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Ploetzlich Shakespeare

Ploetzlich Shakespeare

Titel: Ploetzlich Shakespeare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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nachdenken konnte, dass sich Shakespeare in der Vergangenheit auch so gefühlt haben musste.
    «Besitzt du einen Spiegel?»
    William klang mit einem Male sehr neugierig, den Ernst der Lage hatte er anscheinend noch nicht ganz begriffen, es war ja auch eine Angelegenheit, deren Ausmaß man nicht auf Anhieb umreißen konnte. Shakespeare stand auf, ließ meine hochhackigen Schuhe liegen, und ich lotste ihn zu dem Ikea-Spiegel am Ende des Flurs. In dem Spiegel sahen wir uns meinen Körper an, der durch Schminke und Klamotten für meine Verhältnisse ziemlich perfekt war. Da ich keine Kontrolle über meinen Körper besaß, musste ich mich selber so ansehen, wie er mich anschaute: von oben bis unten. Es war, als ob man durch eine Kamera blickte, die ein anderer in der Hand hielt.
     
    Bei dem Anblick von Rosa wich meine Panik der Verblüffung. Sie sah einerseits so aus, wie ich es mir hätte ausmalen können: Sie wirkte intelligent, und um ihre Augen herum konnte man erkennen, dass sie einen listigen, gar verwegenen Humor besaß. Auf der anderen Seite war ich ungeheuer überrascht: Ihr Gesicht wirkte verletzlich, gar etwas schüchtern. Überhaupt nicht wie die kraftvolle Frau, für die ich Rosa hielt. Ich betrachtete mir dann den Körper und war von all den Reizen dermaßen überflutet, dass ich nur eine Beobachtung über ihren Leib hervorbringen konnte: «Rosa... ?»
    «Ja?» Ich war nun sehr gespannt, was er nach der Betrachtung von mir sagen würde.
    «Deine Brüste hängen ein wenig.»
    «Na, vielen Dank!», erwiderte ich. «Ich frage mich, wie ich mich je nach dir habe sehnen können!»
    «Du hast dich nach mir gesehnt?», fragte ich überrascht und geschmeichelt.
    «Ja... das hab ich ...», gestand ich, und die Wut aus meiner Stimme verschwand langsam wieder.
    «Das kann ich gut verstehen.»
    «Wie uneitel von dir», spottete ich.
    «Ich meinte dies in der Tat uneitel», erwiderte ich, «denn auch ich bin hocherfreut, bei dir zu sein.» Wahrlich war ich voller Erleichterung, dass Rosas Geist nicht vernichtet worden war. Mit der Schuld, für Rosas Tod verantwortlich zu sein, hätte ich nicht weiterleben können. Gemeinsam mit der Schuld, die ich mir wegen Anne aufgeladen hatte, wäre ich wohl endgültig an der schweren Last auf meinem Gewissen zerbrochen.
     
    Ich war total geschmeichelt. Wäre mein Körper noch meiner gewesen, ich wäre garantiert rot geworden. «Am liebsten würde ich dich jetzt umarmen.»
    «Schade, dass das nicht geht. Aber ich würde gerne etwas anderes machen.»
    «Und was?», fragte ich neugierig.
    «Ich würde gerne die Kleider ablegen, um deinen Körper näher zu begutachten...»
     «Was?!?»
    «Und ihn erspüren.»
     «Erspüren?!?»
    «Ich war schon immer neugierig zu erfahren, wie sich die weibliche Ekstase wohl anfühlen möge...»
    «Wenn du das auch nur versuchst, bist du tot.»
    «Es würde mir aber helfen, die weiblichen Figuren in meinen Stücken noch lebensnaher zu zeichnen...»
    «Mausetot.»
    «Ich weiß nicht, wie du mich töten willst, da du ja gerade keinen eigenen Körper hast...»
    «Und exakt das ist unser Problem! Ich hab nicht mehr meinen Körper. Aber du hast auch nicht mehr deinen!» Erst als ich das gesagt hatte, drang langsam das komplette Ausmaß der Lage zu Shakespeare durch. Er blickte an mir herab und stellte fassungslos fest:
    «Ich befinde mich wahrlich in einem Frauenkörper...»
    «In meinem, um genau zu sein.»
    «Und... mein Willy ist auch nicht mehr da...»
    «Du nennst dein Ding < Willy >?!?», fragte ich erstaunt.
    «Meine Mutter nannte ihn immer
    «Dann schon lieber < Willy >.»
    «Das hab ich meiner Mutter auch immer gesagt», seufzte ich.
    «Vielleicht könnten wir das Thema wechseln und überlegen, was wir nun unternehmen?», schlug ich vor. «Einverstanden.»
     
    Ich wies Shakespeare den Weg ins Wohnzimmer und bat ihn dort, dass er sich - beziehungsweise mich - auf das Sofa setzen solle, damit er nicht hinfiel, wenn ich ihm erklärte, wo genau er sich befand. Shakespeare war sichtlich verwirrt von der Einrichtung meiner Wohnung. Nicht so wie Jan, der einst verblüfft war, wie man in so einem Chaos leben konnte. Es war bei Shakespeare eher eine < Was ist denn das für ein flimmernder Kasten?>-Verwirrung. Bevor ich ihm das Prinzip des Fernsehens erläutern konnte, musste ich ihm aber erst mal eröffnen, dass er in der Zukunft gelandet war.
    «Du ... du ...»Ich suchte nach einer möglichst schonenden Art, ihm die Wahrheit

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