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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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Aufschrift „Familie, Sippen und Co.“ Gedankenverloren blätterte er in einem Buch über Kindererzi e hung, während das ziegenbeinige Baby auf seinem Arm genüsslich den Einband des Ratgebers zerkaute.
    „ Schätzchen, bitte sabber nicht auf die Seiten“, murmelte der Satyr, ohne den Blick von dem Buch zu heben. Das Kind gluckste vergnügt und kaute unbeeindruckt weiter auf dem Umschlag herum.
    Igitt! Das Buch, das Deans unruhige Finger gerade vom Tresen au f gehoben hatten, fiel zurück auf die Holzplatte. Es war besser sich keine Gedanken darüber zu machen, durch wie viele Hände diese Sammlung von Papier bereits gewandert war, und was diese Hände mit ihr ang e stellt hatten. Er schüttelte sich.
    Als Nelly kurz darauf mit einem großen Stapel alter Bücher zurüc k kehrte, kostete es ihn eine gewisse Überwindung, die Hände nach dem vergilbten Papier auszustrecken.
    „ Ich hab dir ein paar gute Bücher rausgesucht. Vielleicht findest du da drin schon das, was du suchst“, verkündete die Zwergin fröhlich.
    „ Das hoffe ich auch“, murmelte er, während er die Einbände studie r te: Das große Buch der Weißmagie , Die Macht des Lichts , Die hundert größten Wunder der Magie , Untote von A-Z , Die Geschichte des Vampirismus , Zauberei für Dummies . Es würde eine ganze Weile dauern, sich durch diese g e ballte Menge an Papier zu arbeiten. Ein Aufwand, der sich hoffentlich auszahlte.
    „ Kann ich die Bücher mitnehmen?“ Er wandte sich mit einem cha r manten Lächeln wieder Nelly zu und gewährte ihr dabei einen verfü h rerisch tiefen Blick in seine blauen Augen.
    „ Klar doch“, kicherte die Zwergin und schaute verlegen zu Boden. „Nimm ruhig alles mit und bring sie wieder, wenn du sie nicht mehr brauchst, Dean.“
    „ Danke, Nelly. Du bist die Beste. Was würde ich nur ohne dich m a chen.“ Er zwinkerte ihr freundschaftlich zu und wollte gerade die Hände nach den Büchern ausstrecken, als plötzlich weißer Dunst vom Tresen aufstieg.

4
    „ Herr Grimes!“, hallte eine schrille Stimme in seinem Kopf wider.
    Im nächsten Moment verdichtete sich der Dunstschleier zu den w a bernden Konturen der obersten Bibliothekarin des Hauses, die ihn über den Rand ihrer ektoplasmatischen Nickelbrille finster anstarrte.
    Um Frau Schmidt, die schon seit Urzeiten in diesem Gebäude hausen musste, rankten sich unzählige Geschichten, deren Wahrheitsgehalt aufgrund ihres Alters niemand mehr zu überprüfen vermochte.
    Eine der verbreitetsten Erzählungen sagte, dass sie eines Morgens aufgestanden und wie jeden Tag zur Arbeit gegangen sei, ohne dabei zu bemerken, dass ihr Körper in der vergangenen Nacht gestorben war. Eine andere, die vor allem neuen, jungen Mitarbeitern gern erzählt wurde, war die, dass ihr Skelett noch immer irgendwo unten in einem der Archivräume auf einem Schreibtischstuhl saß. Er war sich ziemlich sicher, dass Nelly jedes Mal Angst hatte , ihr zu begegnen, wenn sie hinab in die unteren Etagen des Bibliotheksturmes musste.
    Leider war es eine Tatsache, dass die alte Bibliothekarin ihn ganz und gar nicht leiden konnte. Seine einschmeichelnde Art hatte selbst zu Vampirzeiten keinerlei Wirkung auf die störrische Geisterdame gehabt. Sie schien es ihm sogar gehörig übel zu nehmen, wie mühelos er alle anderen Damen in ihrer Obhut um den Finger zu wickeln vermochte.
    Er räusperte sich und versuchte das Lächeln, das ihm bei Nelly so leicht gefallen war, erneut auf seine Lippen zu zaubern. Es gelang ihm nicht ganz.
    „ Oh. Ähm … Hallo, Frau Schmidt. Nett Sie … ähm … zu sehen“, stotterte er unbeholfen.
    Eine der blassgrauen Augenbrauen hob sich zu einem skeptisch a b schätzigen Blick. „Herr Grimes, wenn ich mich recht entsinne, befi n det sich das Buch Dr. Bötchers Schulkochbuch für spontane Festmahle seit mehr als sechs Monaten in Ihrem Besitz. Damit liegen Sie deutlich über der regulären Ausleihfrist.“
    Er schluckte. Dieses verflixte Buch hatte er völlig vergessen. War es wirklich schon ein halbes Jahr her, seit er versucht hatte, die rassige Dunkelelfe mit den hypnotisierend grauen Augen mit h ilfe seiner Kochkünste zu verführen? Junge, Junge, hatte dieses Weib ein Temp e rament gehabt.
    Das mit dem Kochen hatte jedenfalls gut funktioniert. Auch wenn die Hälfte des kulinarischen Festmahls leider kalt geworden war, wä h rend sie mit, nun ja, anderen, interessanteren Dingen beschäftigt gew e sen waren.
    Ein Grinsen erschien auf seinen Lippen bei dem Gedanken an

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