Der Zwischenraum ist eine große Leere, zumindest hat man mir das immer so erzählt. Wer im Zwischenraum hängen bleibt, wird normalerweise innerhalb kürzester Zeit wahnsinnig.«
»Ja, ich gebe zu, das war anfangs etwas schwierig.« Leanansidhe wedelte nachlässig mit der Hand. »Aber genug von mir, ihr Lieben. Reden wir von euch.« Sie nahm einen Zug von ihrer Zigarette und blies einen Fisch aus Rauch über den Tisch. »Warum seid ihr durch das Gestrüpp gestampft, als meine Straßenkinder euch gefunden haben? Ich dachte, ihr wärt auf der Suche nach dem Jahreszeitenzepter, aber das werdet ihr dort unten sicher nicht finden, ihr Lieben. Es sei denn, ihr glaubt, Bellatorallix sitzt drauf.«
Ich zuckte zusammen. Eisenpferd fuhr so ruckartig hoch, dass dabei eine Schale mit Trauben auf dem Boden landete. Wie aus dem Nichts erschienen einige Heinzelmännchen und wieselten herum, um die Früchte aufzusammeln, die über die Fliesen rollten. Leanansidhe hob leicht eine schmale Augenbraue und zog an ihrer Zigarette, während wir uns wieder fingen.
»Du weißt davon?« Ich starrte sie überrascht an, während die Heinzelmännchen die Schale wieder auf den Tisch stellten und verschwanden. »Du weißt von dem Zepter?«
»Liebes, ich bitte dich.« Leanansidhe schenkte mir einen halb spöttischen, halb herablassenden Blick. »Ich weiß alles, was an den beiden Höfen vorgeht. Ich fände es unverzeihlich, dermaßen uninformiert zu sein, und sonst wäre es hier auch furchtbar langweilig. Meine Informanten halten mich über alle wichtigen Details auf dem Laufenden.«
»Du meinst, deine Spione«, stellte Puck fest.
»Das ist so ein hässliches Wort, mein Lieber.« Leanansidhe schnalzte tadelnd mit der Zunge. »Und das ist jetzt auch nicht von Belang. Von Belang ist, was ich euch berichten kann. Ich weiß, dass jemand das Zepter direkt vor Mabs Nase gestohlen hat, ich weiß, dass Sommer und Winter deswegen kurz vor einem blutigen Krieg stehen, und ich weiß, dass sich das Zepter nicht im Nimmernie, sondern in der Welt der Sterblichen befindet. Und …« Sie zog ausgiebig an ihrer Zigarette und ließ einen Falken über unsere Köpfe segeln. »… ich kann euch dabei helfen, es zu finden.«
Das machte mich sofort misstrauisch und ich spürte, dass es Eisenpferd und Puck ebenso ging. »Warum?«, wollte ich wissen. »Was hast du davon?«
Leanansidhe sah mich an und ein Schatten legte sich über ihre Stimme, so dass sie tief und unheilvoll klang. »Ich habe gesehen, was mit der Welt der Sterblichen geschieht, Liebes. Im Gegensatz zu Oberon und Mab, die sich an ihren sicheren kleinen Höfen verstecken, kenne ich die Realität, die uns von allen Seiten bedrängt. Die Eisernen Feen werden immer stärker. Sie sind überall: Sie hocken in Computern, kriechen aus Fernsehern und sammeln sich in Fabriken. Zurzeit habe ich mehr Exilanten unter meinem Dach als im gesamten vergangenen Jahrhundert. Sie sind verängstigt und nicht bereit, in der Welt der Sterblichen zu bleiben, weil die Eisernen Feen sie in Stücke reißen.«
Ich schauderte und Eisenpferd saß ganz still da.
Leanansidhe hielt inne und einen Moment lang hörte man nur die trippelnden Geräusche der Wesen, die ungesehen in der bedrückenden Dunkelheit herumschlichen.
»Wenn Sommer und Winter
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