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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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erhobenen Stöcken entgegenstellte.
    »Menschen«, zischte sie und begann uns zu umkreisen, wobei mehrere rostige Schrauben aus der zerlumpten Kleidung fielen. »Die Menschen haben etwas für mich, nicht wahr? Eine Taschenuhr? Ein hübsches Telefon?« Das Ding hob den Kopf und präsentierte ein Gesicht, das komplett aus kleinen Maschinenteilen zusammengesetzt war. Ein Auge bestand aus einer leuchtenden Glühbirne, das andere war ein großer Schraubenkopf. Der Mund aus Drähten verzog sich zu einem Lächeln, als es sich dichter an uns heranschlich. »Bleibt hier«, drängte es, als Kenzie entsetzt zurückwich. »Bleibt hier und teilt mit mir.«
    »Verzieh dich«, sagte ich drohend, aber inzwischen hatte sich eine Ansammlung aus Feen gebildet, die zunächst nur zugesehen hatten, jetzt aber langsam heranrückten. Sie nahmen die gesamte Plattform ein und griffen uns zwar nicht an, hinderten uns aber daran weiterzugehen. Ich versuchte, sowohl die Menge als auch die Schrottplatzfee im Auge zu behalten – wenn sie auf einen Kampf aus waren, dann sollten sie ihn haben.
    »Bleibt«, drängte die in Lumpen gehüllte Fee wieder und schlich grinsend um uns herum. »Bleibt, dann können wir uns unterhalten. Wir helfen uns gegenseitig, ja?«
    In dem Moment ertönte ein schriller Pfiff und lenkte einige der Zuschauer ab. Sekunden später erschien ein langer Zug, der in dichte Rauchwolken gehüllt schnell näher kam. Das kolossartige, wuchtige Ding, das an unzähligen Stellen Rauch und Dampf auszustoßen schien, fuhr dröhnend in den Bahnhof ein, dann quietschten die rostigen Bremsen, und es kam schaukelnd zum Stehen.
    Sofort machten sich mehrere Feen auf den Weg zu dem mächtigen Zug. Aus dem vorderen Wagen stieg eine Fee mit kupferroter Haut aus, die eine Schaffneruniform trug und die Passagiere voranwinkte. Die Menge vor uns lichtete sich etwas, aber nicht genug.
    »Verdammt, ich habe wenig Lust, uns den Weg freizukämpfen«, knurrte ich, ohne die umstehenden Feen aus den Augen zu lassen. »Aber wir müssen so schnell wie möglich zu diesem Zug.« Die Lumpenfee drängte noch näher heran, als hätte sie Angst, wir könnten uns umdrehen und in die andere Richtung abhauen. »Die hier will uns einfach nicht gehen lassen«, stellte ich fest und umklammerte verkrampft meine Waffen. »Halt dich im Hintergrund, Kenzie, das könnte hässlich werden.«
    »Warte.« Kurz bevor ich losstürmen und dem Ding eins über den Schädel geben konnte, hielt sie mich am Ärmel fest. Sie zog mich beiseite, baute sich vor der Fee auf und streifte das Band ihrer Kamera über den Kopf. »Hier.« Entschlossen streckte sie der abgerissenen Kreatur den Apparat entgegen. »Du wolltest doch einen Handel, oder? Ist das gut genug?«
    Die Eiserne Fee blinzelte überrascht, dann schnappte sie sich die Kamera und grinste breit. »Oooooh«, schwärmte sie und drückte ihren Schatz an die Brust. »So hübsch. So großzügig, der kleine Mensch.« Probeweise schüttelte sie den Apparat und runzelte die Stirn. »Kaputt?«
    »Äh … ja«, gab Kenzie zu, und sofort verkrampfte ich mich wieder und hielt mich bereit, um mit Gewalt einzugreifen, falls die Fee Zicken machen sollte. »Tut mir leid.«
    Wieder verzogen sich die Drahtlippen. »Guter Handel!«, krächzte die Fee und ließ die Kamera zwischen ihren Lumpen verschwinden. »Guter Handel. Akzeptiert. Glückliche Reise, kleine Menschlein.«
    Mit einem zischenden Kichern humpelte sie den Steg entlang und verschwand zwischen den Gebäuden.
    Die Menge löste sich auf, und langsam entspannte ich mich wieder. Kenzie strich sich mit zitternden Fingern die Haare aus dem Gesicht und atmete erleichtert auf. »Da gehen sie hin, die Bilder für die Sportreportage dieser Woche«, stellte sie trocken fest. »Aber wenn man mal drüber nachdenkt, hat die Kamera uns heute echt gute Dienste geleistet. Nur schade, dass jetzt niemand von deinen irren Kali-Künsten erfahren wird.«
    Ich ließ die Rattanstöcke sinken. Jetzt hatte Kenzies Geistesgegenwart uns schon zwei Mal aus der Patsche geholfen. Ich war drauf und dran gewesen, mich in einen Kampf zu stürzen. Mit einer Fee. Mitten in einer Feenstadt.
    Keiner meiner besonders lichten Momente.
    »Woher wusstest du, was sie will?«, fragte ich, während wir Richtung Bahnhof gingen. Kenzie warf mir einen spöttischen Blick zu.
    »Also wirklich, Ethan, das solltest du doch am besten wissen. Feen lieben Geschenke, das steht in sämtlichen Google-Artikeln. Und da wir weder Honigtöpfe noch

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