Ploetzlich Mensch
Schoß und sie waren nach wie vor so eng miteinander verbunden, wie es Mann und Frau nur sein konnten.
„ Danke, dass ich diese kurze Zeit mit dir verbringen durfte. Du weißt nicht, was es für mich bedeutet hat.“
„ Aber Dean! Du kannst nicht einfach gehen. Wie soll ich ohne dich klarkommen? Ich brauche dich doch.“ Sie drückte ihn so fest an sich, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. Ihre Tränen tropften auf seine Schulter, wo sie mit einem leisen Zischen auf der mittlerweile schwarze Blasen werfenden Haut verdampften. Noch einmal strich er ihr so zär t lich es ging durchs Haar. Die Bewegung tat weh, aber es war egal. Er löste sich vorsichtig aus ihrer Umarmung, um einen letzten Blick in ihre tiefblauen Augen werfen zu können.
„ Ich liebe dich, Clara, ich möchte, dass du das weißt.“ Er beugte sich noch einmal vor, um sie zu küssen. Er schloss die Augen, um sich ganz und gar dieser letzten Berührung hinzugeben. Er spürte ihre warme Haut, ihren Atem, der über sein Gesicht strich, die immer stärker we r denden Schmerzen und dann … Nichts mehr.
Einen Moment fühlte er sich, als würde er schweben, losgelöst von seinem Körper, frei von jeder Qual und befreit vom materiellen Ballast dieser Welt. Im nächsten Augenblick spürte er, wie eine Art Stro m schlag durch seinen Körper jagte.
Der Schmerz zwang ihn, die Augen zu öffnen. Clara hielt ihre Hände auf seine Brust gepresst und hatte die Augen in tiefer Konzentration geschlossen. Er konnte sehen, wie die großflächigen Verbrennungen auf seiner Haut wie von Zauberhand verschwanden und sein Körper wieder einen rosaroten Farbton annahm.
„ Clara! Nein! Was tust du da?“, brachte er stockend hervor.
Sie öffnete die Augen und blickte ihn entschlossen an. In ihrer Miene sah er Hoffnung und Verzweiflung zugleich.
„ Bitte. Du darfst mich nicht allein lassen, Dean“, flüsterte sie, wä h rend noch immer Tränen ihre Wangen hinabliefen. Dann fielen ihr die Augen zu und sie sackte schlafend in seinen Armen zusammen.
Entgeistert starrte er auf sie hinab. Was war hier gerade geschehen? Warum existierte er noch immer? Er war tot gewesen. Oder zumindest so gut wie. Und jetzt?
Was hatte Clara denn nun schon wieder mit ihm gemacht? Was war er jetzt? Ein Mensch? Ein Vampir? Ein Zombie? Er betrachtete seine Hand. Sie war zwar blass, wies aber trotzdem einen leicht rosigen Schimmer auf und fühlte sich warm an. Ein Mensch also?
Wie war das möglich? Wie groß waren Claras Kräfte, dass sie einen Vampir wieder zum Menschen machen konnte, ohne einen Teil von Luminis abzugeben? Es war verrückt.
„ Da! Da sind sie.“ Erschrocken und alarmiert zugleich fuhr er he r um. Aus dem Augenwinkel nahm er mehrere weiß gewandete Gesta l ten wahr, die aus Richtung des Waldes auf ihn zukamen. O ve r dammt! Dies war definitiv der unpassendste Moment, um auf die Ki n der des Lichts zu treffen. Die Situation, in der Clara und er sich befa n den, war mehr als eindeutig, und diesen religiösen Fanatikern würde es mit S i cherheit nicht gefallen, wenn sie sahen, dass er ihre Prinzessin flachg e legt hatte. Vor allem, da er quasi noch immer direkt mit ihr ve r bunden war, und sie nun auch noch bewusstlos in seinen Armen lag.
Mist, Mist, Mist!
Splitternackt und als Mensch hatte er einer Gruppe von ihnen nicht viel entgegenzusetzen. Aber vielleicht konnte er diese mäßig mit Inte l ligenz gesegneten Tempeldeppen täuschen. Immerhin sah Clara mit ihren braunen Haaren nicht mehr wie die Prinzessin aus. Es war einen Versuch wert.
Dean straffte seine Haltung und presste Claras Kopf gegen seine Brust, damit keiner der Anwesenden ihr Gesicht sehen konnte. Dann holte er tief Luft und brüllte die näher kommenden, weiß gewandeten Gestalten mit wütender Stimme an:
„ Verzieht euch gefälligst, ihr Spanner! Kann man hier als Pärchen nicht mal fünf Minuten seine Ruhe haben? Wir wollen dem Waldgott Faun unser Fruchtbarkeitsopfer darbringen und zwar in aller Ruhe und Andacht, also macht euren Spaziergang gefälligst woanders. Ich stör euch Spacken ja auch nicht bei euren Gebeten! Los, verpisst euch.“
„ Das ist sie“, rief ein junger blonder Kerl mit einer blutenden Wu n de auf der Stirn, in dem Dean überrascht den Typ vom Wasserfall wiede r erkannte. Er hatte Claras Angriff also überlebt und er war noch klar genug im Kopf, um sie wiederzuerkennen. Verdammter Mist! Das ve r hieß nichts Gutes.
„ Verzieht euch, ihr stört“, rief Dean noch einmal
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