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Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3

Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3

Titel: Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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auf den Weg zu dem Vorstellungsgespräch gemacht hat! Vorher hatten wir noch gemeinsam geübt, mit tiefer Stimme zu sprechen.« Tante Emmi hob die Schultern. »Ihr könnt euch vorstellen, dass sie ziemlich schnell aufgeflogen ist. Das gab ganz schön Ärger … Wie auch immer.« Sie stand auf und stellte sich vors Fenster. »Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern. Ach, wir hatten eine wunderbare Zeit. Auch als wir dann schon verheiratet waren und Kinder hatten …«
    Ich konnte sehen, dass sie schwer schluckte. Vielleicht hatte sie auch dieses Kieselsteinsyndrom – unter Umständen hatte ich es sogar von ihr geerbt, da wir ja nun plötzlich miteinander verwandt waren.
    Â»Als mein Sohn zur Welt kam, mein Gott, ich war so glücklich!« Tante Emmi sah mich an. »Ich spreche von deinem Uropa Ernst.«
    Â»Klar. Mein Uropa Ernst, logisch.« Mannmannmann, was für eine Geschichte.
    Tante Emmi atmete tief durch. »Und dann eines Tages ist es passiert. Wir hatten mal wieder einen Nachmittag für uns allein, unsere Mutter war mit unseren Söhnen spazieren, sie hat immer furchtbar gern auf ihre Enkel aufgepasst. Wir schlossen uns in meinem Schlafzimmer ein und sausten mit dem Ring durch die Zeiten. Elsa hatte sich viel vorgenommen für diesen Nachmittag. Ich kann mich noch gut erinnern, dass sie sich einige Fragen notiert hatte, die sie klären wollte. Und ich beschäftigte mich damit, mir meine Nachkommen in der Zukunft anzusehen. Wir machten das immer abwechselnd, erst Elsa, dann ich, dann wieder Elsa … irgendwann verloren wir den Überblick, wer als Nächstes dran war. Elsa wollte unbedingt den Ring, um herauszufinden, wann Frauen endlich ohne Einwilligung ihrer Ehemänner einen Beruf ergreifen durften, aber ich war der Meinung, dass ich dran war. Und so haben wir miteinander gerangelt wie die Kleinkinder. Ich steckte mir den Ring an und drehte ihn gerade und wünschte mich achtzig Jahre in die Zukunft, also ins Jahr 2003, als Elsa gleichzeitig an meiner Hand zu zerren begann und versuchte, mir den Ring zu entreißen, weil sie meinte, an der Reihe zu sein.« Tante Emmi schüttelte den Kopf.
    Â»Und dann stand ich vor einem kleinen Haus am Gartenzaun. Es war Herbst, aber noch einigermaßen warm, so wie jetzt, und an einem Gartentisch sah ich eine kleine Familie sitzen. Vater, Mutter, Kind, wunderschön, und mir wurde ganz warm ums Herz. Ich war ja im Jahr 2003 und nach meinen Berechnungen musste es sich bei der Frau um die Tochter meiner Enkelin handeln. Und wirklich, sie sah mir auch ein wenig ähnlich, fand ich. Ich stand da also unter einem Baum und war ganz beseelt von dem Anblick meiner Nachkommen. Ich fühlte mich sofort wie zu Hause. Ihr müsst euch das mal vorstellen: Ich sah da meine eigene Urenkelin, sie ist gerade ungefähr in meinem Alter. Und ich fand es kurios, wie sie alle angezogen waren. Das kleine Mädchen trug Shorts und einen Sonnenhut und der Mann zog plötzlich ein schwarzes Ding aus der Hosentasche und fing an, damit zu reden. Dass das ein Handy war, das habe ich erst viel später rausgefunden.«
    Suse und Luna begannen zu kichern.
    Ich nicht. Weil mir in dem Moment eine Riesenfaust in den Bauch boxte. Denn mir wurde klar, dass dieses kleine Mädchen in Shorts und mit Sonnenhut ich gewesen sein musste. Und der Mann und die Frau meine Eltern.
    Â»Auf meinen Reisen habe ich immer alles um mich herum wissbegierig aufgesaugt, um hinterher Elsa haarklein davon zu berichten. Wie wenn ich im Kino gewesen wäre und ihr den Film erzählte. Sie stellte immer tausend Fragen. Das, was wir miteinander teilten, der Ring, war ein großes, aufregendes und … wie sich herausstellen sollte, leider auch gefährliches Geschenk.« Tante Emmi blickte einen Moment auf den Boden, als könnte sie dort etwas sehen, das für uns unsichtbar blieb. Als sie wieder hochschaute, wirkte sie noch ernster als zuvor.
    Â»Normalerweise spürte ich immer genau, wann es mit der Rückreise losging, aber dieses Mal: nichts. Ich wartete die ganze Zeit auf dieses Gefühl, das sich einstellte, kurz bevor ich in meine eigene Zeit zurückraste. So eine Mischung aus Schwindel und Übelkeit. Aber nichts. Ich dachte zunächst, es dauerte diesmal einfach nur ein bisschen länger als sonst. Da spürte ich, wie sich etwas veränderte. Es war so ein Kribbeln, vielleicht kennt ihr das, wenn euch der Fuß

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