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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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bin mir nicht sicher“, sagte sie nach einer Weile. „Ich glaube, wir können in diesem Fall ta t sächlich nicht viel machen. Es ist eine Sache zwischen ihm und der Prinzessin. Er muss ihr das Fragment durch einen direkten Kontakt zurückgeben. Aber es wird nur funktionieren, wenn er es auch wirklich loslassen will.“
    „ Wie soll das gehen? Dieser Abschaum bleibt doch nur durch das Fragment ein Mensch. Wenn er es zurückgibt, wird er wieder zu einer Kreatur der Dunkelheit. Er wird sich mit Sicherheit nicht freiwillig d a von trennen wollen“, meldete sich ein weißhaariger Mann mit langem Bart zu Wort.
    Dean wollte seinen Ohren nicht trauen. Hatte er das richtig versta n den? Was für weltfremde Trottel waren das hier? Die Situation war so absurd, dass er lachen musste. „Ihr seid ja total irre.“ Eine kleine Fu ß spitze bohrte sich erneut schmerzhaft in seine Seite, brachte sein K i chern aber nicht zum Verstummen. „Von welchem Stern kommt ihr? Glaubt ihr ernsthaft, dass ich auch nur eine Sekunde länger als nötig in diesem zerbrechlichen, schwachen Körper bleiben würde, wenn ich die Chance hätte, wieder ein Vampir zu werden? Bringt mich zu eurer Prinzessin und ich gebe ihr so viel von diesem Luminis wieder, wie ihr wollt. Ich will nur mein altes Leben zurückhaben!“
    Die Anwesenden wechselten fragende Blicke, deren zentrale n Punkt Saphira bildete.
    „ Meint Ihr, das könnte funktionieren?“
    „ Es käme auf einen Versuch an.“
    „ Und wenn er der Prinzessin etwas antut?“
    „ So dumm wird er nicht sein.“
    „ Wir sollten es versuchen.“
    „ Also gut.“ Saphira brachte die Umstehenden mit einer resoluten Geste zum Schweigen. „Wenn die Lösung so einfach sein sollte, wären wir dumm, sie nicht zu ergreifen. Bringt ihn in das Zimmer der Pri n zessin und löst seine Fesseln. Alles Weitere werden wir dann sehen.“
    Zustimmendes Raunen erfüllte den Raum. Im nächsten Augenblick griffen kräftige Hände nach seinen Schultern und zerrten ihn auf die Beine.
    „ Nimm dich in a cht, du Abschaum“, hörte er eine tiefe Stimme in sein Ohr zischen. „Wenn du der Prinzessin auch nur ein einziges Haar krümmst, werde ich dir Schmerzen zufügen, wie du sie noch nie in deinem Leben gespürt hast.“
    Dean verzichtete darauf, sich nach dem Sprecher umzusehen. Er wusste auch so, wer ihm gedroht hatte. Wart’s nur ab, du Gartenzwerg. Wenn er erst seine Vampirkräfte wieder hatte, würden sie alle bereuen, ihn jemals angefasst zu haben.

6
    Claras Stimmung hatte sich von Verzweiflung in die stumme Resign a tion gewandelt, die ihr nur allzu vertraut war. Sie lag auf ihrem prun k vollen Bett und starrte in den kunstvoll gewebten Himmel hinauf. Camille hatte ihr nicht geantwortet, also war er wohl nicht länger der Hüter ihrer Tür. Ob sie ihn wegen ihres Verschwindens hinausgewo r fen hatten? Vermutlich. Schließlich war er es gewesen, der ihre Tür nicht verschlossen hatte, und ihr damit den kleinen nächtlichen Au s flug e r möglichte.
    Es war so schön gewesen. Ein kleines Stückchen Hoffnung, ein kle i nes Stückchen Freiheit in einem sonst tristen und von formellen Zwängen geprägten Alltag. Etwas, auf das sie sich jeden Tag gefreut hatte. Ein paar Stunden, die ihr gehörten, in denen sie tun und lassen konnte, was sie wollte. Manchmal war sie einfach nur durch die unzä h ligen Flure des Tempels gewandert, doch meistens, wenn das Wetter es zuließ, hatte sie sich hinaus in den Garten geschlichen.
    Der kühle Hauch des Nachtwindes, der sanft ihre Haut streichelte, das Zirpen der Grillen im Gras und die unendliche Weite des leuc h tenden Sternenhimmels waren das Schönste, was sie sich vorstellen konnte.
    Sie fragte sich, ob sie jemals wieder die Möglichkeit haben würde, das zu erleben. Ob sie überhaupt jemals wieder den Himmel zu Gesicht bekommen würde. Warum nur hatte sie die Tempelmauern verlassen? Warum nur hatte sie sich nicht mit ihrem kleinen Stück Freiheit jede Nacht zufriedengegeben? Warum hatte ihr der Blick auf die Unen d lichkeit des Himmels nicht genügt? Was hatte sie nur geritten über die Mauer zu klettern, hinaus in die grausame Welt, in der nur Monster auf sie lauerten.
    Nun hatte sie alles verloren. Auch den letzten ihr wohlgesonnenen Menschen innerhalb dieser Mauern.
    Kalt rollten die Tränen ihre Wangen herab und durchnässten ihr Haar, während sich ihr Körper taub und leer anfühlte. Was würde als N ächstes passieren? Würden sie sie bestrafen, oder es einfach

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