Ploetzlich Mensch
schrie entrüstet auf und er musste sich zusa m menreißen, um nicht aufzuspringen und sich schützend vor sie zu ste l len. Himmel, dieser menschliche Beschützerinstinkt war verdammt stark.
„ Sieh, was du angerichtet hast! Wenn du nicht wie ein Kind beha n delt werden willst, dann benimm dich auch nicht wie eines. Niemand hält dich hier gefangen. Du kannst deine Bürde jederzeit abgeben, wenn du bereit bist, die Konsequenzen dafür zu tragen. Wenn nicht, hast du keinen Grund dich zu beschweren.“
Die Prinzessin war nach dem Schlag erschrocken zurückgewichen. Es schien, als hätte die Ohrfeige ihren Zorn erstickt, doch das täuschte. Die Wut brodelte noch immer in ihr. Sie bemühte sich, die Beher r schung zu bewahren, aber ihr Körper bebte vor unterdrückten Emot i onen, die sich Luft machen wollten.
Sie sah süß aus, wenn sie sich aufregte. Ein Grinsen schlich sich auf Deans Lippen, doch als ihm bewusst wurde, in welcher Situation er sich befand, verdrängte er diesen Gedanken sofort. Wenn dieses Ding in ihr wirklich in der Lage war, eine ganze Stadt auszulöschen, dann war es keine gute Idee, in ihrer Nähe zu sein, wenn sie wütend war. Beunruhigt glitt sein Blick zwischen ihr und dem Glatzkopf hin und her. Die beiden bulligen Männer, die ihn hierher geschleift hatten, w a ren bereits auf den Flur hinausgetreten. Auch Samoel wandte sich der Tür zu. Die wollten ihn tatsächlich hier allein mit dieser Furie lassen, die kurz vor einer Explosion stand.
Na toll!
Dean glaubte, schon Flammen aus ihrem Körper züngeln zu sehen. Er blinzelte verwirrt.
„ Ihr Scheißkerle! Ihr verdammten, verdammten Scheißkerle“, presste die Prinzessin mit bebender Stimme hervor. Ihre Fäuste waren so fest geballt, dass die Knöchel weiß hervortraten. In ihrer Stimme lag en so viel Frust und Wut, dass Dean bei ihrem Anblick ein seltsames Ziehen in der Brust verspürte. Er konnte das Gefühl nicht zuordnen. Vie l leicht meldete sich eine der unzähligen Verletzungen, die er sich an di e sem Tag zugezogen hatte. Ihm blieb keine Zeit, darüber nachzude n ken, denn in diesem Moment schnellte die Faust der Prinzessin vor und schlug gegen die Zimmerwand.
Von dem, was nun geschah, waren alle Anwesenden so überrascht, dass sich im ersten Moment keiner zu rühren vermochte. Das wurde Samoel zum Verhängnis. Der Faustschlag der Prinzessin prallte nicht, wie es zu erwarten gewesen wäre, von der Oberfläche der massiven Steinwand ab. Nein, die zarte kleine Hand durchschlug das Mauerwerk ohne den geringsten Widerstand und brachte damit einen Großteil der linken Zimmerwand zum Einsturz. Ein großes Stück des Mauerwerks kippte ins Innere des Raumes und begrub Samoel unter sich, der nicht mehr tun konnte, als einen letzten, panischen Schrei von sich zu geben, der sehr abrupt erstarb.
Entsetzt starrten Dean und die Prinzessin auf den Steinhaufen, der sich vor ihren Füßen auftürmte.
„ Oh … oh , mein Gott! Samoel.“ Die Prinzessin fiel auf die Knie und zerrte an einem der Mauerbrocken, doch sie vermochte ihn nicht ei n mal einen Zentimeter zu bewegen.
Dean konnte seinen Blick nicht von dem gewaltigen Loch, das noch vor wenigen Sekunden eine Wand gewesen war, abwenden.
„ Samoel! Wir müssen ihn da rausholen.“ Die Verzweiflung in ihrer Stimme weckte ihn aus seinem Schockzustand. Mit bloßen Händen, die bereits blutig waren, versuchte die Prinzessin , die Mauerbrocken zur Seite zu räumen, hatte dabei aber nur wenig Erfolg. Ihr Blick spiegelte ein Gefühlschaos von Wut bis Verzweiflung wider, das Dean irgen d wo in seinem menschlichen Inneren zutiefst berührte.
Plötzlich hätte er nichts lieber getan, als ihr zu helfen und den glat z köpfigen Idioten lebendig wieder unter den Trümmern hervorzuzi e hen. Doch das lag leider außerhalb seiner Möglichkeiten.
Er schüttelte den Kopf. „Es hat keinen Zweck. Nicht einmal zu zweit können wir diese Steine zur Seite schaffen. Und selbst wenn, ich glaube nicht, dass du dem, was darunter liegt, noch helfen könntest.“
Die Prinzessin wurde bleich. Sie wich von dem Schutthaufen zurück. „Was hab ich getan? Ich hab ihn umgebracht.“
Tränen liefen ihre Wangen herunter, während ihre Hände verzweifelt auf die Steinplatte eintrommelten, bis ihre Fingerknöchel rot vor Blut waren.
Noch immer rieselte Putz von den Abbruchkanten der Mauer und hüllte das Zimmer in staubigen Nebel. Tageslicht fiel durch das Loch in den ansonsten fensterlosen Raum. Dean warf einen Blick
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