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Ploetzlich Liebe

Ploetzlich Liebe

Titel: Ploetzlich Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby McDonald
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und die Anweisung: Beobachte alle ganz genau! Außerdem hab ich den Befehl bekommen, mich einer Gruppe anzuschließen, damit ich irgendwo dazugehören kann. Mal überlegen, will ich nun eine hochnäsige Aktivistin mit Ambitionen auf einen Sitz im Studentenparlament sein oder doch lieber eine hochnäsige Sportlerin mit Ambitionen auf eine Blechmedaille?
    Cool bleiben, schärfe ich mir ein. Nur weil Portia und ihre Crew totale Vollidioten sind, müssen ja nicht alle hier so sein. Schließlich hab ich Holly gefunden, oder etwa nicht?
Folglich müssen sich ein paar normal tickende Menschen in den Bibliotheken und Studentenheimen herumdrücken. Mit neuer Entschlossenheit verlasse ich den Campus von Raleigh, zum ersten Mal, seit ich hier angekommen bin, rückt die Lektüreliste in den Hintergrund. Der Tag ist frisch und klar mit einem blauen Himmel, der mich an zu Hause erinnern würde, wären da nicht meine Handschuhe und der Schal. Während ich die Hauptstraße entlang ins Stadtzentrum gehe, halte ich die Augen auf und mache mir im Geiste Notizen über die Mädchen hier.
    Wie in jeder anderen Stadt sehen sie nicht alle gleich aus, aber bis ich beim ersten Laden auf meiner Liste angekommen bin, habe ich definitiv einen Trend zum schlampig aufgesteckten Pferdeschwanz, figurbetonten Jacken und blonden Haaren ausgemacht. Nur, statt des kompromisslosen kalifornischen Blonds, an das ich gewöhnt bin, fällt das hier eher honigfarben aus und wirkt auf künstliche Art natürlich. Also, künstlich natürlich scheint das Leitmotiv zu sein, das geht von der Art, wie das Haar aus der Frisur fällt (so als wollten sie sagen: »Ach ja, ich war so vertieft in meinen Sartre, den ich im Original lese, dass ich für solche Oberflächlichkeiten einfach keine Zeit gehabt habe.«) bis zum neutralen Make-up in Karamell- und blassen Pudertönen, das immer makellos ist.
    Sieht aus, als gäbe es was zu tun an mir. Diese Sache mit dem Blond meide ich nun schon seit zehn Jahren, also werde ich mir auch jetzt auf gar keinen Fall das braune Haar mit Bleichmittel versauen, aber ich glaub schon, dass ich die Frisuren mit ein paar Klammern und etwas Übung hinkriege.
Und obwohl meine Art, mich zu schminken, mir in Fleisch und Blut übergegangen ist, kann ich Grundierung durch getönte Feuchtigkeitscreme ersetzen, den Lidstrich weglassen und mir ein cremefarbenes Rouge besorgen. Oberhalb des Halses wär der Fall damit erledigt …
    Die nächsten paar Stunden tu ich, was ich am besten kann. Ich shoppe. Sonderangebote, neue Styles und coole Looks liegen mir im Blut, dieses Mal ist Shoppen allerdings eine ganz neue Erfahrung, denn die Sache läuft total verdreht ab: Ich schau mich im Laden um, und wenn mir was Süßes ins Auge fällt, lege ich es gleich wieder aus der Hand und suche mir das absolute Gegenteil raus. Dieses glitzernde schwarze Top mit dem tiefen Ausschnitt? Weg damit und her mit einer hochgeschlossenen weißen Bluse im viktorianischen Stil. Ein Jeansrock mit ausgefranstem Saum und Nietengürtel? Den lasse ich auf dem Bügel hängen und hole einen knielangen karierten Etuirock von der Stange. Als ich dann einen Armvoll Tüten zusammenhabe, bin ich schon total begeistert von meinem neuen Projekt. Ich kapitulier ja nicht, denk ich mir, ich … präsentiere einfach nur eine andere Seite von mir. Alle reden immer davon, dass der erste Eindruck zählt, und hier in Oxford scheint er mehr zu zählen als alles andere. Wenn ich die Leute nur so weit bringen kann, in mir nicht mehr die dumme Kalifornierin zu sehen, dann werden sie schon merken, dass ich ein ziemlich cooles Mädchen bin. Also, ich mag mich!
    Abgesehen davon entferne ich mich mit jedem Spießerpullover und jedem Paar Ballerinas einen Schritt weiter von dem Mädchen in diesem Whirlpool, und schließlich kann ich
sie überhaupt nicht mehr im Spiegel sehen. Und wenn ich sie nicht wiedererkenne, dann stehen die Chancen gut, dass es auch kein anderer tut.
    Als ich glaube, meine Notfall-Kreditkarte bis zum Limit ausgeschöpft zu haben, beschließe ich, eine Kaffeepause einzulegen. Aber auf der Schwelle von meinem Zufluchtsort Borders bleibe ich stehen. In den vier Wochen, die ich hier abhänge, hab ich nur diesen anderen Amerikaner kennengelernt. Also, nicht der richtige Ort, in meinem neuen Look Freunde zu finden. Ich dreh mich um, geh sofort wieder raus und eine gepflasterte Seitenstraße hinunter zu dem anderen Buchladen in der Stadt: Blackwell’s. Der ist britisch und in einem Gebäude

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