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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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bildlich vorstellen, was das Nagetier tun würde, wenn es erfuhr, dass Dean versucht hatte , seine Prinzessin umzubringen.
    „ Ich bin ihr ganz zufällig im Park begegnet und da sind wir ein bis s chen … aneinandergeraten und mir wurde plötzlich schwarz vor A u gen und danach kann ich mich an nichts mehr erinnern.“
    „ Soso, du bist ihr also begegnet und mit ihr aneinandergeraten“, wi e derholte die Ratte bedächtig, wobei die Art und Weise, wie sie die Worte betonte, so viele Untertöne zu haben schien, dass er in Erwa r tung neuer Schmerzen schon m al die Augen schloss.
    „ Wirklich, ich hab nichts getan.“
    „ Ich bin mir sicher, dass du etwas getan hast“, sprach die Ratte in r u higem, Unheil verkündendem Tonfall weiter. „Aber hier ist nicht der geeignete Ort, um mehr aus dir herauszuholen.“
    Sie wandte den Kopf leicht zur Seite und gab dann einen durchdri n genden Pfiff von sich. „Er war es! Bringt ihn in den Tempel. Die Prie s ter werden entscheiden, was mit ihm passieren soll.“
    Noch während er sich fragte, an wen diese Worte wohl gerichtet sein mochten, geriet um ihn herum plötzlich alles in Bewegung. Die ta p senden Schritte Hunderter kleiner Füße waren zu hören und es schien, als wäre der Boden unter ihm zum Leben erwacht. Dann spürte er, wie sich sein Körper von dem harten Untergrund löste und nach vorn b e wegte.
    „ Was zum Geier macht ihr mit mir? Was wird das hier? Lasst mich sofort runter!“ Kalte Pfoten berührten sein Gesicht und im nächsten Moment nahm er einen seltsamen, süßlichen Geruch wahr. Dann schwanden ihm die Sinne und die Gasse um ihn herum versank wi e dermal in tiefer Finsternis.

5
     
    Das Licht war so grell, da s s es schmerzte. E s brannte wie ein Feuer in se i nem Innersten und eine furchtbare Kraft schien seinen Körper nach unten zu zerren. Wo war er hier? In was für eine furchtbare Welt hatte man ihn gebracht? Er spürte feste Strukturen überall um sich herum. Festes, u n nachgiebiges Material und weit und breit keiner wie er. Keiner der and e ren.
    Er war allein. Ganz allein in einer grausamen, materiellen Welt. Er wollte fort. Wieder zurück zu den S einen. Doch eine erbarmungslose Macht hielt ihn hier gefangen. Etwas zerrte an ihm, wollte sich seiner bemächtigen …
    Schmerz! Unsagbarer, grausamer Schmerz. Jede Faser in ihm schrie nach Erlösung, doch nichts geschah. Schmerz, immer mehr Schmerz.
    Er wollte , dass es aufhörte, doch die grausame Macht hielt ihn eisern g e fangen.
    Wut keimte in ihm auf. Gnadenlose, unbändige Wut. Wut auf die, die ihn hier hergebracht hatten. Die ihn hier in diesem Höllenfeuer der Exi s tenz Qualen erleiden ließen. Da war nur noch dieser eine, brennende G e danke. Er wollte Rache! Er wollte, dass jeder von ihnen seine Qualen zu spüren bekam. Er wollte sie alle leiden sehen. Er wollte ihr BLUT!
     
    Nach Luft schnappend fuhr Clara aus dem Schlaf hoch. Sie zitterte, Schweißtropfen standen auf ihrer Stirn und rannen kalt ihre Wangen hinab. „Ein Traum, es war nur ein Traum“, schrie ihr Verstand, doch in ihrem Inneren brannte noch immer die unbändige Wut, die sie kurz zuvor gespürt hatte. Eine Wut, die zu töten bereit war, wenn sie freig e lassen werden würde. Sie brauchte einen Moment, bis ihr Kopf klar genug war, um zu begreifen, wo sie sich befand. Sie lag auf einem Bett, dessen weißgoldener Bezug ihr nur allzu vertraut war.
    Was war passiert? Hatten sie sie nach all dem doch erwischt und wi e der hierher gebracht? Sie konnte sich an nichts erinnern, was nach dem Zusammenstoß mit dem elenden Blutsauger passiert war. Sie war von ihm weggelaufen, aber dann … In ihrem Kopf war nur undurchdrin g liche Schwärze. Hatte sie sich gewehrt, oder war sie wie ein verlorenes Lamm freiwillig mit ihnen gegangen? Mit zitternden Händen richtete sie sich auf. An der Wand gegenüber prangte ein großes, von Strahlen umrahmtes weißes Auge. Kein Zweifel, sie war wieder im Tempel.
    Hoffnungslosigkeit umfing ihr Herz. Wie hatte sie nur glauben kö n nen, dass es ein Entkommen von hier gab. Sie versuchte die Tränen zu unterdrücken, die sich in ihren Augenwinkeln sammelten.
    „ Verdammter Mist!“ Wütend rammte sie ihre Faust gegen den kunstvoll geschnitzten Bettpfosten. Schmerz schoss durch ihre Hand und überdeckte zumindest für einen Augenblick die bleierne Trauri g keit, die sich auf ihre Brust gelegt hatte.
    Luft. Sie brauchte Luft.
    Auf wackeligen Beinen taumelte sie zu der reich verzierten Tür des

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