Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3
Gläsern zurück. »So, jetzt trinken wir erst mal was. Und dabei werde ich euch die ganze Geschichte erzählen.«
11 Total schwieriger Sprung, bei dem man sich um mehrere Körperachsen dreht. Versuch ich nie mehr.
18. Kapitel
E lsa ist meine jüngere Schwester«, begann Tante Emmi. »Zwei Jahre jünger. Wir sind in Berlin aufgewachsen. Ich bekam zu meinem dreizehnten Geburtstag ein Geschenk, so ein dunkelrotes Holzkästchen mit goldfarbenen Ornamenten und einem Eisenschloss dran.«
»Kenn ich!«, rief Luna. »Unseres sieht auch so aus. Und darin waren zwei ⦠ich meine, drei Ringe?«
»⦠darin war ein Ring. Ein groÃer, dicker goldener Ring mit drei Diamanten. Der, so erzählte meine Mutter, befand sich schon seit Generationen in unserer Familie und wurde immer an die älteste Tochter weitergegeben, sobald sie dreizehn wurde.« Sie schloss kurz die Augen. »Ich war ganz schön aufgeregt, weil meine Mutter mir so viel darüber erzählt hat, darüber, wie wertvoll er sei. Allerdings kann ich euch nicht sagen, ob sie etwas von der Zauberkraft des Ringes wusste, sie hat sie jedenfalls nicht erwähnt. Vielleicht hat sie ihn nie getragen, sondern ihn nur als wertvolles Erbstück für mich aufbewahrt. Es dauerte noch Jahre, bis ich zufällig herausfand, was dieser Ring ⦠vermag.«
»Ein einziger Ring«, murmelte Luna.
»Mit drei Diamanten ⦠blau, grün und lila. Richtig?« Suse hob fragend die Augenbrauen.
Tante Emmi nickte abwesend, sie schien mit ihren Gedanken weit weg zu sein. »Nun«, fuhr sie fort, »ich habe diesen Ring zunächst gar nicht getragen, sondern in eine Schublade gelegt. Ich hatte ihn beinahe vergessen, als er mir eines Tages wie zufällig wieder in den Sinn kam. 1920 war das, am Tag meiner Verlobung mit Friedrich Zacharias. Da beschloss ich, den Ring anzustecken, und auf einmal passierten die merkwürdigsten Dinge. Es war, als würde ich durch den Raum wirbeln, und plötzlich sah ich meine eigene Mutter als ganz junge Frau, wie sie mir als Baby ein Taufkleid anzog. Dann wieder eine wilde Kettenkarussellfahrt und ich saà vor dem Spiegel in meinem Zimmer. Nur waren auf einmal alle um mich herum vollkommen starr und bewegungslos, selbst der Vorhang, der durch einen Windstoà in die Höhe geweht worden war, blieb genau in dieser Position hängen. Ich glaube, Marli, du weiÃt, was ich meine.«
Ich nickte stumm.
»Ich war ganz furchtbar erschrocken, ich dachte schon, ich wäre gestorben und in den Himmel gekommen â¦Â«, sagte Tante Emmi.
Ich nickte eifrig, denn Emmis Worte beschrieben mein Gefühl beim Zeiteinfrieren geradezu beängstigend genau. »Kommt mir sehr bekannt vor.«
»Kann ich mir vorstellen.« Tante Emmi strich mir übers Haar. »Das ist unglaublich, oder? Jedenfalls, Elsa und ich haben früher praktisch alles gemeinsam unternommen. Das waren damals ja keine einfachen Zeiten, die Wirtschaft war am Boden, eine Tasse Kaffee hat fünftausend Mark gekostet. Und eine Theaterkarte eine Millarde.« Sie schüttelte den Kopf.
»Was?«, fragte ich ungläubig? »Quatsch.«
»Nun, das lernt ihr bestimmt bald in der Schule.« Tante Emmi winkte ab. »Oder ich erkläre es euch später genauer. Aber jetzt gibt es Wichtigeres, oder?«
Suse, Luna und ich nickten mit gleicher Geschwindigkeit.
»Elsa und mir«, fuhr Tante Emmi for, »hat das alles nicht viel ausgemacht, wir hatten ja uns. Wir haben zusammen musiziert und Rommé gespielt und gestickt und alles Mögliche. Wir waren, wie man so schön sagt, ein Herz und eine Seele. Und deswegen habe ich Elsa dann auch eingeweiht. Erst wollte sie mir gar nicht glauben, aber dann hat sie es selbst ausprobiert. Und von diesem Moment an haben wir dann so richtig viel mit dem Ring herumprobiert. Wir sind immer mutiger geworden. Elsa war ja so was wie ein Genie, sie war Chemikerin.« Tante Emmi lachte leise. »Ich hab nie verstanden, was genau sie da machte. Damals war das für eine Frau wirklich sehr ungewöhnlich. Und schwierig. Die Wissenschaft war den Männern vorbehalten, die Frauen sollten sich um die Kindererziehung kümmern. Aber Elsa war so besessen davon, als Chemikerin zu arbeiten, dass sie sich sogar mal als Mann verkleidet hat, um eine Stelle zu bekommen. Das war vielleicht was, als sie sich mit so einem angeklebten Schnauzbart und mit Anzug und Hut
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