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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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und morgen spricht Sascha mal mit deiner Mutter“, versprach mein Mann.
    Ich stellte die Champagnerflasche beiseite und wir schauten auf dem Sofa mit Timm in der Mitte und den Füßen auf dem Tischchen noch eine Weile Star Trek . Danach bekam Timm frische Wäsche von uns und legte sich mit seinem iPhone und Ohrenstöpseln ins Gästebett.
    Simon und ich nahmen nicht explizit Rücksicht auf Timm und schmusten noch eine Weile. Bald lag ich als Einziger noch wach, während neben mir und im anderen Bett bereits tief geschlafen wurde. Ich stellte den Wecker auf halb sechs. Der Junge musste bestimmt in die Schule.
    Ein paar Minuten, bevor der Wecker klingelte, erwachte ich. Meine innere Uhr funktionierte gut. Nur durch die Jalousie des Balkonfensters drang etwas Licht der Straßenbeleuchtung herein, doch das reichte, um sich im noch achtlos rumstehenden Gepäck Wäsche zu suchen und anzuziehen. Dann ging ich zum tief schlafenden Emo rüber.
    „He, Morgen“, flüsterte ich Timm ins Ohr.
    „Willst du Sex?“, grunzte er im Halbschlaf zurück.
    „Nein, du musst zur Schule!“
    Nun wurde Timm vollständig wach und richtete sich auf. „Das geht nicht“, machte er in normaler Lautstärke klar. Daraufhin erwachte auch Simon.
    „Das Leben muss weitergehen, und mit deiner Mum rede ich.“
    „Nee, du kapierst nicht, Blondie!“, wurde Timm nun etwas aggressiver im Tonfall. „Auf meiner Schule sind die Hälfte Moslems. Die Kids akzeptieren mich so halbwegs als Christ. Ich bin jetzt aber als schwul geoutet. Eine Klassenkameradin hat es meiner Mutter gesteckt. Die Tussi hat einen Flyer bei mir gefunden. Kapiert?“
    „Du fährst mit dem Taxi hin, kommst am Abend mit dem Taxi wieder zurück und meidest heute mal den Pausenhof“, schlug ich vor und versuchte ruhig und selbstverständlich zu reden.
    „Nee, Alter. ’ne Lesbe wurde letztes Jahr auf ’nen Tisch gefesselt und dann gingen sie zu fünft ran, um sie normal zu machen. Kapierste? In eurer vornehmen, reichen Schweiz mag das kein Problem sein. Das sind nicht die Kids, die doof sind oder so. Das sind die Prediger, die so einen Schieß sagen. Mann! Gecheckt?“
    Ich brauchte einen Moment, um das zu verarbeiten, während mich zwei Augenpaare erwartungsvoll ansahen, als ob ich weiser wäre als sie.
    „Gerade so gut kannst du ihn allein in ein afghanisches Seitental schicken. Das geht nicht, Sascha. Das ist nicht die Schweiz. Wir suchen ihm eine Privatschule“, meinte Simon, der auf der Bettkante saß. Ich schaute ihn an und konnte in seinem Gesicht lesen, dass sich das Problem nicht heute früh lösen lassen würde.
    „Du hast wohl recht, Simon“, gab ich nach, „Du, Timm, rufst bei der Schule an, du würdest wegen familiärer Probleme zu Hause bleiben. Simon und ich haben ja einen Termin, der mir jetzt schon auf den Magen drückt.“
    Eigentlich hatte ich keine Lust, die Verantwortung für Timm zu übernehmen, aber wir konnten ihn ja auch nicht einfach auf die Straße setzen. Wir Schwulen müssen zusammenhalten und so den Familiensinn zeigen, den uns viele Konservative so vehement absprechen.
    „Du kriegst auch Timms Leben wieder auf die Reihe“, versicherte mir Simon mit einem Küsschen.

Die Queen
    Frisch geduscht, mit Levi’s 510, T-Shirt und Jeansjacke gingen Simon und ich am nächsten Morgen hinunter frühstücken. Timm schlief derweil tief und fest weiter. An der Rezeption schob der trendige Dreißigjährige wieder Dienst und hatte für uns Post von Sir Geoffrey: zwei Exemplare eines über hundert Seiten starken Verhaltenskodex für Royals. Ich stopfte sie gleich zurück in den Umschlag und schaute mich im Frühstücksraum um. In viel Fett gebratene Schinkenscheiben gab es, doch ich holte mir nur etwas Rührei und nahm zwei Scheiben Toast mit an meinen Platz.
    Simon las schon Zeitung, lachte plötzlich laut auf und zeigte mir die Titelseite einer großen Tageszeitung. Sie hatte meinen Satz von der Blu-ray zu einer Karikatur verarbeitet.
    „Blu-ray-Heimkino: Die Jungs lernen das Empire kennen“, stand drüber und gezeigt wurden wir beide, Simon und ich, auf einem Wohnzimmersofa, über uns ein Beamer, die Beine auf dem Tischchen, den Arm um des anderen Schulter gelegt. Ich wurde selbstverständlich mit dem frecheren Gesichtsausdruck als Simon gezeichnet. Auf dem Player lag die Blu-ray-Hülle The Empire , auf dem Boden davor die DVD Brokeback Mountain . Auf dem Bildschirm lief The Empire in bestem Star-Wars -Stil und die typische, in die Perspektive laufende

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