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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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hinter Kenzie her, sodass ich schließlich ganz allein war mit meinem Lehrer.
    Guro ließ sich mir gegenüber auf einem Stuhl nieder. Er stellte keine Fragen. Er wollte nicht wissen, wo ich gesteckt oder was ich getrieben hatte. Er wartete einfach.
    Ich holte tief Luft. »Ich stecke in Schwierigkeiten, Guro.«
    »So viel war mir klar«, erwiderte er mit leiser, neutraler Stimme. »Was ist passiert? Erzähl es mir, von Anfang an.«
    »Ich … ich bin nicht ganz sicher, ob ich es richtig erklären kann.« Während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen, fuhr ich mir mit beiden Händen durchs Haar. Warum war ich überhaupt hergekommen? Hatte ich wirklich gedacht, Guro würde mir glauben, wenn ich anfing, ihm etwas von unsichtbaren Feenwesen zu erzählen? »Weißt du noch, was du an diesem einen Abend im Umkleideraum zu mir gesagt hast? Darüber, dass man seinen Augen nicht immer trauen darf?« Ich wartete seine Reaktion ab, doch die war wenig aufschlussreich; er nickte nur, damit ich fortfuhr. »Na ja … da war etwas hinter mir her. Etwas, das niemand anders sehen kann. Unsichtbare Wesen.«
    »Welche Art von unsichtbaren Wesen?«
    Ich konnte mich nur schwer überwinden, den Begriff Fee in den Mund zu nehmen, da ich genau wusste, wie irre das alles jetzt schon klang. »Manche nennen sie das Schöne Volk. Die Erhabenen. Das Volk aus den Hügeln.« Als Guro noch immer keine Reaktion zeigte, verließ mich der Mut. »Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich konnte sie schon immer sehen, schon seit ich ein kleines Kind war. Und sie wissen, dass ich sie sehen kann. Deshalb waren sie die ganze Zeit hinter mir her, und ich denke einfach, ich kann nicht länger vor ihnen davonlaufen.«
    Guro schwieg einen Moment lang. Dann fragte er leise: »Hat das irgendetwas mit dem zu tun, was beim Turnier passiert ist?«
    Ein leiser Hoffnungsschimmer flackerte in mir auf. Guros Gesicht war ernst. »Du wurdest verfolgt, nicht wahr?«, fuhr er gedämpft fort. »Ich habe dich gesehen, dich und das Mädchen. Wie ihr durch den Hinterausgang rausgerannt seid. Und ich habe gesehen, dass dich etwas erwischt hat, kurz bevor du durch die Tür gestürmt bist.«
    »Wie …?«
    »Am Türrahmen klebte dein Blut.« Jetzt war Guros Stimme nicht mehr nur ernst, er klang besorgt. »Das hat mich endgültig davon überzeugt, dass ich mir das alles nicht nur eingebildet hatte. Ich bin euch nach draußen gefolgt, aber als ich in den Hof kam, wart ihr verschwunden.«
    Ich hielt den Atem an.
    »Mein Großvater, der Mang-Huhula , der mich ausgebildet hat, erzählte mir oft Geschichten von Geistern, also von Wesen, die mit bloßen Augen nicht wahrnehmbar sind. Er sagte, parallel zu unserer Wirklichkeit existiere eine unbekannte Welt, von der niemand wüsste, abgesehen von einigen wenigen Auserwählten. Und dass diese wenigen Menschen sehen könnten, was sonst niemand sieht. Die Geister aus dieser Welt können hilfsbereit oder bösartig sein, freundlich oder verschlagen, doch vor allen Dingen sind jene, die diese unsichtbare Welt wahrnehmen, ständig an sie gekettet. Sie wandern immer zwischen zwei Welten und müssen einen Weg finden, um in ihrem Leben ein Gleichgewicht herzustellen.«
    »Ist das denn überhaupt zu schaffen?«, fragte ich verbittert.
    »Manchmal.« Guros Stimme blieb unverändert ruhig. »Aber oft haben sie Hilfe dabei. Falls sie bereit sind, sie anzunehmen.«
    Während ich versuchte, die richtigen Worte zu finden, kaute ich angestrengt auf meiner Unterlippe herum. »Ich weiß nicht, was ich tun soll, Guro«, sagte ich schließlich. »Ich habe immer versucht, diese Dinge von mir fernzuhalten – ich wollte mich da nicht reinziehen lassen. Aber jetzt bedrohen sie meine Freunde und meine Familie. Ich werde gegen sie kämpfen müssen, sonst lassen sie mich nie in Frieden. Wenn ich das nicht tue, dann … Ich habe Angst davor, was sie dann meiner Familie antun könnten.«
    Guro antwortete nicht. Er stand auf und verschwand für ein paar Minuten in einem Nebenraum, während ich weiter auf der Couch hockte und mich fragte, ob er wohl gerade die Polizei anrief. War meine Geschichte vielleicht doch zu abgedreht für ihn, trotz seiner Bereitschaft, an eine »unsichtbare Welt« zu glauben? Gerade als ich darüber nachdachte, ob ich nicht besser Kenzie und Keirran holen und einfach mit ihnen verschwinden sollte, kam er zurück. In den Händen hielt er eine flache Holzkiste. Vorsichtig stellte er sie auf dem Beistelltisch zwischen uns ab, dann sah er mich

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