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Ploetzlich Shakespeare

Ploetzlich Shakespeare

Titel: Ploetzlich Shakespeare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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langatmige, einschläfernde Predigt hielt, bei der er erklärte, dass eine Ehe vielen harten Prüfungen ausgesetzt sei (Krankheit, Eifersucht, die Renovierung des Eigenheims), begann Shakespeare müde zu werden, noch schläfriger als die anderen Hochzeitsgäste. Schließlich schlief er ein, und ich erlangte endlich die Kontrolle über meinen Körper wieder und damit die Gelegenheit, meine große Liebe zurückzuerobern.
    Ja, das Klischee feierte ein grandioses Comeback!
     

52
    «Sollte jemand gegen diese Ehe etwas einzuwenden haben, so möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen», leierte der Pastor.
    Dies war mein Stichwort.
    Ich stand unsicher auf, mit zitternden Beinen, trockener Kehle und rasendem Herzen, um zu sagen, was ich zu sagen hatte. So, wie es vor mir schon unzählige Frauen in romantischen Komödien getan hatten. Dumm nur, dass ich im Gegensatz zu diesen Heldinnen dabei vor lauter Zittern mit dem Knie gegen die Holzbank stieß und daher als Erstes laut ausrief: «Au Kacke!»
    Entsprechend erstaunt blickte mich die ganze Hochzeitsgesellschaft an. Der Pastor schaute indigniert drein, Olivia war irritiert, Jan verblüfft.
    «Ich wollte nicht < Au Kacke> sagen», erklärte ich dem Pastor hastig. «Ich hab mir nur das Knie gestoßen... und da ist mir nicht so schnell < Au, vermaledeit> eingefallen.»
    Der Pastor sah mich streng an, aber Jan lächelte leicht, er verzieh mir den Fluch. Der Pastor wandte sich wieder seinem Manuskript zu, setzte nochmal von vorne an, das Brautpaar drehte sich zu ihm um, und alle gingen davon aus, dass ich mich gleich wieder hinsetzen würde. Doch ich blieb stehen.
    «Setz dich hin», zischelte Holgi.
    Ich hörte nicht auf ihn und blieb weiter stehen.
    Der Pastor beendete seinen Satz erneut mit den Worten: «... für immer schweigen.»
    «Mit meint er dich, Rosa», drängelte Holgi. Er zog an meinem Ärmel und wollte mich auf die Bank runterzerren. Ich kämpfte dagegen an und zischelte: «Lass los.»
    «Ich denk nicht dran.»
    «Lass los!»
    «Wie du willst. Jeder muss seine eigenen Fehler machen», seufzte Holgi und ließ dann ruckartig los. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten, genau auf meine Sitznachbarin, die ältere Rauhaardackel-Dame. Fluchend schrie ich auf: «Au,fuck!»
    Alle in der Kirche blickten wieder zu mir.
    Ich rappelte mich hastig von der Dame auf, zeigte auf sie und sagte schnell: «Sie war's! Sie war's!»
    «War ich nicht!», dementierte die kleine alte Frau wahrheitsgemäß.
    «Sie dürfen sich setzen», forderte der alte Pastor mich streng auf. Darauf hörte ich, wie Jans Mutter halblaut in die Kirche sagte: «Am besten auf einen elektrischen Stuhl.»
    Ich blieb aber weiter stehen.
    «Oder haben Sie noch etwas zu sagen?», fragte mich der Pastor nun mit einem < Wehe, Sie haben noch etwas zu sagen>-Unterton. Untermauert wurde diese Frage von dem -Blick der Braut und dem -Blick des Bräutigams. Die Frage war nur: Hatte Jan nur Angst davor, dass ich seine Hochzeit weiter stören würde, oder hatte er Angst vor seinen Gefühlen zu mir?
    «Rosa hat nichts mehr zu sagen», erklärte Holgi für mich.
    «Dann kann ich ja jetzt mit der Trauung fortfahren», stellte der Pastor erleichtert fest.
    Gerade wollte ich den Mund zum Widerspruch öffnen, da antwortete Holgi: «Ja, das können Sie.»
    Ich ging darauf nicht ein und brachte nun endlich raus, was ich vorbringen wollte: «Ich... ich habe einen Einwand gegen diese Ehe.»
    «Müssen wir uns das anhören?», fragte Olivia wutschnaubend. Der Pastor war irritiert, ganz offensichtlich war ihm so etwas in seiner ganzen Karriere noch nie passiert. Nach kurzem Überlegen entschied er: «Nein, wir müssen uns das nicht anhören.»
    Er griff wieder zu seinem Manuskript, aber ich gab mich nicht so schnell geschlagen, jetzt war ich schon so weit gegangen, da musste ich das hier einfach durchziehen:
    «Moment mal!», protestierte ich, «Sie haben diese Aufforderung vorgetragen, dass man was sagen soll, wenn man etwas gegen die Ehe vorzubringen hat.»
    «Das war eher rhetorisch gemeint», erwiderte der Pastor unsicher.
    «Dann verkünden Sie hier etwa nur leere Worte?», fragte ich.
    Der Vorwurf traf, und der Pastor kam ins Grübeln. Olivia bekam es nun mit der Angst zu tun: «Sie ... Sie werden sich doch von dieser unmöglichen Person nicht etwas sagen lassen?»
    Dass sie Angst hatte, gefiel mir,

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