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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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jene Nacht. Männer, die das Kochen für reine Frauensache hielten, hatten ja keine Ahnung, welche erotisierende Wirkung ein gutes Essen haben konnte.
    „ Ich muss Sie darauf hinweisen, dass ich mich außerstande sehe, we i tere Bücher Ihrer Obhut zu überlassen, solange dieses Buch nicht z u rückgebracht wurde. Und Sie die fällige Mahngebühr entrichtet h a ben“, verkündete Frau Schmidt mit einer Stimme, die keinen Wide r spruch duldete.
    Verdammt.
    Die Mahngebühr für ein sechs Monate überfälliges Buch musste i m mens hoch sein, ganz davon abgesehen, dass er keinen blassen Schi m mer hatte, wo dieses verflixte Ding geblieben war.
    Er räusperte sich verlegen und versuchte , ein möglichst unschuldiges Gesicht zu machen, als er sich wieder den wabernden Umrissen der Bibliothekarin zuwandte.
    „ Sie sehen mich am Boden zerstört, werte Frau Schmidt. Ich hatte keine Ahnung, dass dieses Buch noch immer bei mir zu Hause ist. Ich werde es selbstverständlich sofort zurückbringen. Umgehend. Gleich! Allerdings benötige ich die Bücher, die I hre nette Kollegin extra für mich herausgesucht hat, wirklich sehr dringend. Wäre es vielleicht doch möglich, dass ich sie mitnehme, wenn ich Ihnen versichere, dass ich das überfällige Buch sofort vorbeibringen werde?“
    Wenn ich es jemals wiederfinden sollte.
    Auch dieses Mal wollte ihm das Lächeln nicht wirklich überzeugend gelingen. Leider zeigte Frau Schmidt sich nicht sonderlich beeindruckt von seinen Worten. Sie starrte ihn weiter finster aus ihren durchsicht i gen grauen Augen an, sodass er für einen kurzen Moment wirklich Angst bekam, sie könnte seine Gedanken gelesen haben.
    „ Herr Grimes, ich bin schon sehr lange Bibliothekarin in diesem Haus und, glauben Sie mir, ich habe schon weiß Gott bessere und überzeugendere Beteuerungen säumiger Leser gehört als die Ihre. Bringen Sie mir das Buch und zahlen Sie die Mahngebühr. Vorher wird Ihnen kein weiteres Exemplar mehr ausgehändigt.“
    Verdammt, verdammt, verdammt!
    Warum musste ihm dieser alte Drache ausgerechnet heute ersche i nen? Er versuchte, die Fassung zu wahren. „Aber liebe Frau Schmidt! Ich benötige diese Bücher sehr, sehr dringend. Bitte, ich versichere Ihnen …“
    „ Nein!“
    Er spürte, wie Panik in ihm aufkeimte. Er brauchte diese Bücher. Jetzt, sofort. Nicht irgendwann in ferner Zukunft, wenn er dieses dä m liche Kochbuch wiedergefunden haben sollte.
    Hilfe suchend wanderte sein Blick zu Nelly. Die Zwergenfrau war beim Auftauchen der Bibliothekarin reflexartig hinter dem Tresen in Deckung gegangen und hatte die darauf folgende Szene zurückhaltend über den Rand der Tischplatte spähend verfolgt.
    Als sie bemerkte, wie er sie flehend ansah, wanderte ihr Blick nervös zwischen ihm und den wabernden Konturen von Frau Schmidt hin und her. Schließlich schien sie einen Entschluss gefasst zu haben, doch noch bevor sie auch nur zu einem schüchternen Räuspern ansetzen konnte, kam ihr die Bibliothekarin zuvor.
    „ Hast du nicht noch ein paar Regale zu putzen, Nelly? Ich glaube, auf Etage zehn, Gang 999, ist schon lange keiner mehr mit einem Staubwedel gewesen!“
    Nellys Augen weiteten sich erschrocken, während sie zu der sehr, sehr weit über ihren Köpfen liegenden Gewölbedecke sah. Es mussten ve r dammt viele Stufen bis dort hinauf sein. Vor allem für eine Zwergin.
    „ Aber ich …“, protestierte sie schüchtern..
    „ Na“, unterbrach Frau Schmidt sie. Ihr bleicher, wabernder Finger deutete mit Nachdruck in Richtung der endlosen Wendeltreppe, die sich auf der linken Seite der Halle Richtung Decke schraubte. „Wird’s bald.“
    Nelly seufzte schwer. Sie schenkte Dean ein entschuldigendes Schu l terzucken. Dann machte sie sich missmutig auf den ihr gewiesenen Weg.
    Es gefiel ihm überhaupt nicht, wie sich die Dinge entwickelten. Ne r vös glitt sein Blick zwischen der davontrottenden Zwergin und den Büchern auf dem Tresen hin und her, während sein Gehirn fieberhaft seine Möglichkeiten durchging.
    Von Nelly war keine Hilfe mehr zu erwarten und er hatte keinen blassen Schimmer, wo dieses dämliche Kochbuch war, das Frau Schmidt haben wollte. Er konnte nach Hause fahren und es suchen, aber wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass er es so bald wiederfi n den würde? Und er musste diese Bücher hier unbedingt haben.
    Was nun geschah, war nicht wirklich bis ins kleinste Detail durc h dacht, sondern vielmehr eine Kurzschlussreaktion, die er rückblickend auf sein völlig

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