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Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3

Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3

Titel: Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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sind ein Symbol für die Auferstehung. Damit meint sie bestimmt, dass sie mich irgendwie wieder in die Vergangenheit zurückholen will.«
    Du. Liebe. Zeit. Ich war sicher, dass Tante Emmi recht hatte, alles, was sie sagte, erschien mir schlüssig. Bloß: »Warum hat sie uns diese Briefe geschrieben? Und uns die Ringe vererbt? Was genau will sie von uns? Oder wollte sie, um genau zu sein«, überlegte ich laut.
    Tante Emmi sah uns der Reihe nach an und ich konnte sehen, wie sie in diesem Moment einen Entschluss fasste. »Was meint ihr, ob ich nach all der Zeit mal wieder einen Blick in die Vergangenheit wagen sollte?«
    Â»Du?«, fragte ich gedehnt.
    Tante Emmi richtete sich etwas auf und zupfte sich das Esstäbchen aus den Haaren. Sofort fielen ihre Locken herab wie knallrote Luftschlangen. »Es wäre so wunderbar, wenn ich meine Schwester wiedersehen könnte. Und meinen kleinen Otto und … überhaupt.« Sie schloss kurz die Augen. »Ich könnte sozusagen mein damaliges Leben besuchen.«
    Â»Aber wozu?«, fragte Suse. »Du kannst ja mit niemandem sprechen oder so. Die Leute in der Vergangenheit, die werden dich nicht bemerken, sie werden gar nicht wissen, dass du da bist.«
    Â»Ist mir auch klar«, sagte Tante Emmi betrübt. »Aber sie alle nur ein Mal wiederzusehen …« Tante Emmi fuhr sich mit beiden Händen durch das offene Haar. »Nur noch ein Mal bei ihnen zu sein, auch wenn sie das gar nicht mitbekommen, das wäre … das würde …« Sie stieß den Atem aus. »Ich meine, ich habe ja nicht einmal Fotos von ihnen. Deswegen hat es mich auch so umgehauen, als euer Opa mir das Bild gezeigt hat.«
    Wir drei nickten langsam. »Also?« Tante Emmi sah Suse an.
    Und Suse guckte mich an, als ob sie erst meine Erlaubnis bräuchte.
    Â»Klar«, sagte ich und zuckte mit den Schultern.
    Suse pulte ihr blaues Pflaster mit den gelben Sternen drauf vom Finger, zog den Ring mit dem grünen Diamanten ab und hielt ihn über den Tisch Tante Emmi hin.
    Â»Danke, Suse.« Ich konnte sehen, dass Tante Emmis Hand etwas zitterte, als sie den Ring ansteckte. »Oh«, rief sie mit leuchtenden Augen. »Es ist so lange her, dass ich …« Sie brach ab.
    Â»Wohin willst du?«, fragte ich. »Also in welche Zeit?«
    Tante Emmi überlegte. »Ich kann mich gar nicht entscheiden. Ich möchte sehen, wie mein kleiner Otto in die Schule kam. Und wie er geheiratet hat und … oder nein, ich fange besser an dem Abend im Jahr 1923 an, als ich nicht mehr nach Hause kam.«
    Â»Menschmenschmensch«, sagte Luna. »Das kann dann aber dauern!«
    Â»Macht nichts, es ist ja für euch genug zum Essen da.« Tante Emmi grinste. Dann berührte sie fast ehrfürchtig den Diamanten.
    12 Okay, alles Mögliche zu »lieben«, hab ich in Amerika gelernt. Da redet man ja von Liebe, auch wenn es um Toast mit Erdnussbutter und Marmelade geht. Das will ich mir jetzt schleunigst abgewöhnen.

22. Kapitel
    U nd schon ging die Zeitenshow los. Tante Emmis Augen waren weit aufgerissen und ihre Pupillen flitzten in sämtliche Richtungen hin und her – nach links und rechts und nach oben und unten. Ab und zu auch rundherum.
    Â»Heilige Scheiße«, flüsterte Suse. »Sieht das bei mir etwa auch so gruselig aus, wenn ich in die Vergangenheit schaue?«
    Luna schüttelte kichernd den Kopf. »Nö. Noch viel gruseliger.«
    Â»Blanker Horror quasi«, fügte ich freundlich hinzu.
    Â»Ogottogottogott«, seufzte Suse. »Wenn ich das gewusst hätte …«
    Wir saßen ziemlich lange da, aßen schweigend weiter und sahen Tante Emmi dabei zu, wie sie durch die Vergangenheit brauste und Dinge sah, die ich mir nicht mal vorstellen konnte. Als sie nach einer geschlagenen Viertelstunde immer noch nicht wieder in die Gegenwart zurückgekommen war, wurde ich nervös.
    Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, schüttelte sich Tante Emmi ein wenig, sie blinzelte und setzte sich wieder aufrecht hin. Und lächelte zufrieden, geradezu selig, wie sie es ausdrücken würde.
    Â»Was, was, was?«, schrie ich. »Wie war’s?«
    Â»Oh, Marli, es war fantastisch.« Tante Emmi strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Es war unglaublich, ein wahrer Zeitenzauber. Die Augen meines Sohnes zu sehen, als er ein frisches Stück Kirschkuchen von seiner Oma bekommen hat. Sein Kinderlachen, oh,

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