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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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Treppe zu landen. Für einen kurzen Augenblick spürte er die Euph o rie, ihnen entkommen zu sein, doch dann trat der Steinkoloss, den er gerade überwunden hatte, in seiner Verwirrung einen Schritt zurück. Der massige Leib versetzte ihm einen Stoß, der ihn das Gleichgewicht verlieren ließ. Mit einem Aufschrei stürzte er kopfüber die lange Stei n treppe hinunter, überschlug sich mehrmals und kam schließlich am Fuß der Treppe auf dem Kopfsteinpflaster zu liegen. Das unangene h me Dröhnen in seinem Kopf war schlagartig wieder da und in seiner intensiven Präsenz fast genauso schmerzhaft wie die Signale, die von allen anderen Stellen seines malträtierten Körpers an sein Gehirn g e sendet wurden. Doch das bedrohliche Knurren der beiden Steinlöwen, die nun die Treppe herunterkamen, verlieh ihm die irrwitzige Kraft, wieder aufzustehen, die Bücher zusammenzuraffen und loszulaufen. Mittlerweile hatten sich Wolken vor den blauen Himmel geschoben, doch die Sonne hatte an diesem Morgen lange genug geschienen, um die wechselwarmen Steinkreaturen ausreichend agil für eine Jagd zu machen. Mit großen Sprüngen folgten sie ihm, als er in panischer Hast versuchte den Platz vor der Bibliothek zu überqueren, um in eine der schmalen Seitengassen zu gelangen, die in die Altstadt führten.
    Er fragte sich, ob er überhaupt eine Chance hatte, diesen übe r menschlichen Verfolgern zu entkommen. Egal, er musste es versuchen. Ihm blieb keine andere Wahl. Seine Lungen brannten bereits vor A n strengung, als er den Eingang zur nächstgelegenen Gasse erreichte.
    Das Dröhnen in seinem Kopf war nach wie vor präsent und er spü r te, wie etwas Warmes von der Stirn herab über seine Wange lief. O f fenbar hatte er sich bei seinem Sturz von der Treppe am Kopf verletzt. Hoffentlich nicht allzu schwer, doch das konnte man bei einem so ze r brechlichen Körper nie genau wissen. Es genügte schon ein winziges, poröses Äderchen im Gehirn, um einen Menschen von einem Moment auf den anderen ins Jenseits zu befördern. Was für eine ineffektive und verschwenderische Art der Existenz.
    Einem Vampir konnte so gut wie nichts etwas anhaben. Das Sonne n licht war ein Schwachpunkt, aber ansonsten vermochte nur ein Pflock ins Herz oder ein abgetrennter Kopf einen Vampir zu töten. Ein Sturz von einer Treppe war zwar unangenehm, aber in keiner Weise gefäh r lich. Oh, was würde er geben, um diese Leichtigkeit des Seins zurüc k zuerlangen! Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte und in der Lage war sich zu bewegen. Und das alles nur wegen eines Stapels alten, zerlesenen Papiers.
    Das Scharren steinerner Pfoten auf dem Kopfsteinpflaster rief seine Gedanken ins Hier und Jetzt zurück. Seine Verfolger waren dicht hi n ter ihm. Zu dicht.
    Mit einem halsbrecherischen Wendemanöver, das ihn auf dem gla t ten Pflaster fast das Gleichgewicht gekostet hätte, bog er in eine noch schmalere Gasse ein. Er hörte einen dumpfen Laut, gefolgt von w ü tendem Knurren, als die beiden Steinlöwen gleichzeitig versuchten, ihm in den engen Durchgang zu folgen. Er widerstand dem Impuls , sich umzudrehen und nach seinen Verfolgern zu sehen. Er rannte ei n fach weiter. Kreuz und quer durch das enge Labyrinth der Seitengassen und Hinterhöfe. Erst als er das Gefühl hatte, dass das Scharren der Pfoten hinter ihm verschwunden war, wagte er einen Blick zurück. Sollte er es tatsächlich geschafft haben seine steinernen Verfolger a b zuschütteln? Er konnte es kaum glauben. Die Gasse hinter ihm war leer.
    Er verspürte erneut einen Anflug von Euphorie und wandte sich mit neu gefasstem Mut wieder nach vorn um. Leider einen Sekunde n bruchteil zu spät. Er nahm die Gestalt, die vor ihm aus dem Schatten der Quergasse trat, erst wahr, als ihre Körper mit voller Wucht gege n einanderprallten. Zum wiederholten Male an diesem Tag ging er u n sanft zu Boden. Sein Hinterkopf schlug hart auf das Pflaster auf und ihm wurde schwarz vor Augen.
     
    *
     
    Die Wucht des Zusammenpralls riss Clara von den Füßen, doch es g e lang ihr trotz ihrer Erschöpfung rechtzeitig die Arme auszustrecken, um ihren Sturz abzufangen und sich zwar auf dem harten Pflaster die Knie, aber nicht den Kopf zu stoßen. Einen Moment lang verharrte sie so, bis sie die Kraft fand, ihren Kopf wieder zu heben. Ihr Blick wa n derte zu der Person, die nur wenige Schritte von ihr am Boden lag.
    „ Es tut mir leid, Mister , ich wollte Sie nicht umrennen“, begann sie entschuldigend. Dann fiel ihr Blick

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