Ploetzlich Vater
wer bei wem einzieht.“
„Wir?“, fragte Derrick entgeistert. „Wir besprechen hier weder mein Liebesleben noch entscheiden wir, was das Beste für mich ist. Jill und ich werden unser Liebesleben und unsere Zukunft miteinander ganz ohne eure Hilfe diskutieren.“ Waren sie alle verrückt geworden?
„Da ist aber jemand ganz schön leicht reizbar“, bemerkte Jake.
„Er ist einfach sensibel“, korrigierte ihn Mom.
Natürlich waren sie alle vollkommen verrückt. Warum stellte er das überhaupt infrage?
„Er ist verliebt, das sieht doch ein Blinder“, schaltete sich Rachel ins Gespräch ein, ganz so als wäre er gar nicht im Zimmer.
Sein Vater kam näher zu Derrick und musterte ihn genau. „Woran siehst du das denn?“
„Er hat gerade gesagt, er diskutiert sein Liebesleben mit ihr“, erklärte Rachel. „Würde er das sagen, wenn es gar kein Liebesleben gäbe?“
„Du bist ein schlaues Mädchen“, sagte Dad und zwickte ihr in die Nase, als sei sie eine Fünfjährige.
Derrick verzog das Gesicht. „Dad riecht wieder nach Zigarren, Mom.“
„Phil, du hast doch nicht etwa …?“
Dad warf Derrick einen warnenden Blick zu. „Also ich würde gerne mehr über dieses Liebesleben wissen“, sagte er, um seinem Sohn heimzuzahlen, dass er ihn verpetzt hatte. „Und darüber, wie wir alle besprechen, was mit dir und Jill …“
„He“, unterbrach ihn Derrick, „habt ihr schon gehört, dass Connor am Freitag mit Sandy ausgeht? Was haltet ihr denn davon?“
Die Augen seiner Mutter weiteten sich, und seine Schwester fuhr sich mit dem Finger über die Kehle, gab ihm zu verstehen, dass er den Mund halten sollte. „Was ist denn?“, fragte Derrick. Er war ehrlich verwirrt.
Jake wurde rot, rannte hinaus und schlug die Tür lautstark hinter sich zu.
Zoey seufzte. „Jake ist in sie verknallt. Seit er gemerkt hat, dass Connor auch ein Auge auf sie geworfen hat, ist er ziemlich schlecht gelaunt.“
„Und ihr haltet mich für das Sensibelchen der Familie?“ Derrick schüttelte den Kopf.
Das Zufallen der Eingangstür kündigte weiteren Besuch an. Als Maggie in die Küche trat, wurde es schlagartig still.
Derrick war sich nicht sicher, ob alle aufgehört hatten zu reden, weil sie sehen wollten, ob Aaron ihr folgte, oder ob sie nur nicht wussten, was sie sagen sollten, jetzt da Aaron seine Sachen gepackt und sie verlassen hatte.
Das letzte Mal, als er Maggie gesehen hatte, hatte sie eine rote Nase und vom Weinen geschwollene Augen gehabt. Doch heute sah sie wieder aus wie eh und je: mit makelloser Haut und wunderschön, zierlich und mit klarem Blick.
Derrick war als Erstes an ihrer Seite und nahm ihre Hand. „Wie geht es dir?“
„Ich bin froh, dass du da bist. Ich wollte mich dafür entschuldigen, wie ich dich behandelt habe, als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Du bist extra den ganzen Weg gekommen, um für mich da zu sein, und ich war so schroff zu dir. Es tut mir leid, das hast du nicht verdient.“
„Du musst dich niemals bei mir entschuldigen, das weißt du. Du machst gerade eine schwere Zeit durch, und ich wollte dich wissen lassen, dass ich immer für dich da bin. Egal zu welcher Uhrzeit, ruf einfach an und ich komme vorbei.“
Sie lächelte ihn an, bevor sie von der ganzen Familie umrundet wurde, die alle Maggie ihre Unterstützung zeigen wollten.
Als sie endlich am Tisch Platz genommen hatten, kam auch Jake wieder in die Küche und setzte sich zwischen seine Schwestern. Nur seine Brüder Garrett und Lucas und natürlich Aaron fehlten am Tisch. Alle lachten und schwelgten in Erinnerungen, die Themen reichten von Sport bis hin zu E-Books, sie landeten sogar bei Politik, ohne sich zu streiten.
Maggie saß neben Derrick, und als der darüber sprach, wie sein Sohn ihn manchmal ansah, streckte sie die Hand aus und berührte ihn sanft, nur ein schlichtes Streifen ihrer Finger an seinem Handgelenk.
Derrick spürte, wie etwas sehr Seltsames geschah.
In diesem einen Moment kam etwas plötzlich an die Oberfläche und erwachte in ihm. Es war fast so, als würde ein Teil seiner Kindheit vor seinen Augen vorbeiziehen und ihm das zeigen, was er in den letzten Jahren nicht hatte sehen wollen. Es war, als käme plötzlich die Wahrheit ans Licht, als gäbe es endlich eine Antwort auf die Frage, die ihn schon sein ganzes Leben lang beschäftigte.
Es war ein ganz seltsames Gefühl.
Nur eine winzige Geste. Das war alles, was es gebraucht hatte. Ihre Fingerspitzen, die ganz leicht über sein
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