Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ploetzlich Liebe

Ploetzlich Liebe

Titel: Ploetzlich Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby McDonald
Vom Netzwerk:
an. Ich fang an zu posieren, zuerst unbeholfen, aber bald hab ich mich aus meinem Kopf rausgekämpft und mach Faxen für die Kamera, werfe mit Küssen um mich und hopse rum.
    »Ich seh lächerlich aus«, kichere ich, als ich mir die Schnappschüsse ansehe.
    »Darum geht es doch.« Ryan grinst und stößt die schwere Doppeltür des Diners auf. Und sofort bin ich zurückversetzt in ein Bild aus den Fünfzigerjahren, mit langem Tresen und einer verblassten Kellnerin im rosa Kittel.
    »Wow!« Ich grinse. »Das ist so …«
    »Touristisch und kitschig«, beendet Ryan den Satz für mich. Dann führt er mich zu einer mit rotem Leder gepolsterten Sitzbucht. »Aber die machen hier wahnsinnige Disco Fries.«
    »Was ist das?« Ich rutsche auf meinen Platz und schaue mich verzückt um.
    »Wirst du schon sehen.« Ryan sucht in seinem abgewetzten grauen Portemonnaie nach Vierteldollarmünzen. »Also, wenn das jetzt die Americanaszene ist, dann brauchen wir den richtigen Soundtrack …« Er drückt ein paar Nummern auf der Mini-Jukebox neben uns und einen Augenblick später erklingen vertraute Akkorde.

    »Dancing in the Dark.« Ich lächle. »Diesen Song liebe ich.«
    »Die englische Rose hat was für Springsteen übrig?« Das scheint Ryan zu überraschen. »Hm. Damit hab ich nicht gerechnet.«
    »Was? War das etwa nicht so in deinem Rollenentwurf?« Ich ziehe ihn ein bisschen auf, aber nicht so ganz im Scherz, dann kommt die Kellnerin, um unsere Bestellung aufzunehmen. Man sieht ihren dunklen Haaransatz in der platinblonden Dauerwelle. »Ich nehme einen von diesen berühmten Cheeseburgern. Und einen Chocolate Malt Whip Shake.« Zum Teufel mit gesund.
    Nachdem Ryan bestellt hat, nimmt er ein Tütchen Zucker und schlägt es zum Takt des Songs gegen die Tischkante.
    »So was machst du oft«, bemerke ich. Seine Rastlosigkeit bringt mich nicht mehr so zum Wahnsinn wie vor einem Monat, aber es ist schon interessant, dass er einfach nie stillsitzen kann. »Und was diese Szene angeht …«
    »Was?« Ryan hält inne.
    Ich fläze mich in die Sitzbucht und betrachte ihn nachdenklich. »So wie du eben gesagt hast, dass wir einen Soundtrack brauchen. Das machst du auch immer – siehst du alles als Szene vor dir, wie im Film? Damit will ich nicht sagen, dass das schlimm ist«, erkläre ich. »Ich bin nur neugierig. «
    »Was ist das hier? Der Analysieren-wir-Ryan-Tag?« Er lacht, aber ich sehe, wie sein Blick hart wird. Ich schüttle den Kopf.
    »Entspann dich. Ich bin schließlich nicht besser mit meiner Vorliebe für Pläne und Ordnung«, scherze ich, damit sich
die Spannung wieder löst. Er lehnt sich zurück und macht Platz für den riesigen Teller Pommes frites unter jeder Menge Sauce und Käse, der zwischen uns gestellt wird. »Das sind also Disco Fries«, sage ich leichthin. »Meine Schwester würde mir spätestens jetzt einen Vortrag über Cholesterin halten.«
    Ryan nimmt eine Fritte und isst sie langsam. »Ich seh die Welt gar nicht mit Absicht so. Ich glaube, ich tauch zu tief ein in den Film, in diese Art zu erzählen, verstehst du?« Er guckt mich eine Sekunde lang an, bevor er fortfährt. »Manchmal fühle ich mich gefangen in der Rolle des Regisseurs, ich bin immer auf der Suche nach dem richtigen Blickwinkel oder dem richtigen Anschluss, sogar im richtigen Leben.«
    »Das richtige Leben ist nie so einfach«, stimme ich ihm zu. »Erst mal gibt es keinen Handlungsbogen oder dramatischen Höhepunkt im dritten Akt«, ich stippe einen Klecks schmelzenden Käse auf. »Und was die Auflösung angeht …«, ich schaue ihm wieder in die Augen. »Davon können wir nur träumen.«
    »Stimmt.« Er lächelt erleichtert. »Ich glaub, das ist meine Art, alles ein bisschen besser unter Kontrolle zu kriegen.«
    »So wie ich mit meinen Zeitplänen.« Ich nicke. »So was mach ich nur, weil es so viel anderes gibt, über das ich nicht die geringste Kontrolle habe. Überleg doch bloß mal: wie viel von deinem Leben hast du überhaupt nicht in der Hand! Das ist unglaublich.« Meine Stimme wird lauter. »Und ich meine da nicht mal Erderwärmung, Hunger oder Politik, nur ganz normale, alltägliche Dinge. Ob dein Prüfer gute Laune hat oder nicht, wenn er deine Arbeit zensiert, oder ob
deine Bewerbung unter der von dem Menschen abgelegt wird, der schließlich den Job bekommt. Neunzig Prozent deiner Existenz hängen von Glück oder Zufall ab. Überleg dir das mal!«
    »Ziemlich beängstigend«, findet Ryan auch. Irgendwie hat er so ein amüsiertes

Weitere Kostenlose Bücher