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Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3

Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3

Titel: Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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eingeschlafen ist: Erst ist er taub, dann wacht er ganz langsam auf, es prickelt wie verrückt und dann irgendwann fühlt er sich wieder normal an. Dieses Gefühl hatte ich am ganzen Körper. Überall. Ich konnte ihn auf einmal spüren, meinen Körper. Meine Hände und den Wind in meinen Haaren und ich machte einen Schritt und fühlte den weichen Boden unter meinen Schuhen.«
    Â»Irre«, hauchte Luna.
    Suse saß mit aufgerissenen Augen da und steckte sich wie ferngesteuert einen Zimtkaugummi in den Mund.
    Â»Mir wurde angst und bange, das war mir noch nie bei meinen Reisen passiert, und es kam noch schlimmer«, flüsterte Tante Emmi. »Heilige Jungfrau Maria, denn in diesem Moment kam deine Mutter, Marli, die gerade die Wäsche aufhängen wollte, auf mich zu. Sie sah mich am Gartenzaun stehen und sprach mich an.«
    Â»Hammer«, hörte ich Suse flüstern.
    Ich starrte Tante Emmi wortlos an und schluckte. Fühlte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. »Wie, du hast da gestanden?«, wisperte ich dann. »Und plötzlich hat meine Mama dich sehen können?«
    Â»Ja, ich stand da und sie konnte mich sehen. Ich konnte es selbst nicht fassen.«
    Â»Und was hat sie gesagt?«, fragte Suse.
    Â»Sie hat mich gefragt, ob sie mir helfen könnte. Ob ich mich verlaufen hätte oder so etwas.«
    Â»Und dann?« Lunas Augen wurden größer und größer.
    Â»Ihr müsst euch das mal vorstellen: Ich befand mich achtzig Jahre in der Zukunft. Im Jahr 2003. Und zwar so richtig, nicht nur mit meinen Augen und Ohren wie sonst auf meinen bisherigen Zeitreisen. Sondern ganz und gar und ich war für die anderen Menschen sichtbar geworden! Dabei wollte ich um neunzehn Uhr im Jahr 1923 mit meinem Mann zu Abend essen und meinen Sohn ins Bett bringen.«
    Â»Mann, Mann, Mann!« Luna stieß hörbar die Luft aus.
    Â»Deine Mutter, Marli, die schaute mich natürlich ziemlich verblüfft an, kein Wunder, so wie ich angezogen war, muss ich ein ziemlich komisches Bild abgegeben haben. Ihr wisst schon – langes Rüschenkleid aus geblümtem Wollstoff, Hut, Schnürstiefeletten und …«
    Â»Was hast du zu ihr gesagt?«, unterbrach ich sie.
    Tante Emmi runzelte die Stirn. »Nichts. Ich bin weggelaufen. Ich … ich war völlig durcheinander. Meine eigene Urenkelin konnte mich sehen und hatte mich angesprochen! Ich rannte also weg, und als ich mich irgendwann auf eine Bank setzte, völlig verwirrt, wusste ich, ich musste zurück in meine Zeit. So schnell wie möglich. Und dann stellte ich fest, dass der Ring nicht mehr an meinem Finger war.« Sie warf die Hände vors Gesicht. »Er war weg! Ich bin stundenlang auf und ab gegangen und habe ihn gesucht. Überlegte, was ich tun könnte. Und was überhaupt passiert war. Aber dann kam ich schnell drauf. Elsa musste mir den Ring genau in der Sekunde vom Finger gezogen haben, in der der Zeitenzauber losging. Und weil man mit dem Ring in die Zukunft kommt, aber ohne nicht mehr zurück, hatte ich mich im Jahr 2003 sozusagen … materialisiert.«
    Wir alle drei fassten automatisch an unsere eigenen Ringe, als müssten wir sie beschützen. Oder uns.
    Tante Emmi richtete sich auf. »Ihr habt noch keinen Schluck Limonade getrunken.«
    Da hatte ich auf einmal wirklich das Gefühl zu verdursten, ich schnappte mir ein Glas und trank es mit einem Zug leer. Hinterher hatte ich noch mehr Tränen in den Augen, ob das am schnellen Trinken lag oder an allem anderen – keine Ahnung.
    Luna und Suse sahen auch mächtig mitgenommen aus, als sie gleichzeitig die Hände nach ihren Gläsern ausstreckten.
    Â»Wie ging es dann weiter?«, fragte Luna. »Ich meine, was haben Sie gemacht? Ohne Geld und alles?«
    Â»Luna und Suse«, sagte meine Tante feierlich. »Ich finde, es ist an der Zeit, dass ihr Du zu mir sagt, meint ihr nicht?«
    Â»Oh ja!«, riefen die beiden gleichzeitig und sahen mit einem Mal richtig stolz aus. Meine Tante stieß sich vom Fensterbrett ab und ging mit erhobenem Glas auf sie zu. »Sagt Emmi zu mir.«
    Darauf stießen sie laut klirrend mit Zitronenlimonade an.
    Und ich, ich spürte, wie mir Tränen die Wangen hinunterliefen und meine Ohren ganz heiß wurden. Das waren aber nicht etwa traurige Tränen. Nein, denn mit einem Schlag fühlte ich mich nicht mehr so allein wie sonst. Es war, als ob sich das Loch schließen

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