Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
Vom Netzwerk:
unnötig Aufmerksamkeit, wenn man splitternackt durch die Gegend lief.
    Ein wenig irritiert blieb sein Blick an seiner Erektion heften, die sich ihm schon wieder in freudiger Erwartung entgegen streckte. Woher kam das jetzt? Etwa durch das Bluttrinken? Wenn er so recht darüber nachdachte, passierte ihm das jedes Mal, wenn er ein Opfer aussaugte. Es war ihm nur noch nie so offensichtlich ins Auge gesprungen. Der Metabolismus eines Vampirs funktionierte auf eine seltsame Art und Weise. Aber hatte er als Mensch nicht auch eine gewisse Euphorie empfunden beim Genuss von gutem Essen? Es war vielleicht nicht so extrem gewesen, aber bei einem Vampir war vieles ein wenig stärker ausgeprägt.
    Wie auch immer. Er würde später darüber philosophieren. Keine Ahnung, welchem glücklichen Umstand er seine plötzliche Rückve r wandlung zum Vampir verdankte, aber es war genau zur richtigen Zeit geschehen. Er trat neben den toten Körper des Dunkelelfen und ging in die Knie. Es widerstrebte ihm zutiefst, die Kleider von jemand and e rem anzuziehen. Zumal ihm nur diese hässlichen Tempelroben zu r Verfügung standen. Aber er konnte schlecht nackt herumlaufen, schon gar nicht in seinem jetzigen Zustand, der zum Glück langsam wieder nac h zulassen begann.
    Missmutig zerrte er dem Dunkelelfen die weite Schlabberhose von den Beinen und bemächtige sich dann noch der Robe des Satyrs. Die Tempeldienerkluft der beiden bulligen Männer war ihm viel zu groß, aber nach Lage der Dinge musste er sich wohl oder übel mit diesem Sackgewand zufriedengeben.
    Mittlerweile erfüllte ein Geruch von Rauch und verbranntem Fleisch den Raum. Die Flammen vom Körper des Menschen waren auf die langen Vorhänge übergesprungen, die eine Wandseite des Raumes b e deckten. Wenn das so weiterging, würde bald das ganze Haus bre n nen. Eine komplette Illumination des Tempels des Lichts. Er musste u n willkürlich über dieses Wortspiel lachen. Es erschien ihm irgendwie passend, wenn hier bald alles in Flammen aufgehen würde.
    Jetzt musste er nur noch Clara finden und sie konnten gemeinsam von hier verschwinden.
    Dieser Gedanke überraschte ihn ein wenig. Eigentlich war ihre G e sellschaft nicht länger vonnöten. Er hatte ihr das Fragment zurückg e geben und war nun wieder … Tja, was eigentlich?
    Was auch immer er sein mochte. Clara konnte nichts mehr für ihn tun und doch widerstrebte ihm der Gedanke sie hier zurückzulassen zutiefst. Als Mensch hatte er viel für sie empfunden, und das Echo dessen hallte noch immer tief in ihm nach. Da war eine Mischung aus Sorge und Sehnsucht, die er nicht zu ignorieren vermochte und die mit jedem Gedanken an sie stärker wurde. Also machte er sich auf die S u che nach ihr.
     
    *
     
    Clara wusste nicht , wohin sie sich wenden sollte. Die langen weißen Flure des Tempels schienen wie ein endloses Labyrinth, aus dem sie keinen Ausweg fand. Sie hatte sich die Kapuze ihrer Robe tief ins G e sicht gezogen, damit keiner der Tempelbewohner, der ihr begegnete, ihr Gesicht erkennen konnte. So hatte sie es auch früher auf ihren nächtlichen Streifzügen immer getan und war nie dabei entdeckt wo r den. Nur nach dem Weg fragen konnte sie so leider nicht.
    „ Hast du gehört? Die Trägerin des Lichts soll hier bei uns im Tempel sein. Es sind extra ein paar hohe Tiere aus der Hauptstadt hierherg e kommen“, hörte sie im Vorbeigehen einen Elf zu einem Satyr sagen. Clara zog sich die Kapuze noch ein Stück tiefer ins Gesicht.
    Wer waren wohl die hohen Tiere aus der Stadt, von denen die beiden da redeten? Samoel konnte es nicht sein, wie ihr mit einem Schaudern bewusst wurde. Vielleicht der Dunkelelf Vad’un, der für die Sicherheit zuständig war, oder der Zentaur Nolin, der nun wohl die Position des Leiters der Tempelwachen eingenommen hatte. Oder am Ende gar dieser furchtbare Zwerg Grisom, der ihr schon mehr als einmal mit seinen speckigen Wurstfingern zu nahe gekommen war.
    Sie war so in Gedanken versunken, dass sie die rothaarige Frau übe r sah, die in diesem Moment um die Ecke bog und mit ihr zusamme n prallte.
    Clara riss erschrocken die noch immer gefesselten Arme hoch, die sie bisher versucht hatte , unter den weiten Ärmeln der Robe zu verbergen. Schnell murmelte sie etwas Entschuldigendes und wollte mit gesen k te m Kopf an der Person, die sie angerempelt hatte, vorbeihuschen, doch sie wurde mit festem Griff an der Schulter gepackt. Eine Hand riss ihr mit einem Ruck die Kapuze vom Kopf.
    „ Clara“, hörte sie

Weitere Kostenlose Bücher