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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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auf das Gesicht des Mannes.
    „ Du!“, stieß sie mit sich fast überschlagender Stimme hervor und war im nächsten Augenblick auf den Beinen.
    Was machte dieser Kerl hier? War er ihr etwa gefolgt? Wollte er ein weiteres Mal über sie herfallen?
    Voller Abscheu und Wut starrte Clara auf den reglos daliegenden Mann . Da war es wieder, das Brennen in ihrer Brust. Dieser wilde, u n bändige Durst nach Rache und Blut. Alles in ihr drängte danach , sich auf ihn zu stürzen. Auf ihn einzuprügeln. Ihn in Stücke zu reißen. Ihn mit ihren bloßen Händen zu töten.
    „ Ich hab dir gesagt, dass du mir nie wieder in die Quere kommen sollst!“, brachte sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und trat mit vor Anspannung bebendem Körper noch einen Schritt auf ihn zu.
    Blut! Er soll bluten!
    Ein Rascheln aus einer der Nebengassen riss sie aus ihrer Beno m menheit. Plötzlich wurde ihr wieder klar, warum sie hier war, und wer sie verfolgte. Verdammt! Sie hatte keine Zeit sich mit diesem Mistkerl zu beschäftigen. Sie musste weiter. Fort von hier.
    Zum Abschied versetzte sie dem am Boden liegenden Körper noch einen kräftigen Tritt. Dann lief sie davon.
     
    *
    Ein schriller Schrei riss Dean aus seiner Bewusstlosigkeit. Es dauerte einen Moment, bis die Benommenheit nachließ. Zurück blieb das u n angenehme Dröhnen, das ihn schon den ganzen Tag zu verfolgen schien. Irgendwas hatte ihn von den Füßen geholt. Waren es die L ö wen gewesen? Hatten sie einen Haken geschlagen und ihm den Weg abgeschnitten? Waren diese Steinklötze überhaupt zu einer solchen geistigen Höchstleistung fähig?
    Nun, offenbar war er noch am Leben. Ein gutes Zeichen, das gegen die Rückkehr der Löwen sprach. Vorsichtig versuchte er, die Augen zu öffnen. Schmerz explodierte in seinem Kopf und ließ Sterne vor se i nem Blickfeld tanzen. Er ächzte und verfluchte einmal mehr die Em p findlichkeit seines menschlichen Körpers. Ein weiteres Mal versuchte er , die Augen zu öffnen. Langsam und vorsichtig.
    Das E rste, was er mit verschwommenem Blick sah, war eine große weiße Ratte genau vor seiner Nase. Hatte sein Kopf doch mehr Sch a den genommen, als er gedacht hatte? Halluzinierte er nun auch noch? Er öffnete erneut die Augen, doch die Ratte stand noch immer da und starrte ihn aus einem schwarzen Knopfauge feindselig an.
    „ Was zum …“
    „ Schweig still, Fremder! Ich stelle hier die Fragen“, unterbrach ihn der Nager in schneidendem Tonfall. Dean seufzte. Ein sprechendes Tier also. Na toll. Das bedeutete in der Regel nichts als Ärger.
    Eigentlich wusste niemand, warum einige Tiere das Sprechen gelernt hatten, und andere nicht, zumal es dieses Phänomen erst seit gut fün f zehn Jahren gab. Es existierten die wildesten Theorien darüber, wie es zu dieser Veränderung gekommen war. Einige behaupteten, die Tiere hätten schon immer sprechen können und bisher nur keinen Grund dazu gehabt. Andere sprachen von Weiterentwicklung oder Mutati o nen. Es gab sogar eine Theorie, nach der atomarer oder magischer A b fall etwas damit zu tun gehabt hätte. Die Tiere selbst äußerten sich nicht zu dem Thema, was den Verschwörungstheoretikern noch mehr Zündstoff für die verrücktesten Ideen lieferte. Für Dean bedeutete ihr Auftauchen nur eine weitere Unannehmlichkeit auf der Jagd nach Na h rung, da nun auch noch Hunde, Katzen, Pferde oder ähnliches Getier, auf das er gelegentlich als Nahrungsa l ternative zurückgriff, plötzlich beginnen konnten, um Hilfe zu schre i en.
    Eine Unannehmlichkeit, die ihn allerdings in den meisten Fällen trotzdem nicht davon abhielt , über seine Beute herzufallen. Irgendwie machte die Jagd doch erst richtig Spaß, wenn das Opfer sich der Situ a tion bewusst war und Angst verspürte. Überhaupt gab das Adrenalin dem Blut erst einen so herrlich würzigen Beigeschmack.
    Die Ratte, die nun vor ihm stand, war sofort als sprechendes Exemplar ihrer Gattung zu erkennen, denn sie trug einen Gürtel mit einem kleinen Dolch um die breiten Hüften sowie eine winzig kleine, lederne Augenklappe über dem linken Auge.
    „ Was hast du mit der Prinzessin gemacht, Kerl?“, fragte das Nagetier anklagend.
    „ Prinzessin? Welche Prinzessin?“ Verwirrt starrte er sein Gegenüber an, wobei schon allein das Heben der Augenbrauen zu neuen Schmerzexplosionen in seinem Kopf führte.
    „ Rede schon, Kerl! Was hast du mit der Prinzessin gemacht? Du brauchst nicht zu leugnen. Du trägst ihren Geruch überall an deinem dreckigen

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