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Ploetzlich Shakespeare

Ploetzlich Shakespeare

Titel: Ploetzlich Shakespeare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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bemerkte Holgi.
    Shakespeare lächelte darauf etwas verquer, blickte sich erneut um, fand endlich die Tür zum Badezimmer, ging durch sie durch, schloss sie hinter sich und befand sich in einem Bad, das, auch wenn es in den siebziger Jahren gekachelt worden war, für ihn völlig futuristisch aussah. Er fragte mich:
    «Ich nehme mal an, bei dem Ding da handelt es sich um die Toilette?»
    «Nein, das ist das Bidet.»
    «Was ist ein Bidet?»
    «Eine fast so gute Erfindung wie die Unterhose», antwortete ich und erklärte ihm kurz, warum die Frauen sich so darüber freuen.
    «Dies wollte ich gar nicht so genau wissen», erwiderte ich nach Rosas Erläuterung und mutmaßte: «Dann wird dies Keramikgefäß daneben die Toilette sein.»
    «Ja... aber du musst doch hoffentlich nicht tatsächlich?», fragte ich - es war völlig befremdlich, nicht zu wissen, ob man musste oder nicht.
    «0 doch, die Blase drückt sehr!»
    «Scheiß Tee!», fluchte ich. Hätte ich doch nur nicht die ganze Kanne getrunken. Ich versuchte mich zu beruhigen und erklärte bestimmt: «William, es gibt drei Regeln, auf die du jetzt ganz genau zu achten hast.»
    « Welche sind dies?»
    «Erstens: Du schaust mich nicht an. Zweitens: Du musst dich hinsetzen!»
    «Hinsetzen? Was für ein merkwürdiges Konzept beim Wasserlassen.»
    «Das finden leider auch noch viele Männer in unserer Zeit», seufzte ich.
    «Sind dies Edelmänner?»
    «Wir nennen sie ein klein bisschen anders.»
    «Und wie?»
    «Blöde Trottel.»
    «So nennen wir auch viele Edelmänner... Und um was handelt es sich bei drittens?»
    «Du sollst abziehen.»
    «Dies tue ich gerne, was auch immer dieses < Abziehen> sein mag.»
     
     

49
    Wenige unangenehme Minuten später stand Shakespeare wieder von der Toilette auf, zog mich an und stellte seufzend fest:
    «Das war wohl die merkwürdigste Erfahrung meines Lebens.»
    «Frag mich mal», erwiderte ich.
    «Ich frage dich nicht. Im Gegenteil, ich würde gerne über die ganze Angelegenheit den Mantel des Schweigens hüllen.»
    «Ich hülle mit.»
    «Dies erfreut mich», lächelte ich.
    Darauf erklärte ich Shakespeare, was genau ist. Er tat dies und bewunderte, während das Wasser spülte, die erfreulichen Fortschritte der Menschheit in Sachen Sanitärtechnik. Danach kam er auf die Hochzeit zu sprechen, und ich erzählte ihm alles über die Seelen, die immer wieder aufs Neue geboren wurden. Dass einige in immer wieder ähnlichen Körpern auf die Welt kamen, so wie Essex und Maria, und andere wiederum in den Körpern eines anderen Geschlechtes, so wie es bei unserer Seele der Fall war. Und alle sich immer wieder aufs Neue finden. Shakespeare schwieg darauf. Lange. Schließlich fragte er mich barsch:
    «Du glaubst doch nicht etwa, dass Essex und du füreinander bestimmt seid?»
    «Ähem... doch, ich hoffe es», antwortete ich, überrascht, dass er so scharf reagierte.
    «Essex kann aber nicht die für dich bestimmte Seele sein.»
    «Warum denn das nicht?», fragte ich und hatte Angst vor der Antwort.
    «Weil dann Anne nicht die für mich bestimmte Seele gewesen sein kann.»
    «Ähem... wie?», begriff ich nicht auf Anhieb.
    «Anne und ich waren füreinander bestimmt. Ich habe sie immer geliebt. Immer nur sie. Wenn es stimmt, was du über die Unsterblichkeit der Seele gesagt hast, dann wird sich auch ihre Seele irgendwo in dieser Zeit befinden. Und wessen Körper sie nun auch immer bewohnt, diese Person ist dann für dich bestimmt.»
    Hätte ich noch eine Kinnlade gehabt, so wäre sie nun runtergeklappt.
    Es war so logisch. So, so, so logisch. Annes Seele müsste hier leben. Vermutlich in dem Körper eines Mannes. Und der müsste dann die Liebe meines Lebens sein.
    Aber ich hatte doch Jan wirklich geliebt. War er etwa nur ein Irrtum von mir gewesen? Wohl schon. Denn wenn wir füreinander bestimmt gewesen wären, dann hätten doch, wenn man es mal genau durchdachte, in der Vergangenheit Essex und Shakespeare ein Liebespaar bilden müssen. Schließlich waren das ja die früheren Inkarnationen von Jan und mir.
    Dass die beiden sich lieben könnten, war doch recht unwahrscheinlich. Andererseits: War dies denn wirklich komplett auszuschließen? Essex hatte mich auch als Mann geküsst. Also gab es bei ihm durchaus latente homoerotische Tendenzen. Und Shakespeare, er war als junger Mann für Wochen mit Bruder Lorenzo zusammen gewesen, also war es auch bei ihm nicht komplett ausgeschlossen, dass er mal wieder einen Mann lieben würde. Von daher

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