Ploetzlich Mensch
töten.“
Mit einer schnellen Bewegung war er neben dem Zwerg , und noch ehe dieser überhaupt reagieren konnte, hatte er schon die Waffe seinen zitternden Händen entwunden.
„ Hm, ein schwacher Versuch.“ Er spielte ein wenig mit der Klinge und ließ sie dann achtlos zu Boden fallen. Seine rechte Hand schoss vor und packte den Zwerg am Hals, um ihn am ausgestreckten Arm so weit hochzuheben, dass sie sich in die Augen blicken konnten.
„ Wie war das noch mal, Grisom? Wenn ich eurer Prinzessin auch nur ein Haar krümme, kommst du und machst mich fertig?“ Er grinste ihm ins Gesicht. „Also, ich würde sagen, ich hab ihr sogar mehr als nur ein Haar gekrümmt, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es ihr sehr gefa l len hat. Wie auch immer, hier bin ich. Was gedenkst du , nun zu tun?“
Der Zwerg wollte etwas erwidern, aber alles, was er hervorbrachte, war ein Röcheln. Seine Finger versuchten vergeblich, den Griff um seinen Kopf zu lösen, während seine Beine hilflos über dem Boden baumelten.
„ Ich dachte mir, dass du das sagen würdest“, stellte Dean fest und zog den Zwerg so nah zu sich heran, dass sich ihre Nasen fast berüh r ten. „Nachdem du wohl nichts weiter unternehmen möchtest, bin ich nun an der Reihe, mein Freund. Weißt du, was ich tun werde? Ich we r de jetzt meine schönen spitzen Eckzähne ausfahren und sie in deinen dicken, klobigen Hals rammen. Dann werde ich Schluck für Schluck jeden Tropfen Blut aus deinem fetten Körper saugen, bis du nur noch eine leere, leblose Hülle bist. Was hältst du davon?“ Er lächelte sein Gegenüber freundlich an und zeigte ihm noch einmal seine Eckzähne. Der Zwerg erschauderte unter dem eiskalten Blick und versuchte e r neut verzweifelt, sich seinem Griff zu entziehen. Es war erstaunlich, wie viel Kraft die Todesangst in seinem kleinen Körper mobilisieren konnte, doch es reichte nicht einmal annähernd, um sich aus der Hand eines Vampirs zu befreien.
Dean genoss diesen Anblick. Es war eine Genugtuung für all die Qualen und Demütigungen, die er in den vergangenen Tagen durch die Kinder des Lichts hatte erdulden müssen. Und doch war da tief in se i nem Inneren eine leise Stimme, die ihn vorwurfsvoll darauf hinwies, dass er wie eine Katze mit seiner Beute spielte und sich an ihrer Angst weidete. Aber der Vampir in ihm wischte die Stimme mit einer en t schiedenen Geste beiseite. Er wollte Rache.
Dean rammte seine Zähne in den Hals des Zwerges, der sofort in den Trancezustand verfiel und aufhörte zu zittern. Sein Blut hatte e i nen herrlich herben Geschmack. Es zu trinken trieb eine Euphorie durch Deans Körper, die er schon viel zu lange nicht mehr verspürt hatte. Er konnte gar nicht genug bekommen von der süßherben, du n kelroten Flüssigkeit. Endlich war er wieder das Raubtier, das er sein wollte, das über allem stand und dem so gut wie niemand etwas anh a ben konnte. Doch plötzlich drängte sich noch ein anderes Bild in se i nen Geist. Lillys toter Körper, wie er blutleer aus seinen Armen zu B o den glitt.
Ihm wurde augenblicklich schlecht.
In einem Anflug von Ekel schleuderte er den Körper des Zwergs von sich. Er musste einen Moment lang kämpfen, um sich nicht zu übergeben und das Bild seiner toten Frau wieder aus seinem Geist zu vertreiben.
Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wa h r. Es war der Mensch, den er als Einzigen nicht getötet hatte. Offenbar hatte er sich von dem Schmerz seiner zerquetschten Hand so weit erholt, dass er nun einen Versuch wagte, ihn von hinten anzugreifen.
Wütend über seine eigene Unzulänglichkeit fuhr Dean zu ihm herum, zerbrach mit einem Handstreich die hölzerne Lanze, die auf ihn geric h tet war, und schleuderte den Angreifer mit voller Wucht quer durch den Raum. Der Körper des Menschen knallte dumpf gegen die Bac k steinwand. Er konnte hören, wie dabei weitere Knochen brachen. Der Mensch sackte zu Boden und sein lebloser Körper rutschte in die Öf f nung des Kamins. Die weiße Robe fing sofort Feuer.
Wenn noch etwas Leben in ihm gewesen sein sollte, so würde er nun nicht mehr lange leiden müss… Argh! Warum zur Hölle sollte es ihn interessieren, ob dieser verdammte Tempelabschaum litt? Dean schnaufte verächtlich und versuchte seinen Kopf wieder klar zu b e kommen. Es war Zeit, zu gehen. Aber erst einmal brauchte er etwas zum Anziehen. Nicht dass er ohne Bekleidung gefroren hätte. Das war eine Eigenschaft, die einem Vampir völlig fehlte, aber man erregte im Allgemeinen nur
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