Plötzlich Royal
Königliche Hoheit Prince Charles, Duke of Cornwall, und seine Familie empfinden, die ja durch den jüngsten Parlamentsbeschluss nun in der Thronfolge hinter Ihnen liegen.“
„Ich habe größten Respekt vor den herausragenden Verdiensten des Prinzen Charles, Duke of Cornwall, und seiner beiden Söhnen, der Prinzen William und Harry, um Britannien und das Commonwealth. Sie sind mir ein Vorbild“, versuchte ich mich als Staatsmann. „Die Verdienste Ihrer Majestät Königin Elisabeth II. um das Vereinigte Königreich lassen sich nicht in der wenigen hier zur Verfügung stehenden Zeit gebührend würdigen. Ich versichere Ihrer Majestät meine Loyalität.“
„Viscount Sascha, werden Sie Ihre neue Rolle in der Königsfamilie annehmen?“
„Ich werde mit meinem Großvater bald darüber sprechen können. Mehr darf ich dazu noch nicht sagen.“
„Sir Wilfried, eine Frage von Ihnen?“
„Nun, welche Beziehung haben Sie zum Vereinigten Königreich?“
„Ich würde mich freuen, wenn wir mit sportlicher Fairness aufeinander zugehen, um uns besser kennenzulernen.“
„Wird er der Prinz der Herzen werden?“, fragte der Moderator Sir Wilfried.
„Wir sollten diesen Ehrentitel exklusiv Prinzessin Diana lassen“, riet der Sir stirnrunzelnd.
„Dann danke ich für dieses erste kurze Gespräch und wir alle freuen uns auf ein sportlich-faires Kennenlernen. Gute Nacht in die Schweiz, Viscount Sascha, möglicherweise unser übernächster König.“
„Ich danke Ihnen und selbstverständlich auch Sir Wilfried.“
Damit war das Gespräch beendet und die Verbindung getrennt. Ich ärgerte mich etwas. Homosexualität hatten sie einfach unter den Tisch gekehrt und ich hatte schon ein paar Fragen zu meiner Biografie erwartet. Ich hegte den Verdacht, dass die Redaktion einen Anruf von der Regierung oder aus dem Palast erhalten hatte, das Interview abzubrechen. Ich würde wohl den wahren Grund für die Kürze des Gesprächs nie erfahren.
Prinzenhochzeit
Simon hatte etwas abseits gewartet, setzte sich nun wieder dazu und blickte mich mit seinen blauen, tiefen Augen ernst an. Da durchzuckte es mich wie ein Blitz: „Wir heiraten Samstag in vierzehn Tagen, da werden meine Eltern für ein paar Tage in der Schweiz sein und da reicht es gerade noch, wenn wir uns morgen bei der Gemeinde anmelden.“
Simon hob zwar erfreut die Mundwinkel, blickte mich aber fragend an, was bedeutete, dass er noch mehr wissen wollte.
„Wenn wir jetzt heiraten, können sie dich mir nicht wegnehmen“, sagte ich.
„Wenigstens ist dir klar, dass wir für die Windsors eine Riesenprovokation sind. König wirst du nie.“
„Aber wir können das Thema Homosexualität über das Commonwealth an Orte tragen, wo man bisher über so etwas nicht sprach oder wo heute noch Leute sogar dafür verhaftet werden. Wir lassen uns nicht einfach vor die Tür setzen.“
Später im Bett lag ich lange wach und grübelte, was nun werden sollte, ob mein Leben auf den Kopf gestellt würde. Vor allem aber dachte ich mit Bammel an die vielen Fettnäpfchen, in die ich im königlichen Haushalt treten könnte.
Am nächsten Tag machten wir uns auf, die Partnerschaft zu organisieren. Zuvor musste ich mich noch von irgendeinem Reuters-Fotografen ablichten lassen, dann stellten wir uns auf dem Quartierbüro an den Schalter, und die Frau kontrollierte unsere Pässe sowie die Auszüge aus dem Familienregister und verrichtete weiteren bürokratischen Kram.
„Habt ihr beiden euch das gut überlegt? Ist die Queen einverstanden?“, meinte sie ernsthaft besorgt. Hinter ihr auf ihrem Pult lag eine Boulevardzeitung mit der fetten Schlagzeile „Unser Sascha ist ein Royal!“
„Nein, aber in der Liebe ist alles erlaubt“, konterte ich.
„Ihr seid mir zwei Glön!“, lachte die Frau. „Eigentlich ist es schon zu knapp, aber ich datiere das ein wenig zurück, dass die beim Kanton nicht blöd tun. Ihr habt ja beide auch den Schweizer Pass, dann muss es nicht noch bei der Fremdenpolizei vorbei. Euer Personenstandsausweis ist ja bei uns deponiert.“ Sie setzte sich an den PC.
„Neun Uhr im Trauungssaal. Um zehn kommt ein richtiges … äh … anderes Brautpaar. Geht nicht anders. Ihr habt sowieso mehr Glück als Verstand. Kirchliche Segnungsfeier?“
„Nein!“, sagten wir beide im Chor. Dann, noch von der Gemeindeverwaltung aus, schickte ich die SMS meines Lebens an Papi: „Simon und ich heiraten im Freundes- und Familienkreis Samstag nach eurer Rückkehr. Gruß
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