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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Russland“, meinte, Troitsky habe gute Gründe für seinen Kommentar gehabt: Russland sei ein Land der Familienwerte und biete deshalb keinen Platz für die Rechte von Homosexuellen.
    Ich bekam vor Timm einen Anfall und musste durch die Flure rennen, um Dampf abzulassen und auch damit ich weit weg vom Internet bliebe und nicht etwas Rassistisches postete. Nach einigen Minuten beruhigte ich mich wieder.
    Die Community sowie linke und grüne Parteien in Europa begannen endlich, Proteste zu organisieren. Doch wie immer in solchen Fällen machten sich auch die Ultra-Multikulti-Leute lautstark in den Internetforen bemerkbar, die den Homo-Bewegungen Rassismus unterstellten.
    Ich wälzte den ganzen nächsten Tag solche Gedanken und entsprechend frostig war meine Laune.
    Mr Grant erwähnte, die Liste der zum Ritterschlag vorgesehenen Personen müsse bald angefertigt werden. Mit dem neuen Gesetz habe die Regierung diese Aufgabe an den Palast abgegeben, ohne dafür die Mittel bereitzustellen. Da gäbe es Automatismen und Gewohnheitsrechte, meinte Grant, doch der Monarch habe hier die Möglichkeit, Akzente zu setzen. Aber was sollte König Alexander denn für Akzente setzen? Im Moment drehte sich alles um LGBT. Selbstverständlich war dies viel zu eindimensional. Doch solange nicht klar war, ob ich die nächsten Tage als König überstehen würde, brachte es auch nichts, wenn sich Simon um den Ehrenvorsitz des WWF bemühte oder sich dafür einsetzte, das Ungeheuer von Loch Ness in die Liste der bedrohten Tierarten aufnehmen zu lassen. Wenigstens diskutierten Grant und ich einmal über etwas anderes als über die Homophobie.
    Nachdem er sich gegen halb sechs nach Hause verabschiedet hatte, trauten sich Simon und ich, mit Timm in unsere Suite zu gehen, um die Verbindung zum WLAN des Ritz zu verbessern. Timm riet uns nach wie vor von einem Zugriff auf O1984 über das normale Intranet des Palastes ab. Außerdem waren wir beide gerne mit Timm zusammen. Für ihn waren wir weder König und Prinz noch zwei Sittenstrolche, sondern einfach seine Kumpels. Mit ihm konnten wir uns ein Stück unseres alten Lebens bewahren.
    Der Tag war aber noch nicht gelaufen, schließlich hatte ich am Vortag Sir Baron, den MI6-Chef, zum Abendessen geladen. Deshalb blätterte ich am Tischchen der Polstergruppe unserer Suite einmal mehr die Unterlagen durch, die uns Cramer zugespielt hatte. Simon und Timm versuchten inzwischen, ob die Verbindung zum Ritz nahe an einem Fenster besser wäre. Plötzlich schaute Timm mit einem Lächeln hinaus.
    „He, da kommen linke Leute zusammen!“, rief er begeistert aus. Simon blickte auch mit großen Augen hinunter und setzte sich dann schnell an sein Laptop, während ich zu Timm ans Fenster eilte. In der Tat sahen wir unzählige Fußgänger, da und dort trug einer eine Regenbogenfahne. Sie zogen zum Green Park und zum Victoria Memorial direkt vor dem Palast.
    Plötzlich rief Simon am Laptop: „Ich hab’s! Lichterkette und stille Kundgebung entlang deines Einführungs-Umzugs. Es sollen nur Regenbogenfahnen als Ausdruck der Solidarität mit Sascha und allen Homos auf der Welt mitgeführt werden. Keine Spruchbänder gegen Jamaika, Simbabwe oder so. Sorry, ich surfe noch immer auf deutschen Seiten. Ich habe es bisher übersehen. Im englischen Internet wird die Demo groß angekündigt.“
    Ich brauchte nicht lange zu überlegen.
    „Simon, City-Rucksack mit Laptop und Digicam. Vielleicht kann zumindest Timm unauffällig in die Nähe des Ritz gelangen und sich dort direkt mit dem Laptop ins Hotel-WLAN einhängen. Wir gehen als Studenten. Timm zieht die Emo-Klamotten an, Simon Jeansjacke und ich mit einer Lederjacke. Partnerlook wäre zu auffällig.“
    „Aber du bist der König! Sie könnten dich dafür feuern. Und dein Termin nachher mit Sir Baron?“ Simon schaute mich fragend an.
    „Die da unten kommen meinetwegen und da plaudere ich sicher nicht mit einem schon leicht senilen Sir über den guten alten Kalten Krieg.“
    „Warum denkst du, der MI6-Chef sei schon ein wenig senil?“, fragte Simon.
    „Er setzte unseren Timm als Geheimagent ein.“
    Das überzeugte meinen Mann und wir beeilten uns nun. Ich war mir dessen bewusst, dass unsere Teilnahme an der Demo wegen des Neutralitätsgebots politisch gefährlich war. Außerdem hatte ja Sir Geoffrey etwas von einem russischen Lord gestammelt, der hinter allem stecke. Wer weiß, ob sich nicht sogar Bewaffnete unter die friedlichen Demonstranten gemischt hatten. Timm

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