Ploetzlich Vater
wieder vorbei, bevor sie überhaupt eine Chance gehabt hatte, und das bestätigte Sandys Ängste nur. Doch Jill wollte ihrer Freundin nicht wehtun, deshalb wechselte sie das Thema. „Hab ich dir schon erzählt, dass Thomas mich gestern angerufen hat?“
Sandys Augen wurden groß. „Was wollte er denn?“
„Er hat angeboten, mein Anwalt zu sein, falls ich Hilfe dabei brauche, Derrick von Ryan fernzuhalten.“
„Woher weiß er denn von Derrick?“
„Ich habe es meiner Mutter erzählt, und sie muss es ihm gesagt haben. Trotz der Tatsache, dass er mich am Altar verlassen hat, sind meine Eltern immer noch der Meinung, er könnte übers Wasser gehen.“
„Was hast du dazu gesagt?“
„Ich habe ihm klargemacht, dass ich sein Angebot zu schätzen weiß, aber seine Hilfe nicht brauche. Außerdem habe ich gesagt, dass Derrick und ich ein Paar sind.“
„Du hast was ?“
Jill lächelte. „Gute Idee, oder? Ich wollte ihm zeigen, dass ich über ihn hinweg bin. Außerdem wird er es gleich meinen Eltern erzählen, vielleicht kommen sie dann nicht sofort zu Besuch.“
„Hat er sich traurig angehört?“
Jill zuckte mit den Achseln und rührte im Topf herum. „Schwer zu sagen.“
„Hat er Ryan erwähnt, ich meine, hat er gefragt, wie es ihm geht?“
„Er hat mir gratuliert und gesagt, dass es ihm leidtut, wie die Dinge zwischen uns gelaufen sind.“
Sandy goss Barbecuesoße in einen Messbecher und schaute dann zu Jill auf. „Du machst dir über irgendetwas Sorgen. Was ist los?“
„Ich glaube, ich sollte ernsthaft darüber nachdenken, Thomas’ Angebot anzunehmen, für den Fall, dass Derrick und ich uns in Bezug auf Ryan nicht einigen können. Es wäre dumm von mir, nächsten Monat vollkommen unvorbereitet bei dem Mediator aufzutauchen.“
„Das stimmt“, antwortete Sandy und warf die Zwiebeln und Paprikas in den Topf. „Ich bin trotzdem neugierig. Warum, glaubst du, hat sich Thomas nach all der Zeit gerade jetzt gemeldet?“
„Er hat schon einmal angerufen, aber ich habe den Hörer nicht abgenommen.“
„Empfindest du noch etwas für ihn?“
„Ich habe eingesehen, dass ich einen Schlussstrich ziehen muss, und das kann ich nur, wenn wir uns zusammensetzen und über das reden, was passiert ist.“ Was Jill wirklich wissen musste, war, wie jemand, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte, sie so hatte demütigen können. Wenn er schon wusste, dass er sie nicht heiraten konnte, warum hatte er sie dann wie eine Närrin vor dem Altar stehen lassen, anstatt mit ihr darüber zu sprechen? Diese eine Frage bereitete ihr noch immer schlaflose Nächte. Sie hatte Thomas vertraut und nicht im Traum daran gedacht, dass er zu so etwas fähig wäre. Aber er hatte es getan, und nicht einmal eine Woche, nachdem er sie in der Kirche hatte stehen lassen, hatten ihn ihre Eltern zu sich nach Hause eingeladen und Jill bekniet, aus ihrem Zimmer zu kommen und mit ihm zu reden. Sie erwarteten, dass sie ihm sofort vergab, ohne Fragen zu stellen. Das hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Sie hatte ihre Sachen gepackt und war eine Woche später nach Kalifornien umgezogen.
Der Geruch von Knoblauch und Zwiebeln stieg aus dem Topf auf, und Sandy fügte weiße Bohnen dazu. „Ich frage mich, ob Connor wohl auf dem Grillfest am Sonntag ist“, sagte sie.
„Derricks Bruder?“
Sandy nickte. „Warum bist du so überrascht?“
„Keine Ahnung. Vielleicht, weil du schon lange kein Interesse mehr an einem Mann gezeigt hast.“
„Ich bin nicht an ihm interessiert. Ich habe mich nur gefragt, warum er so still ist … und traurig.“
Wenn Jill noch die Hoffnung gehabt hätte, Sandy zu einem Happy End verhelfen zu können, hätte sie die Gelegenheit beim Schopf ergriffen. Doch in Wahrheit war Sandy einfach zu wählerisch, ganz zu schweigen von stur und eigensinnig.
„Das ist mir gar nicht aufgefallen“, log Jill. „Aber wenn wir schon beim Thema ‚Derrick und seine Brüder‘ sind: Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, zu dem Grillfest zu gehen.“
Sandy antwortete nicht.
„Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es gut ist, wenn Derrick und ich Freunde werden“, fügte Jill hinzu.
„Da kann ich dir nicht widersprechen“, antwortete Sandy und rührte die Zutaten im Topf zusammen. „Du weißt ja, was ich von seinem unerwarteten Auftauchen halte.“
„Genau. Ich habe mich durch den ganzen Samenspendeprozess gekämpft in dem Wissen, dass ich Ryan alleine großziehen würde. Aber damit das klar ist
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