Ploetzlich Vater
Nach alldem, was ich dir angetan habe?“ Nichts schien mehr einen Sinn zu ergeben.
„Stimmt“, gab sie zurück. „Für nichts auf der Welt würde ich das verpassen wollen.“
Maggie ging die Treppe hinunter. Derrick, der das Gefühl hatte, beobachtet zu werden, drehte sich um und sah Jill hinter ihrem Küchenfenster stehen.
* * *
Auf dem Rückweg von Ryans Termin bei Dr. Lerner kurbelte Jill, als sie an den Warner Brothers Studios und NBC vorbeifuhr, das Autofenster herunter und ließ ihre Haare in der warmen Brise flattern.
Dr. Nate Lerner hatte sich erfreut darüber gezeigt, wie gut ihr Sohn sich entwickelte. Nach der Untersuchung hatte sie sich für die Blumen bedankt und ihm gesagt, dass ihr Leben zurzeit noch sehr chaotisch war. Sie musste erst einmal alles wieder ins Lot bringen, bevor sie mit irgendjemandem ausging. Er war sehr liebenswürdig gewesen und hatte sie gebeten, ihn wissen zu lassen, wenn sie für ein weiteres Date bereit war. Er versprach ihr, einen Abend auszusuchen, an dem er nicht Bereitschaftsdienst hatte.
Jill wollte es sich nicht eingestehen, aber sie hatte gehofft, dass Derrick gestern wie angekündigt um acht Uhr vor ihrer Tür stehen würde, damit sie sich aussprechen konnten. Sie hatte sich definitiv in ihn verliebt. Warum und wieso, darüber konnte sie nur spekulieren. Trotz der Tatsache, dass Derrick nicht aufgetaucht war, hatte sie es geschafft, die ganze Nacht durchzuschlafen. Ryan war jetzt über einen Monat alt und hatte heute Morgen bis um fünf Uhr geschlafen. Sie war ausgeschlafen und wollte voller Energie den Tag beginnen.
Heute war Donnerstag. Die Mediation war für Montag angesetzt. Wenn das erst einmal vorbei war und sie alles schwarz auf weiß hatte, würde sie endlich mit den Dingen abschließen können. Dann gab es kein Rätselraten mehr. Die Sorge, dass man ihr Ryan wegnehmen könnte, würde dann nicht mehr auf ihren Schultern lasten.
Jill fuhr auf den Parkplatz und sah Derricks Wagen dort stehen. Unwillkürlich schlug ihr Herz schneller, wenn sie daran dachte, ihm über den Weg zu laufen.
Mit Ryans Babytrage in der einen Hand und der Wickeltasche über der Schulter stieg sie die Treppe hoch. Eine kühle Brise strich ihr übers Gesicht. Auf dem Balkon ihres Nachbarn schwirrte ein Kolibri.
Als sie in ihrer Wohnung ankam, nahm sie Ryan aus seiner Trage und brachte ihn in sein Zimmer, lächelte darüber, wie er mit den Beinchen strampelte und die Ärmchen ausstreckte. Sie legte ihn in sein Bettchen und ging in die Küche, um das Fläschchen zu holen. Als sie einen Topf mit ein wenig Wasser auf den Herd stellte, um es warm zu machen, sah sie, dass Derricks Wohnungstür aufging.
Es waren Derrick und Maggie. Sie redeten miteinander, wirkten beide ernst, dann umfasste Maggie sein Gesicht und küsste ihn. Nachdem der Kuss beendet war, umarmten sie sich – eine Ewigkeit lang, wie es schien.
Ihr sank das Herz, und sie hielt den Atem an. Gestern hatte sie gedacht, sie sei vielleicht zu hart zu Derrick gewesen. Vielleicht hatten sie ja, trotz allem, was sie mit ihren eigenen Augen gesehen hatte, eine Chance.
Oh Gott, wie hatte sie nur so dumm sein können? Sie war so dämlich gewesen. Sie hatte versucht, über seine offensichtliche Vernarrtheit in diese Frau hinwegzusehen, doch jetzt wurde ihr bewusst, dass mehr dahintersteckte. Als spürte er, dass sie ihn beobachtete, drehte Derrick sich um und sah sie an. Dann kam er geradewegs zu ihrer Wohnung herüber.
Jill öffnete, noch ehe er klopfen konnte, und starrte ihn entsetzt an, als sie sein Gesicht aus der Nähe sah. „Was ist denn mit dir passiert?“
„Das ist eine lange Geschichte.“
Er versuchte, in die Wohnung zu kommen, doch sie versperrte ihm den Weg. „Beantworte mir erst ein paar Fragen, dann können wir reden.“
„Okay. Wenn es darum geht, was du gerade gesehen hast …“
„Letzte Woche, als du Hank zu deinem Haus nach Malibu gebracht hast“, schnitt sie ihm das Wort ab, ohne sich dafür zu entschuldigen, „bist du erst um Mitternacht nach Hause gekommen. Wo warst du?“
Er vergrub die Hände in den Hosentaschen. „Überall und nirgends“, antwortete er. „Wenn ich mich recht erinnere, war es ein ziemlich verrückter Tag.“ Seine Augen wurden schmal, und er presste die Lippen zusammen, als würde das seinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. „Das Auto meiner Schwester ist kaputtgegangen“, fuhr er fort. „Daran erinnere ich mich noch.“
„Hast du an dem Abend Maggie
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