Ploetzlich Liebe
kennenzulernen. «
Ich grinse über seine Förmlichkeit. »Gleichfalls. Und ich meld mich wegen einem neuen Termin für die nächste Woche. Du bist doch bei Facebook?«
Er nickt, kritzelt mir aber trotzdem seine Nummer auf mein Notizbuch. »Oder ruf mich einfach an, weißt du, wenn du irgendwelche Fragen hast oder … sonst was.«
»Mach ich.« Ich nehme meine Notizen und sehe, dass er noch immer vor seinem Stuhl rumsteht. »Äh, tschüss?« Ich weiß nicht, ob ich ihn umarmen soll, wie ich es gewohnt bin, oder was.
»Auf Wiedersehen.« Er wirkt genauso unbeholfen wie ich.
Am Ende streckt er mir wieder seine Hand hin. Ich schüttele sie.
»Bis dann.« Ich drehe mich um, hüpfe die Treppen runter und raus auf die Straße. Endlich mal ein bisschen Glück! Er ist unbeholfen, aber garantiert ein Engel, ausgeschickt, um mich davor zu bewahren, in der akademischen Versenkung zu verschwinden. Ich grinse, als ich an sein Rotwerden und die süße Höflichkeit denke. Jeder andere Typ hätte mich angebaggert, Will nicht. Und in meinen neuen Klamotten hat er mich auch nicht für eine kurzberockte Untergräberin des Feminismus gehalten. Die Survivaltipps funktionieren einfach toll.
So toll, dass ich stehen bleibe, als ein paar Studenten vor der Bibliothek Flugblätter verteilen. Sie werben Leute für eine Protestgruppe gegen die Schließung des Frauengesundheitszentrums an, diese Sache, von der Carrie letzte Woche geschwafelt hat. Hatte Emily nicht gesagt, es wäre gut für mich, wenn ich mich einer Gruppe anschließe?
»Das ist eine lebenswichtige Angelegenheit für alle Frauen in Oxford.« Eine kleine Studentin mit raspelkurzem Haar drückt mir ein Flugblatt in die Hand. »Wir treffen uns Donnerstag in der Mittagspause im Konferenzraum B.«
Ich setze meinen Namen auf die Liste.
»Wunderbar«, ruft sie. »Bring all deine Freunde mit.«
»Klar«, sage ich, nehme das Blatt und tauche in die Bibliothek ab. Zwar hab ich keine Freunde zum Mitbringen, aber zeigen kann ich mich da doch mal.
Was soll’s, hab ja schließlich nichts anderes vor.
Von: totes_tasha
An: EMLewis
Betrifft: Austausch Survivalguide 1.0
ok, das erste geheimnis ist: kalifornisch leger ist so was von überhaupt nicht leger. Ehe du morgens einen schritt aus deinem zimmer machst, musst du dein haar geföhnt und dich geschminkt haben – auch wenn du bloß in den fitnessraum willst. Macht gar nichts, wenn du nur einen trainingsanzug trägst (süß und figurbetont, selbstverständlich), du musst gepflegt und total klasse aussehen, so läuft das da. Vielleicht kannst du ja beim studieren was knicken oder früher aufstehen?
XOXO
p.s. muss ich wirklich auf meine uggs verzichten? Ich weiß, die mädchen hier stehen nicht drauf, aber sie sind sooo bequem und es ist arschkalt hier.
Von: EMLewis
An: totes_tasha
Betrifft: re: Austausch Sur vivalguide 1.0
Und ich hab geschworen, nie eine von denen zu werden, die jeden Tag eine halbe Stunde auf ihr Make-up verwenden.
Jetzt zu den Tipps für dich: Stimme Leuten zu. Damit meine ich, nicht nur lächeln und nicken, wenn sie was sagen, sondern ein bisschen mehr Enthusiasmus vorgaukeln. Mit den Studenten in Oxford ist die Sache die, dass viele von denen selbstherrlich und egoistisch sind – ihr Leben lang haben sie zu hören gekriegt, wie wunderbar sie sind, und von der Schiene wollen sie gar nicht gern runter. Wenn also jemand zu einer längeren Tirade oder einem Vor trag ansetzt, pflichte ihm aktiv bei. Murmele zustimmend, sage ein paarmal »Stimmt« und »Genau das hab ich auch gedacht«, dann glauben sie, du weißt, wovon sie reden. Und dann lies die Überschriften der Nachrichten online, überfliege die wesentlichen Argumente: die Leute um dich herum sind an Zeitgeschehen und Politik sehr interessiert, du musst in der Lage sein, dich durch Diskussionen zu bluffen.
Ich hoffe, es klappt alles. Ich hab meinem Vater gesagt, dass ich neue Bücher und Computerprogramme brauche, ich darf also die Kreditkarte benutzen. Wenn Morgan mal aus der Dusche raus ist, gehe ich mit ihr shoppen. Wünsch mir Glück.
Umarm dich, Em
P. S.Tut mir leid, Uggs passen wirklich nicht nach Oxford. Halt dich an flache Lederstiefel, und wenn dir kalt ist, versuch mal zwei Paar Strumpfhosen übereinanderzuziehen: eine mit Muster, eine durchsichtige. Ohrenschützer hast du doch, oder?
Emily
Natasha hat recht: Morgan ist hier unanfechtbar die Königin des Shoppens. Mehr als ein Vormittag auf der
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