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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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Umwelt legen sollten. Immerhin war die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie als unsterbliche Wesen irgendwann mit den Auswirkungen ihrer heutigen Missetaten würden zurechtkommen müssen. Doch Dean machte sich nichts aus diesem Öko-Geschwätz. Es war uncool , sich über derlei Dinge den Kopf zu zerbrechen. Letztendlich war es ihm egal, ob in ein paar H u n dert Jahren alle Bäume gefällt und irgendwelche unwichtigen Tiere ausgestorben waren. Als Vampir brauchte er weder Sauerstoff noch Nahrung und als Raubtier mit übermenschlichen Kräften würde er selbst in der Apokalypse noch zu den Gewinnern gehören.
    Der Grund, warum er die U-Bahn nutzte, war praktischer Natur. Es gab kaum eine bessere Methode, um nach nächtlichen Jagdausflügen seine Spuren zu verwischen.
    An diesen zentralen Knotenpunkten trafen sich sämtliche Spezies der Stadt vom Elf bis zum Goblin und hinterließen ihre persönlichen Duftnoten, die sich zu einem muffigen Brei vermischten, in dem auch der beste Spurenwerwolf der Polizei nicht mehr in der Lage war seiner Fährte zu folgen. Besonders nicht, wenn der unangenehme Geruch eines Trolls oder Zombies, die er nur allzu gern als seine Sitznachbarn auswählte, seinen verschwindend geringen Eigengeruch überdeckte.
    Im Moment hätte ihm diese Methode allerdings wenig genutzt. Er stank noch immer drei Meilen gegen den Wind nach Knoblauch. Das machte ihn bei den wenigen anderen Mitreisenden nicht gerade beliebt. Die alte Frau, die ihm gegenübersaß, starrte schon eine ganze Weile böse über den Rand ihrer Nickelbrille in seine Richtung und atmete vernehmlich auf, als er sich an der Haltestelle Marktplatz endlich von seinem Platz erhob. Als würde diese alte Hexe nicht selbst aus allen Poren nach Pech und Schwefel stinken. Er warf einen finsteren Blick zurück in das Zugabteil, bevor sich die Türen zischend hinter ihm schlossen. Fast wäre er mit einem alten, lumpigen Penner zusamme n gestoßen, der gerade dabei war einen der Papierkörbe auf dem Bah n steig zu durchwühlen.
    „ Hey, nef, nef! Pass doch auf , wo du hinlatschst, du Grünschnabel“, schimpfte der Wolfsmann und warf einen Pappbecher nach ihm.
    Unerhört!
    Was fiel diesem zotteligen Köter ein, so mit ihm zu reden? Noch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, war seine Hand nach vorn g e schnellt und hatte den dreisten Kerl am Kragen gepackt. Er würde di e sem Stück Lumpen schon zeigen, dass er so nicht mit einem Vampir reden konnte. Gerade wollt e er ihn am ausgestreckten Arm hochh e ben, als er schlagartig von der Erkenntnis eingeholt wurde, dass er kein Vampir mehr war und vermutlich nicht einmal mit beiden Armen in der Lage sein würde, diesen Penner vom Boden zu wuchten. Es war sicher keine kluge Idee, sich in seinem jetzigen, zerbrechlichen Zustand mit diesem Köter anzulegen. Der Mann sah zwar alt und klapprig aus, aber er hatte vermutlich trotzdem mehr Kraft, als ein schwächlicher Mensch. War eine so lächerliche Auseinandersetzung es wirklich wert, sein kostbares Leben auf’s Spiel zu setzen? Vermutlich nicht.
    Verärgert über seine eigene Erbärmlichkeit knurrte er dem Wolf s mann ein wütendes „Verpiss dich, du Penner“ zu und gab ihm einen Stoß, der ihn rückwärts gegen den Papierkorb taumeln ließ. Dann stapfte er missmutig in Richtung Rolltreppe davon.
    Etwa zweihundert Meter von der Haltestelle Marktplatz entfernt stand ein hoch aufragender Turm, dessen altehrwürdige Mauern die zentrale Bibliothek der Stadt beherbergten. Dean kam nicht oft hie r her. No r malerweise bezog er seine Informationen aus dem Internet. Doch es hatte sich gelegentlich als nützlich erwiesen, einen Blick in die alten, verstaubten Seiten eines der vielen Tausend Bücher zu werfen, die sorgsam hinter diesen alten Mauern verwahrt und gehegt wurden.
    Eine breite Treppe führte zu der von Säulen gesäumten Eingangstür hinauf. Die beiden steinernen Löwen, die links und rechts der Stufen saßen, schenkten ihm kaum Beachtung, sondern starrten mit gelan g weiltem Blick hinaus auf den Marktplatz.
    Die dicken Eingangstüren erschienen ihm so schwer wie nie zuvor. Er stemmte sich mit aller Kraft gegen das Holz, bis die alten Scha r niere ihm schließlich ächzend Einlass gewährten.
    Stille und der Geruch von jahrhundertealtem Wissen und T ausenden Geschichten wehte ihm entgegen, als er das Gebäude betrat. Er rümp f te angewidert die Nase. Es roch nach uraltem Staub und den klebrigen, verschwitzten Fingern Hunderter und Aberhunderter

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