Ploetzlich Mensch
diesem unsinnigen Tempeldiener-Geschwätz. Sie war schon zu oft in dieser Situation gewesen und wusste, dass man mit Reden bei diesen religiösen Fanatikern rein gar nichts erreichte. Ihr half nur eins, die Flucht nach vorn.
Ihre Hände mochten gefesselt sein, aber ihre Beine waren es nicht. Mit einem schnellen Rundumblick stellte sie fest, dass die Tür nur w e nige Schritte von ihr entfernt lag. Sie musterte Thäus, der vor ihr auf dem Bett saß und sie neugierig angaffte. Von wegen reines Wesen. Sie würde es ihm schon zeigen. Sie holte tief Luft und versuchte sich auf ihr Ziel zu konzentrieren. Dann warf sie sich mit Wucht nach vorn und rammte ihm ihren Kopf gegen die Brust. Er war von dem Angriff so verblüfft, dass er sich nicht zur Wehr setzte, und mit einem überrasc h ten Aufschrei über die Kante des Betts rutschte. Im nächsten Moment war sie auf den Beinen und rannte zur Tür.
Doch den Drehknauf zu fassen zu bekommen, war kniffliger, als sie erwartet hatte. Ihre gefesselten Hände rutschten immer wieder an dem glatten Metall ab. Es dauerte zu lange.
Sie wurde von hinten gepackt und zu Boden gerissen. Der Versuch, sich zu befreien blieb erfolglos. Thäus war trotz seiner hageren Statur deutlich stärker als sie. Er drehte sie mühelos auf den Rücken und drückte sie mit dem Gewicht seines Körpers auf den harten Holzfu ß boden.
„ Lass mich los, du verdammter Mistkerl.“
Thäus sah sie noch immer mit diesem mitfühlenden Lächeln an, bei dem es ihr übel wurde. Er schüttelte den Kopf und gab dabei ein t a delndes Geräusch von sich. „Clara, Clara. So eine Sprache ziemt sich aber ganz und gar nicht für die ehrenwerte Prinzessin. Du solltest wir k lich …“
„ Verschon mich mit diesem Gehirnwäsche-Blabla! Ich hab das lange genug ertragen müssen. Du bist genauso ein Abschaum wie alle and e ren Tempeldiener.“ Sie war so wütend, dass sie sich aufbäumte und ihm ins Gesicht spuckte.
Das selige Lächeln verschwand von seinen Lippen und für einen Moment sah sie Wut in seinen Augen aufblitzen. Seine Hand legte sich wie ein Schraubstock um ihr Kinn.
„ Du kleine, garstige Hexe! Glaubst du ernsthaft, dass du eine Wahl hast? Du trägst den Erleuchteten in dir. Das ist die größte Ehre, die einem Menschen zuteilwerden kann. Du solltest dich dieser Aufgabe als würdig erweisen und dich nicht mit dahergelaufenen Straßenkötern abgeben.“
„ Und wer wäre deiner Meinung nach würdig? Du vielleicht?“ Sie maß Thäus mit einem abschätzigen Blick. Erneut trat dieses wütende Funkeln in die Augen des jungen Mannes.
„ Schon möglich“, presste er hervor. Der Griff um ihr Kinn wurde noch eine Spur fester. „Ich wäre mit Sicherheit ein besserer Gefährte für dich und ich wüsste so einiges mit deinem hübschen Körper anz u fangen.“ Die letzten Worte hatte er fast tonlos ausgestoßen. Das L ä cheln, das sich dabei auf sein Gesicht schlich, gefiel ihr ganz und gar nicht. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sein Körper sich gegen den ihren drückte, und sie konnte spüren, dass sich unter seiner weiten R o be etwas regte, als seine Hand langsam den Stoff über ihren Beinen nach oben schob.
Ihr wurde schlecht.
Angst keimte in ihr auf und sie versuchte verzweifelt, sich aus Thäus festem Griff zu befreien, doch der Kraft des jungen Mannes hatte sie nichts entgegenzusetzen.
„ Geh von mir runter, du verdammter Widerling“, schrie sie und s o fort legte sich seine Hand über ihren Mund und erstickte damit jeden Laut.
„ Glaubst du ernsthaft, dass es irgendjemanden hier interessiert, was ich mit dir mache? Du bist nur eine wertlose Hülle, in der ein Gott ve r siegelt wurde. Du bist austauschbar, vergiss das nicht, und wenn du dich weiter so gegen deine Berufung sträubst, wird man eine andere, würdigere Person finden. Du gehörst dem Tempel, Clara, und jetzt g e hörst du mir“, ließ er sie mit einem triumphierenden Funkeln in den Augen wissen. Seine Hand wanderte noch weiter nach oben, strich über ihre Schenkel und drang dann zwischen ihre Beine, die sie ve r zweifelt zusammenpresste.
Clara versuchte mit all ihrer Kraft sich zu befreien und konnte Thäus doch nichts entgegensetzen. Sie war ihm hilflos ausgeliefert. Wut und Verzweiflung brodelten in ihr, doch das alles übermannende Brennen in ihrer Brust, das sie in den letzten Tagen so häufig verspürt hatte, blieb aus. Offenbar würde ihr Luminis dieses Mal nicht zur Hilfe kommen. Dabei hätte sie ihrem ehemaligen
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